Zitate von Ernst Raupach
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Ein Prophet muß dem Einzelnen Glück und dem Ganzen Unglück weissagen, wenn er Glauben finden will.

Ein jeglicher kann fehlen; wie er aber des Fehlers Folgen trägt, das unterscheidet den edlen Geist von dem gemeinen Geiste.

Not und Unglück trägt der Mensch nur dann geduldig, wenn er selbst für unvermeidlich sie erkannt.

Es weiß kein Mensch, wie viel er ertragen kann, bis er es von der Notwendigkeit lernt.

Da ist das wahre Unglück noch nicht hereingebrochen, wo der Mensch noch deutlich weiß, was er zu wünschen hat.

Das Gute spricht in schlichten, klaren Worten, Das Böse hüllt sich gern in Rätsel ein.

Wer in der Welt ist frei von allen Banden? Wir sind gebunden alle, wie wir sind; im Hause binden uns der Liebe Pflichten, in der Gesellschaft bindet uns die Sitte, im Staate bindet uns das Staatsgesetz und die Notwendigkeit in der Natur.

Aus tränenreicher Vergangenheit wächst immer bess’re Zukunft; Wir werden keiner ohne Tränen gut.

Das Unglück ist an sich schon schwer genug; es braucht der Mensch nicht seine Schadenfreude noch darauf zu legen.

Es steht geschrieben in dem Schicksalsbuch: Soll einst die Nachwelt dich mit Segen nennen, Mußt du den Fluch der Mitwelt tragen können.

Wer ist so heimisch in der eignen Brust, daß er den Freund bestrafend, streng und sicher Gerechtigkeit von Rache scheiden könnte?

Es soll der Mensch nicht in den Himmel greifen mit seiner Strafen irdisch-blinder Macht.

Es liegt oft im ungewöhnlichen Ereigniß des Lebens Schicksal, und in einem Zufall verkleidet sich des Menschen guter Geist.

Die Zeit der Wunder ist vorbei; was jetzt geschehen soll, das muß der Mensch vollbringen.

Der Glaub‘ ist ewig, irdisch ist die Form; Sie dürfen wir verbessern, ja wir sollen’s: Denn dazu ward uns der Erkenntnis Licht.

Die Begeist’rung kann bei dem Handel mit dem ruhigen berechnenden Verstande nur verlieren; drum sitzt auch stets die Phantasie am Tische des Lebens unten an, wo selten nur die Schüssel hingelangt.

Die Hoffnung ist Geistes Atemholen; und darum fängt der Mensch, sobald eintausend getäuschter Hoffnungen vollzählig ist, ein Tor aus Zwang, das neue Tausend an.

Freundschaft bindet nur das Gleiche; Ungleich aber kann mit Ungleich nur in Liebe sich vereinen.

Die Menschen wären glücklich, hätten sie nur das Übel zu tragen, das der Schöpfer mit ihrer irdischen Natur verknüpft und wäre nicht der Mensch des Menschen Henker.

Wie wunderbar, daß wir im Glück das rechte Glück vermissen, und glücklich sind, wenn wir vom Glück nichts wissen!

Wär halb so leicht die Tat wie der Gedanke, wir hätten eine Welt voller Meisterstücke.

Die Kunst erfreut, es nützt die Wissenschaft. Wo aber ist ein Nutzen ohne Freude, wo eine Freude, die nicht nützlich ist?

Versöhnen ist der Frauen schönstes Amt, darum ward ihnen auch der milde Geist als flutenstillend Geist für unsern Hader.

Der Himmel gibt die Gunst des Augenblicks. Wer schnell sie faßt, wird Meister des Geschicks.

Das Kleine nur, das jeder faßt, erregt der Menschen Galle. Stiehl einen Hut und du verfällst der Schande; stiehl eine Kron‘ und man bewundert dich.

Das Höchste, was sich ein Mensch auf dieser Erd‘ erwirbt, ist doch ein Grab, bethaut von Liebesthränen.

Das ist des Mannes Ehre, Daß er fest im Wechsel bleibt, Und die Wog‘ im Lebensmeere Nicht von seiner Bahn ihn treibt.

Freunde sind nichts als unerträgliche Herren, besonders sogenannte Freunde in der Not.

Nein, mit dem Rechte soll der Mensch nicht dingen: Es gibt nur einen hellen Punkt des Rechts, und ringsrum liegt die Finsternis der Sünde.