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Oft kleiden sich des Lasters Triebe in die Gestalt erlaubter Liebe, Und du erblickst nicht die Gefahr.
Christian Fürchtegott GellertMan kann Amphibion sein und Fels und Wald bewegen, deswegen kann man doch nicht Bauern widerlegen.
Christian Fürchtegott GellertDu schilst den Unbestand der Güter, und siehst dein eigen Herz nicht ein: Veränderlich sind die Gemüter, so müssten auch die Dinge sein.
Christian Fürchtegott GellertIch soll erst vierzehn Jahre sein? Nein, vierzehn Jahr und sieben Wochen!
Christian Fürchtegott GellertEin Tor find't allemal noch einen größern Toren, der seinen Wert zu schätzen weiß.
Christian Fürchtegott GellertEin Ding kann noch so närrisch sein, es sei nur neu, so nimmt's den Pöbel ein.
Christian Fürchtegott GellertDer Gesetze der Weisheit und Moral sind nicht viele; nur der Erklärungen, Beweise und Anwendungen dieser Gesetze gibt es viele.
Christian Fürchtegott GellertWärest du so klug, die kleinen Plagen des Lebens willig auszustehen, so würdest du dich nicht so oft genötigt sehn, die größern Übel zu ertragen.
Christian Fürchtegott GellertChrist nennst du dich; doch nicht der Nam allein, Auch dein Gemüt und Tun muß christlich sein.
Christian Fürchtegott GellertWas braucht es mehr als Stolz und Unverstand, Um Millionen durchzubringen?
Christian Fürchtegott GellertJe minder sich der Kluge selbst gefällt, um desto mehr schätzt ihn die Welt.
Christian Fürchtegott GellertMan muß, will man sein Glück genießen, die Freiheit zu behaupten wissen.
Christian Fürchtegott GellertSelbst die unschuldigsten Freuden der Sinne gleichen den Blumen; sie sterben, sobald sie gebrochen sind.
Christian Fürchtegott GellertDer meisten Schönen Zorn gleicht ihrer Zärtlichkeit, Sie dauern beide kurze Zeit.
Christian Fürchtegott GellertWie hurtig schwamm nunmehr die Schöne Dem Ufer zu! Wie schön sang sie, wie zauberisch! Er reicht' ihr seine Hand. "Komm, göttliche Sirene!" - Doch welch Entsetzen! Seine Schöne, Sein Liebling, war halb Mensch, halb Fisch.
Christian Fürchtegott GellertIhr Haar bewegte sich, stieg voller Zorn empor Und stieß, indem es stieg, das Nachtzeug von dem Ohr.
Christian Fürchtegott GellertDu hast das nicht, was andere haben, und anderen mangeln deine Gaben; aus dieser Unvollkommenheit entspringet die Geselligkeit.
Christian Fürchtegott GellertDer Eifer der Arbeit wirkt oft in einer Stunde mehr, als der mechanische, schläfrige Fleiß in drei Stunden.
Christian Fürchtegott GellertWenn Lieb' und Pflicht dich nicht beleben, so ist dir alles kein Gewinn.
Christian Fürchtegott GellertUnterdrücke nie den Trieb deines Gewissens und die innerliche Schamhaftigkeit vor dem Bösen. Sie sind die Schutzengel des Guten.
Christian Fürchtegott GellertWer sich der Pflicht zu beten schämet, der schämt sich, Gottes Freund zu sein.
Christian Fürchtegott GellertGeiz ist Grausamkeit gegen die Bedürftigen, und die Verschwendung ist es nicht weniger.
Christian Fürchtegott GellertErzittre vor dem ersten Schritte! Mit ihm sind auch die andern Tritte Zu einem schweren Fall getan.
Christian Fürchtegott GellertBerühmt zu werden ist nicht schwer. Man darf nur viel für kleine Geister schreiben.
Christian Fürchtegott GellertFür Görgen ist mir gar nicht bange, Der kömmt gewiß durch seine Dummheit fort.
Christian Fürchtegott GellertWenn deine Schrift dem Kenner nicht gefällt, so ist es schon ein böses Zeichen; doch wenn sie sogar des Narren Lob erhält, so ist es Zeit, sie auszustreichen.
Christian Fürchtegott GellertDer Geizhals bleibt im Tode karg; Zween Blicke wirft er auf den Sarg, Und tausend wirft er mit Entsetzen Nach den mit Angst verwahrten Schätzen.
Christian Fürchtegott Gellert