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O Mutter, halte dein Kindlein warm, es ist kalt und helle, und trag es fromm in deinem Arm an deines Herzens Schwelle.
Clemens BrentanoLasse nur Dir selber die Herrschaft in Deinem Gemüt, und lasse mich einen geringen Anteil dran haben, wir sind ja keine zwei!
Clemens BrentanoDie wohlaprobirte Gouvernante hatte die verkindete Hochzeitsgesellschaft von Gockelsruh nach der Eierburg bei Gelnhausen geführt und dort aus ihnen eine Kleinkinderbewahranstalt gebildet.
Clemens BrentanoWer ist ärmer als ein Kind? Auf dem Scheideweg geboren, Heut' geblendet, morgen blind; Ohne Führer geht's verloren.
Clemens BrentanoO daß jeder lerne, unbewölkt und frei Sein eignes Glück zu sehn, und nicht nach fremdem Glanz Voll Sehnsuch hinzuspähn, bis des Getäuschten Blick, Geblendet, auch das nahe Gute entweicht!
Clemens BrentanoDie die Wüste zieht das Kind. Nur der Faden meiner Hände Führt es durch das Labyrinth. Es wird wandeln, wie ich's sende. - Durch die Wüste zieht das Kind.
Clemens BrentanoVergangen sei vergangen und Zukunft ewig fern: In Gegenwart gefangen verweilt die Liebe gern.
Clemens BrentanoEine Mauer um uns baue! Singt das fromme Mütterlein. Daß den Feinden vor uns graue, Nimm in deine Burg uns ein.
Clemens BrentanoSeine Gedanken flogen aus wie der Rabe aus der Arche, ahndeten, aber fanden nicht einen Grund, wo sich niederlassen, und kehrten zurück in sein Haupt ohne Trost.
Clemens BrentanoDer Sinn des Menschen strebet immer nach dem Unbegreiflichen, als sei dort das Ziel seiner Laufbahn.
Clemens BrentanoDer Empfindsame bringt auch nie etwas hervor, weil er sich keines Dinges bemächtigen kann, sondern nur von allem überwältigt wird.
Clemens BrentanoZum Hassen oder Lieben Ist alle Welt getrieben, Es bleibet keine Wahl, der Teufel ist neutral.
Clemens BrentanoWenn zwei gute Freunde sind, die einander kennen, Sonn' und Mond begegnen sich, ehe sie sich trennen.
Clemens BrentanoSeit du von mir gefahren, singt stets die Nachtigall, ich denk bei ihrem Schall, wie wir zusammen waren. Gott wolle uns vereinen, hier spinn ich so allein, der Mond scheint klar und rein, ich sing und möchte weinen.
Clemens BrentanoBewundern kann der Mensch allein, und alles Bewunderung Erregende ist ein Bote Gottes.
Clemens BrentanoDer bloße gesunde Mensch hört, sieht, fühlt, spricht; dem Gebildeten aber wird das Gehör zur Musik, das Gesicht zur Malerei, das Gefühl zur Gestalt und die Sprache zur schönen gebildeten Sprache, all seine Liebe zu verkünden.
Clemens BrentanoAch, es ist wahrlich all eins, ob man bettelt oder gut lebt, wem das Herz freundlich ist zu geben und seine Liebe wieder willig zu empfangen, der allein ist reich.
Clemens BrentanoUm zu blühen und zu fruchten, muß man wurzeln, aber nicht, um ins Kraut zu schießen.
Clemens BrentanoEine übergroße Gänseleber, sie mag noch so gut schmecken, setzt doch immer eine kranke Gans voraus.
Clemens BrentanoGute Nacht! Du lieber Engel! Ach, bist Du es, bist Du es nicht, so öffne alle Adern Deines weißes Leibes, daß das heiße schäumende Blut aus tausend wonnigen Springbrunnen spritze, so will ich dich sehen und trinken aus den tausend Quellen, bis ich berauscht bin.
Clemens BrentanoWenn der jüngste Tag wird werden, dann fallen die Sternlein auf die Erden: Ihr Toten, ihr Toten sollt auferstehn, ihr sollt vor das jüngste Gerichte gehn.
Clemens BrentanoHerbst, du sollst mich Haushalt lehren, Zu entbehren, zu begehren, Und du Winter, lehr mich sterben, Mich verderben, Frühling erben.
Clemens Brentano