Blaise Pascal Zitate
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Alles Unheil in dieser Welt geht davon aus, dass die Menschen nicht still in ihrer Kammer sitzen können.
Woher kommt es, daß ein Hinkender uns nicht beleidigt, während ein hinkender Geist dies tut? Die Ursache ist die: der Hinkende erkennt, daß wir gerade gehen, der hinkende Geist aber sagt, daß wir es sind, die hinken. Ohne dieses würden wir eher Mitleid als Zorn für ihn haben.
Wenn wir alle Nächte von dem gleichen Ereignis träumten, so würde es uns ebensosehr beeinflussen wie die Dinge, die wir alle Tage sehen.
Die Mathematiker, die nur Mathematiker sind, denken also richtig, aber nur unter der Voraussetzung, daß man ihnen alle Dinge durch Definitionen und Prinzipien erklärt; sonst sind sie beschränkt und unerträglich, denn sie denken nur dann richtig, wenn es um sehr klare Prinzipien geht.
Es gibt zwei gefährliche Abwege: die Vernunft schlechthin abzulegen und außer der Vernunft nichts anzuerkennen.
Der Mensch ist nur ein Schilfrohr, das schwächste in der Natur: Aber ein Schilfrohr, das denkt.
In seiner Religion muß man aufrichtig sein: wahre Heiden, wahre Juden, wahre Christen.
Ohne Jesus Christus wissen wir weder, was unser Leben, noch was unser Tod ist, noch was Gott ist, noch was wir selber sind.
Das Böse ist leicht, und es gibt unendlich viele Formen des Bösen; das Gute ist beinahe einförmig.
Vielfalt, die sich nicht zur Einheit ordnet, ist Verwirrung. Einheit, die sich nicht zur Vielfalt gliedert, ist Tyrannei.
Wir betrachten die Dinge nicht nur von verschiedenen Seiten, sondern auch mit verschiedenen Augen; wir hüten uns, sie gleich zu finden.
Wenn alle Menschen wüßten, was die einen über die anderen reden, so gäbe es keine vier Freunde auf Erden.
Wie eitel ist die Malerei, wo man die Ähnlichkeit mit Dingen bewundert, die man im Original keineswegs bewundert.
Die Rechenmaschine bringt Wirkungen zustande, die dem Denken näher kommen als alles, was die Tiere tun; aber sie vollbringt nichts, was zu der Behauptung veranlassen könnte, sie habe Willenskräfte wie die Tiere.
Alles Unheil kommt von einer einzigen Ursache, dass die Menschen nicht in Ruhe in ihrer Kammer sitzen können.
Allein ist der Mensch ein unvollkommenes Ding; er muss einen zweiten finden, um glücklich zu sein.
Es ist gefährlich, den Leuten zu sagen, daß ihre Gesetze nicht gerecht seien, denn die Leute gehorchen ihnen nur, wenn sie glauben, daß ihre Gesetze gerecht seien.
Je mehr man Geist hat, desto mehr originelle Menschen findet man. Gewöhnliche Leute sehen keine Unterschiede.
Die Gerechtigkeit und die Wahrheit sind zwei so feine Punkte, daß unsere Instrumente viel zu stumpf sind, um sie genau zu treffen. Wenn sie sie treffen, so zerdrücken sie den eigentlichen Punkt und stützen sich ringsumher mehr auf das Falsche als auf das Wahre.
Der eigene Vorteil ist ein unfehlbares Mittel, um uns in angenehmer Weise die Augen zu blenden. Auch der gerechteste Mensch darf nicht in eigener Sache Richter sein.
Weltliche Dinge muß man erkennen, damit man sie lieben kann. Göttliche Dinge muß man lieben, damit man sie erkennen kann.
Wenn man sagen will, daß der Mensch zu gering ist, um die Verbindung mit Gott zu verdienen, muß man sehr groß sein, um darüber zu urteilen.
Es ist ein Verbrechen, den Frieden zu stören, wo die Wahrheit regiert. Es ist ein Verbrechen im Frieden zu bleiben, wenn man die Wahrheit zerstört. Die Wahrheit ist demnach die erste Richtschnur und das letzte Ziel der Dinge.
Das Glück ist nicht außer uns und nicht in uns, sondern in Gott, und wenn wir ihn gefunden haben, ist es überall.
Neugierde ist nur Eitelkeit. Meistens will man nur etwas erfahren, um darüber zu sprechen.
Der letzte Schritt der Vernunft ist, anzuerkennen, daß unendlich viel über sie hinausgeht.
Jesus Christus, den die beiden Testamente, das Alte als seine Hoffnung, das Neue als sein Vorbild betrachten, und alle beide als ihren Mittelpunkt.
Wenn es eine die Natur übersteigende Verblendung ist, zu leben ohne zu erforschen, was man ist, so ist es eine grauenhafte Verblendung, böse zu leben, während man an Gott glaubt.
Man muß zu zweifeln wissen, wo es nötig ist, zuzugestehen wissen, wo es nötig ist, und sich zu unterwerfen wissen, wo es nötig ist. Wer das nicht tut, versteht nichts von der Macht der Vernunft.
Im Reiche des Fleisches herrscht recht eigentlich die Begehrlichkeit, im Reiche des Geistes recht eigentlich die Neugierde, in der Weisheit recht eigentlich der Stolz.
Der Glaube bringt genug Licht für diejenigen, die glauben wollen, und genug Schatten, um diejenigen mit Blindheit zu schlagen, die es nicht wollen.