Emanuel Geibel Zitate
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Weine dich aus im Schmerz! Dann greif entschlossen zur Arbeit! Was die Träne nicht löst, löst dich erquickend, der Schweiß.
Nach Freiheit rufen sie männiglich und sind der eignen Lüste Knechte. Sie reden vom ewigen Menschenrechte und meinen doch nur ihr kleines Ich.
Nur das mag wie mit festem Erz In Freundschaft zwei Genossen binden, Wenn Geist und Geist sich, Herz und Herz In einem höhern Dritten findet.
Es ist der Glaub‘ ein schöner Regenbogen, Der zwischen Erd‘ und Himmel aufgezogen, Ein Trost für alle, doch für jeden Wandrer Je nach der Stelle, da er steht, ein andrer.
Dichter begehrst du zu sein? Du verwechselst Talent und Bedürfnis. Bist du Prometheus, weil dich das Feuer erwärmt?
Der Mann fragt Bücher, Freunde, Welterfahrung, Das Weib vernimmt des Herzens Offenbarung.
Das ist das alte Lied und Leid, dass dir Erkenntnis erst gedeiht, wenn Mut und Kraft verrauchen. Die Jugend kann, das Alter weiß, du kaufst nur um des Lebens Preis die Kunst, das Leben zu gebrauchen.
Sollt‘ ein schönes Glück mich kränken, Weil es allzurasch entfloh? Kurz Begegnen, lang Gedenken Macht die Seele reich und froh.
Lüge, wie sie schlau sich hüte, Bricht am Ende stets ein Bein, Kannst du wahr nicht sein aus Güte, Lern aus Klugheit wahr zu sein.
Wer dem Genuß nachjagt, der schmiedet sich selber die Fessel. Freiheit findest du nur, wenn du entsagen gelernt.
Darin gleichet der Dichter dem Kind. Es erscheint das Bekannte ihm wie ein Wunder, bekannt das Geheimnis ihn an.
Laß das Träumen, laß das Zagen, Unermüdet wandre fort! Will die Kraft dir schier versagen, Vorwärts! ist das rechte Wort.
Und darum ist so süß der Traum, Den erste Liebe webt, Weil schneller wie die Blüt‘ am Baum Er hinwelkt und verschwebt.
Ahnend sagt dir ein weibliches Gemüt, was gut und was schön sei, doch mißtraue der Frau, wenn sie mit Gründen dir kommt.
Was ich bin und weiß, dem verständigen Norden verdank ich’s; doch das Geheimnis der Form hat mich der Süden gelehrt.
Ich blick‘ in mein Herz und blick‘ in die Welt, Bis vom schimmernden Auge die Träne mir fällt. Ach, die Schranken so eng, und die Welt so weit!
Um den vermodernden Sumpf schwebt bunt in der Sonne der Falter; arglos über dem Tod gaukelt die Freude dahin.
Ihr wißt’s, wie wir so selig waren, So selig und so rein dabei – Nein, wie man’s ist mit achtzehn Jahren: Es war im schönen Monat Mai.
Niemals magst du reinsten Mutes Schönes bilden, Gutes tun, Wenn dir Schönes nicht und Gutes Auf demselben Grunde ruhn.
Wenn sie dich schmähten und wenn sie dich schalten, Widersprich nicht mit hitzigem Blut, Schweig und schaffe was schön und gut, So wirst du zuletzt doch Recht behalten.
Fließend Wasser ist der Gedanke, Aber, durch die Kunst gebannt In der Form gediegne Schranke, Wird es blitzender Demant.
Kommt dir ein Schmerz, so halte still und frage, was er von dir will! Die e’wge Liebe schickt dir keinen, bloß darum daß du mögest weinen.
Wen sehnsüchtiger Drang nach den Wundern der Fremde hinaustrieb, Lernt in der Fremde – wie bald! – innigstes Heimatsgefühl.
Religion und Theologie sind grundverschiedene Dinge, eine künstliche Leiter zum Himmel die, jene die angebor’ne Schwinge.
Willst du Großes, laß das Zagen, Tu nach kühner Schwimmer Brauch. Rüstig gilt’s die Flut zu schlagen, doch es trägt die Flut dich auch.
Wie er gestürmt und geliebt, erzählt am Herde der Ahnherr; aber dem Enkelgeschlecht deucht es ein Märchen zu sein.
Soll ewig denn als Pförtnerin Am Kirchtor die Dogmatik steh’n? Gönnt endlich Jedem einzugeh’n, Der sich bekennt zu eures Heilands Sinn.
Nur das steht fest im ew’gen Wühlen: Wer die Gewalt hat, übt Gewalt, und wieder: wer nicht hören will, muß fühlen.
Höchstes Glück ist kurzes Blitzen, fühl’s und sprich: Auf Wiederkehr! Ließ es dauernd sich besitzen, wär‘ es höchstes Glück nicht mehr.
Drei Dinge vermag ich nur ganz zu loben, die stets zu echtem Heil den Grund gelegt: Gesundheit, Mut und heitern Blick nach oben.
Und dräut der Winter noch so sehr Mit trotzigen Gebärden; Und streut er Eis und Schnee umher, es muß doch Frühling werden.
Ein guter Witz darf nie zu sehr ins Breite gehen, soll nicht die Poesie selbst in die Weite gehen.
Der hat’s wahrhaftig als Poet nicht hoch hinausgetrieben, in dessen Liedern mehr nicht steht, als er hineingeschrieben.
Freude macht uns Unsterblichen gleich. Das Siegel der Menschheit drückt uns der Schmerz auf die Stirn, wenn er uns beugt und erhebt.