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Aber dessen bin ich versichert, daß es, wenn unser Herz uns nicht, wider Willen unsrer Köpfe, zu bessern Leuten machte, die Moral aller Erdenbewohner wäre.
Christoph Martin WielandWo großer Reichtum ist, muss notwendigerweise auch große Armut sein, und von beiden ist sittliche Verdorbenheit die unausbleibliche Frucht.
Christoph Martin WielandWiewohl alle Menschen mehr oder weniger zum Heucheln geneigt sind [heißt] doch nur derjenige ein Heuchler [...], der es in einem so hohen Grade ist, daß wir andern, mit ihm verglichen, für aufrichtige Leute gelten können.
Christoph Martin WielandJene lehrten, wie man es machen müsse, um weise und tugendhaft zu scheinen; dieser lehrte, wie man es sei.
Christoph Martin WielandDas innige Bewußtsein dessen was wir fühlen ist unter allen Kennzeichen der Wahrheit unleugbar das sicherste; vorausgesetzt, daß ein Mensch überhaupt gesund und des Unterschiedes seiner Empfindungen und Einbildungen für sich bewußt ist.
Christoph Martin WielandAlle Menschen sind mehr oder weniger zum Heucheln geneigt, doch nur derjenige ist wirklich ein Heuchler, der andere zu seinem Vorteil und fast immer zu ihrem oder eines dritten Schaden hintergeht.
Christoph Martin WielandDie Erziehung ist die erste, die wichtigste, die wesentlichste Angelegenheit des Staates, die würdigste Sorge des Regenten und seiner Räte.
Christoph Martin WielandWen anders als die Natur können wir fragen, um zu wissen, wie wir leben sollen, um wohl zu leben?
Christoph Martin WielandNur die durch Eifersucht vergiftete Liebe hat die Art, alles begierig aufzuraffen, was den Eifersüchtigen in einem Argwohn bestärken kann, dessen Gewißheit er doch für sein größtes Unglück hält.
Christoph Martin WielandEin gutes Gedächtnis, worin nichts verloren geht, aber alles sich unmerklich zu jener feinen, bildsamen, halb geistigen Masse vereinigt, woraus die Phantasie ihre Zauber schöpft, ist gar herrlich.
Christoph Martin WielandDer Hauptgrundsatz der Stoiker war: der Weise unterwirft sich immer und in allem den ewigen und notwendigen Gesetzen der Natur der Dinge.
Christoph Martin WielandDer Schicksals Zwang ist bitter; Doch seiner Oberherrlichkeit Sich zu entzieh'n, wo ist die Macht auf Erden? Was es zu thun, zu leiden uns gebeut, Das muß gethan, das muß gelitten werden.
Christoph Martin WielandWer fest auf seinen Füßen steht, Der sehe zu, daß er nicht falle! Die Warnung, liebe Brüder, geht Euch an und mich, ohn' Ausnahm', alle!
Christoph Martin WielandWißt, nur zum Sterben ward dies Leben uns gegeben. Und was der Tod uns schenkt, das ist das wahre Leben.
Christoph Martin WielandDie höchste Lust ist das heitere Zurücksehen in ein wohlgebrauchtes, von keiner Reue beflecktes Leben.
Christoph Martin WielandNichts ist heimlicher und leiser, als die in unserm Innern nie ruhenden Wirkungen der Eigenliebe. Sie hat darum desto besseres Spiel, weil wir sie immer maskiert, nie in ihrer eigenen Gestalt sehen.
Christoph Martin WielandEine überraschende Freude und ein zartfühlendes dankvolles Herz sind selten beredt.
Christoph Martin WielandEin jeder Mensch hat, um einen gerechten Anspruch an Wohlwollen, Mitleiden und Hülfe von Seiten eines jeden Menschen zu haben, keinen andern Titel vonnöten, als daß er ein Mensch ist.
Christoph Martin WielandWie oft sehen wir die größesten Würkungen durch die armseligsten Ursachen hervorgebracht?
Christoph Martin WielandDie subtilste und kaltblütigste Vernunft hat von jeher die subtilsten Zweifler hervorgebracht.
Christoph Martin WielandDer Übergang von einer Stufe des Lasters zur anderen ist unmerklich, es kostet unendlich mehr Mühe, sich zu der kleinsten vorsätzlichen Übeltat, wenn es die erste ist, zu entschließen, als das Ärgste zu begehen, wenn man einmal die unglückliche Leichtigkeit, Böses zu tun, erlangt hat.
Christoph Martin WielandWas ist im Himmel und auf Erden und im Reich des Oceanus, das einen von Amorn verwundeten Dichter von der süßen Quelle seiner Schmerzen entfernen könnte?
Christoph Martin WielandMädchenehre ist ein blank geschliffener Stahl: ein Hauch, und sie erblindet.
Christoph Martin WielandWir können einem anderen nichts nützen, wofern wir nicht den Weg zu seinem Herzen finden.
Christoph Martin WielandDie meisten Leser bilden sich ein, der Verfasser habe mit eben der Leichtigkeit gearbeitet, mit welcher sie ihn lesen.
Christoph Martin Wieland... was für eine glatte, verführerische Schlange ist die Erzzauberin Eigenliebe!
Christoph Martin WielandDie Welt ist gleich unschuldig, wenn du sie für schöner, als wenn du sie für häßlicher hältst, als sie ist. Nimm sie für das, was sie ist.
Christoph Martin WielandEin Wahn, der mich beglückt, ist eine Wahrheit wert, die mich zu Boden drückt.
Christoph Martin Wieland