Claude Adrien Helvétius Zitate
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Der fürchterlichste Feind desbegriffene Despotismus… der Despotismus. Er verändert den Charakter eines Volkes, und zwar immer zum Schlechten.

Kleine Fehler in einem großen Werk sind die Brosamen, die man dem Neid hinwirft.

Wer sich selbst so viel nutzt, daß er andern nicht schadet, sondern ihr Wohl viel mehr fördert, ist der wahrhaft gute Mensch.

Wer die Menschen belehren und nicht täuschen will, muß ihre Sprache sprechen.

Das Maß von Geist, welches erforderlich ist, um uns zu gefallen, ist ein ziemlich genauer Gradmesser für das Maß von Geist, welches wir besitzen.

Das persönliche Interesse ist der einzige und universelle Maßstab für das Verdienst der menschlichen Handlungen; deshalb ist die Rechtschaffenheit in bezug auf einen einzelnen Menschen […] nichts anderes als die Gewöhnung an Handlungen, die ihm persönlich nützen.

Der Despotismus ist gleichsam das Alter und die letzte Krankheit eines Reiches.

Die Musen, so sagen die Dichter, lieben die Wälder, die Wiesen und die Quellen, weil man dort eine Ruhe genießt, die den Städten fremd ist.

Das Glück der Menschen ist, das zu lieben, was sie tun müssen. Auf diesem Prinzip ist die Gesellschaft nicht aufgebaut.

Der Wetteifer bringt Genies hervor, und der Wunsch, sich auszuzeichnen, erzeugt die Talente.

Der im Entstehen begriffene Despotismus erlaubt, alles zu sagen, vorausgesetzt, daß man ihn alles tun läßt. Aber der gefestigte Despotismus verbietet zu sprechen, zu denken und zu schreiben.

Den Leidenschaften verdanken die Wissenschaften und Künste ihre Entdeckungen…

Wenn der Mann von Genie fast überall hitziger verfolgt wird als der Meuchelmörder, so rührt das davon her, weil dieser bloß die Verwandten des Ermordeten, jener hingegen alle seine Mitbürger zu Feinden hat.

Der Stolz ist in uns nur das echte oder falsche Gefühl für unsere eigene Vortrefflichkeit.

In früher Jugend genügt die Furcht vor Strafen, um die jungen Menschen zum Studium anzuhalten, aber in einem fortgeschritteneren Alter… muß man zum Beispiel von einer solchen Leidenschaft wie der Liebe zum Ruhm entflammt sein, um die Mühe der vollen Hingabe an eine Sache auf sich zu nehmen.

Der Mensch ist gleichsam ein Modell, das den Künstlern zur Betrachtung dargeboten wird. Jeder sieht nur einige Seiten des Modells, und keiner hat einen Gang ganz herum gemacht.

Die Menschen sind keineswegs böse, sondern nur ihren Interessen unterworfen.

Menschlichkeit ist ein wohlüberlegtes Gefühl; nur die Erziehung kann es entwickeln und festigen.

Die Unaufrichtigen kennen die Menschen am wenigsten; sie sind zu sehr darauf bedacht, sich zu verstecken.

Es verfließen keine hundert Jahre, welche nicht dem folgenden Jahrhundert durch eine lächerliche Behauptung oder Leugnung etwas zum Lachen hinterlassen sollten.

Der Weg des Despotismus ist leicht. Das Volk sieht selten die Übel voraus, die ihm eine gefestigte Tyrannei bereitet.

Wenn man ihre Heiligenlegenden liest, findet man die Namen von tausend heiliggesprochenen Verbrechern.

Eine große Idee ist eine Idee von allgemeinem Interesse. aber Ideen solcher Art sind nicht immer diejenigen, die uns am lebhaftesten berühren.

Nur im Widerstreit gegensätzlicher Meinungen wird die Wahrheit entdeckt und an den Tag gebracht.

Und um die Menschen in harter Knechtschaft zu halten, verbietet ihnen der Priester den Vernunftgebrauch. Der Priester ist ehrgeizig, aber der Ehrgeiz beim Laien ist ihm verhaßt; denn dieser durchkreuzt seine Pläne.

Einige Zeit, nachdem ein Irrtum sich aufgeklärt hat, können die Menschen es sich nicht vorstellen, wie man ihn für richtig halten konnte.

Wir lieben die Ehre nicht um der Ehre, sondern allein um deren Vorteile willen, die sie bringt.

Es gibt keine Mittel, die der neidische Mensch nicht unter dem Schein der Gerechtigkeit anwendet, um das Verdienst herabzusetzen.

Häßliche Menschen haben im allgemeinen mehr Geist, weil sie weniger Gelegenheit für Vergnügen und mehr Zeit fürs Studium haben.

Wer gute Werke zu verfassen imstande ist, belustigt sich nicht damit, die der anderen zu kritisieren.

Ein allzu heftiger und tätiger Geist dient lediglich dazu, den Körper, dem er beigegeben, zu verzehren…

Der Mensch ist ein Modell, dem Blick verschiedener Künstler ausgestellt. Jeder besieht sich einige Facetten desselben; niemand ist jedoch um es herum gegangen.