Bettina von Arnim Zitate
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Ist das kein gerechter Anspruch: daß ich bin, und der Hilfe bedarf, die du geben kannst!
Dies Leben ist ein Gefängnis, wo jeder nur eine kümmerliche Aussicht hat in die Freiheit: das ist die eigene Seele.
Wen das Unglück recht anbraust, den treibt’s nicht hin und her – es versteinert ihn, wie Niobe.
Verstehen ist lieben; was wir nicht lieben, das verstehen wir nicht; was wir nicht verstehen, ist nicht für uns da.
[…] Meinst Du, ich könne je dem Unrechterliegenden mich lossagen und auch nur in Gedanken übergehen zu dem Unrecht, das vor der Welt Recht behält, ich fühle, es liegt größere Freiheit darin, mit dem Unterdrückten die Ketten tragen und schmählich vergehen, als mit dem Unterdrücker sein Los teilen.
Wandern ist die vollkommenste Art der Fortbewegung, wenn man das wahre Leben entdecken will. Es ist der Weg in die Freiheit.
Aber frei will ich sein und ganz mein, und was ich gebe, das soll mich nicht binden.
In der Dunkelheit der Nacht so allein, da wird das Tiefste, was man will, recht deutlich!
Jeder Gedanke ist die Blüte einer Pflanze. Was ist dann aber ihre Frucht? Die Wirkung auf unser Inneres ist ihre Frucht!
Die gesunde Einstellung, die einzig vernünftige, einem Fehler oder einer begangenen Sünde gegenüber, ist sicherlich die, seine moralischen Schultern kräftig zu schütteln.
Führt kein Abzeichen, das der Gemeinsinn nicht versteht, prahlt euch nicht mit Verdiensten, die eine Notwendigkeit unserer Verpflichtungen sind.
Was wir vergessen, töten wir, wessen wir gedenken, das beleben wir. Was uns vergißt, das tötet uns. Jede Sehnsucht ist Begierde zu bilden, zu gebären, jede Erinnerung ist eine Wiedergeburt.
Nicht über den Augenblick soll man hinausdenken; aber in jedem einzelnen Moment soll man die Kraft zusammennehmen.
Wolltet ihr aber die Naturstimme Steuermann sein lassen, ihr würdet nicht Schiffbruch leiden!
Gott hat mich con amore geschaffen, wie sollte ich da im Mindesten mich gegen dieses con amore auflehnen. Gefällt es ihm, so gefall ich mir noch besser.
Erkenne erst alle Sterne und das Letzte, dann kannst du zweifeln, bis dahin ist alles möglich.
Und glaub nur nicht, daß alle Menschen leben, die sind zwar lebendig, aber sie leben nicht.
Daß vieles sich nicht verwindet, wenn’s einmal empfunden ist, daß es immer wiederkehrt, ist nicht traurig; aber daß die Ufer ewig unerreichbar bleiben, das schärft den Schmerz.
Die Sterne strahlen gegen Morgen viel heller und freudiger, und doch sehen sie ihrem Untergang entgegen! Alles wird schöner, wenn es sich bald verändert.
Alle Kraft ist man der Welt schuldig, und dem, der uns am nächsten steht, am ersten.
Es sucht jeder in der Liebe nur sich, und es ist das höchste Glück, sich in ihr zu finden.
Die Menschenseele ist ein kleiner fliegender Samenstaub, der einen guten Boden sucht, um auch Charakter zu werden.
Nur der mit Leichtigkeit, mit Freude und Lust die Welt sich zu erhalten weiß, der hält sie fest.
Unter allen Einmischereien ist die, die sich mit Mann und Frau beschäftigt, für alle Teile die verhängnisvollste.
Freundschaft ist aber gewiß eine der höchsten Seelenkräfte verzehrende Schmarotzerpflanze.
Wer sich nach Licht sehnt, ist nicht lichtlos, denn die Sehnsucht ist schon Licht.
Wo ist denn der Ruhesitz der Seele? Wo fühlt sie sich beschwichtigt genug, um zu atmen und sich zu besinnen? Im engen Raum ist’s, im Busen des Freundes.
Werden ist für das wirkliche Leben, Kraft fühlen und diese anwenden, und nicht bloß sich zum Helden träumen.
Der Mensch ist nicht, er wird erst. Der Mensch ist noch nicht geboren, er keimt erst. Der Mensch ist noch im Mutterleib, und sein Denken ist schlafendes Saugen der unreifen Frucht.
Keiner soll sich hüten oder sich um sein Schicksal kümmern, wenn er das Rechte liebt; sein Geist ist erfüllt, was nützt das andere!
Ein Verstand, der die Füße in einem Sack von Vorurteilen stecken hat, der kann nicht nach dem Ziel laufen.
Sehnsucht ist die rechte Fährte, sie weckt ein höheres Leben, gibt helle Ahnung noch unerkannter Wahrheiten, vernichtet alle Zweifel und ist die sicherste Prophetin seines Glücks.