Zitate von Clemens Brentano
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Es ist ein Schnitter, der heißt Tod, Er mäht das Korn, wenn’s Gott gebot; Schon wetzt er die Sense, Daß schneidend sie glänze, Bald wird er dich schneiden, Du mußt es nur leiden; Mußt in den Erntekranz hinein, Hüte dich schöns Blümelein!

Man soll Mitleid mit niemand haben, man soll sich vielmehr schämen, daß es so werden konnte!

Wenn der Sturm das Meer umschlinget, schwarze Locken ihn umhüllen, beut sich kämpfend seinem Willen die allmächtge Braut und ringet, küsset ihn mit wilden Wellen, Blitze blicken seine Augen, Donner seine Seufzer hauchen, und das Schifflein muß zerschellen.

Man soll keinen guten Willen von sich weisen, wenn er einem auch nicht gerade Not tut, sonst möchte der liebe Freund ausbleiben, wenn er ein andermal gar willkommen wäre.

Gewiß ist dies eine, daß Mitleid, welches aus Verachtung entspringt, auch wieder die Quelle der Verachtung wird.

Es ist etwas Entsetzliches in einer Zeit, wo nur die Idee siegt, mit den Waffen in der Hand zu sterben.

Zu Bacharach am Rheine Wohnt eine Zauberin, Die war so schön und feine Und riß viel Herzen hin.

Schweig Herz, kein Schrei! Denn alles geht vorbei! Doch daß ich auferstand und wie ein Irrstern ewig sie umrunde, ein Geist, den sie gebannt, das hat Bestand. Ja, alles geht vorbei nur dieses Wunderband, aus meines Wesens tiefsten Grunde zu ihrem Geist gespannt, das hat Bestand.

Engel, die Gott zugesehen Sonn‘ und Mond und Sterne bauen, sprachen: Herr, es ist auch schön, mit dem Kind ins Nest zu schauen

Die Sitte kann keinem Menschen erlassen werden; sie ist eine Allerweltssprache, ohne die man nicht verstanden wird.

Wenn Er bei Tage so hier säße, würde ich glauben, Er sei ein Lehnerich, so ein Tagedieb, der sich an die Häuser lehnt, damit er nicht umfällt vor Faulheit.

Geschämig tritt die falbe Aurora vor das Himmelshaus, da legt die graue Schwalbe fromm plaudernd ihre Träume aus. Da sinken in das Blaue der Sterne Geisteraugen ein, da wäscht sich in dem Taue das Licht den Sonnenschleier rein.

Herr, dies Werk ist nicht von mir in seiner Vollkommenheit; Du hast Dich nur meiner Hände bedienet. Mein ist nichts daran als die Mängel; diese aber decke zu mit dem Mantel Deiner Liebe und lasse sie verschwinden im Geheimnis Deiner Maße.

So oft der Mond mag scheinen, Gedenk ich dein allein; Mein Herz ist klar und rein, Gott wolle uns vereinen.

Wenn das Abendrot niedergesunken, keine freudige Farbe mehr spricht, und die Kränze still leuchtender Funken die Nacht um die schattichte Stirne flicht: Wehet der Sterne heiliger Sinn leis durch die Ferne bis zu mir hin.

Die alte Zeit, da wir jung waren, ist nun jung, da wir alt sind; wir wollen in der jungen Zeit uns unsers Alters freuen.

Mägdlein, schlag die Augen nieder! Blicke, die zu heftig steigen, plaudern alles fälschlich wieder, was die Lippen zart verschweigen. Mägdlein woll die Augen senken nach den Schlüssel an der Erde; sie wird ihn der Demut schenken, daß der Himmel offen werde.

Mein Schatz ist ausgeblieben, ich bin so ganz allein, im Lieben wohnt Betrüben und kann nicht anders sein.

Gib der Alltäglichkeit ihr Recht, und sie wird dir mit ihren Anforderungen nicht zur Last fallen.

Ihr liebes Angesicht war wie ein durchsichtiges Fensterlein ihres Herzens, aus dem ihre Seele, mit jeder inneren Bewegung errötend und erbleichend, zum Himmel schaute.

Vergiß mein nicht, du treues Herz, bleib treu mir in der Ferne, ohn dich ist alle Freude Schmerz, ohn dich sind dunkel die Sterne.

Glück ist eine stille Stunde, Glück ist auch ein gutes Buch, Glück ist Spaß in froher Runde, Glück ist freundlicher Besuch.

Freundschaft heißt nicht zusammenhängen und zusammensitzen, Freundschaft ist groß und frei und liegt im Gedanken, für den jeder Raum gleich nah ist.

Von allen Gefährten, die mich begleiteten, ist mir keiner so treu geblieben wie der Schutzengel.

Nur die Menschen, die vom Leben durchströmt werden, indem sie es durchströmen, sind schöne, glückliche, reine Menschen.

Sei stolz und lasse Deine Einsamkeit Dich nicht verführen, Deine Zeit an Menschen zu verlieren, von denen Du nichts gewinnst.

Was reif in diesen Zeilen steht, was lächelnd winkt und sinnend fleht, das soll kein Kind betrüben; die Einfalt hat es ausgesät, die Schwermut hat hindurchgeweht, die Sehnsucht hat’s getrieben.

Alles Menschenwerk, so es die gewöhnlichen Grenzen an Größe oder Vollendung überschreitet, hat etwas Erschreckendes an sich, und man muß lange dabei verweilen, ehe man es mit Ruhe und Trost genießen kann.

Wo dich die Menschen drücken, so hasse sie nicht, sehe sie an wie Pflanzen, die vielleicht auch in einem Boden stehen, der ihnen nicht gerecht ist.

Es gibt keinen ehrlicheren Weg zur Armut, als in ihr geboren zu sein; denn auch unser Heiland ward in ihr geboren.

Alles ist freundlich wohlwollend verbunden, bietet sich tröstend und trauernd die Hand, sind durch die Nächte die Lichter gewunden, alles ist ewig im Innern verwandt.

Es ist auf Erden nichts zu geben, das des Nehmens wert ist, als das innerste Vertrauen.

Es wird kein stolzes Schloß gebauet, es wird kein edles Bild geschnitzt, die Liebe hat es durchgeschauet, die Liebe hat hindurchgeblitzt.

Der lebt nicht, dessen Haupt nicht im Himmel steht, auf dessen Brust nicht die Wolken ruhen, dem die Liebe nicht im Schoße wohnt und dessen Fuß nicht in der Erde wurzelt.

Sei unbekümmert um die Zukunft, es gibt keine; wenn du in jeder Minute rein und voll und ohne Langeweile lebst, so gibt es nur eine gegenwärtige Ewigkeit.