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Ein Mensch, der sich ein Schnitzel briet, bemerkte, dass ihm das missriet. Jedoch da er es selbst gebraten, tut er, als wär es ihm geraten, und, sich nicht selbst zu strafen Lügen, isst er's mit herzlichem Vergnügen.
Eugen RothWas bringt den Doktor um sein Brot? a) Die Gesundheit, b) der Tod. Drum hält der Arzt, auf daß er lebe, uns zwischen beiden in der Schwebe.
Eugen RothSinn macht alles, was dazu beiträgt, dass ich mich immer wohler fühle, mehr Freude spüre und mehr und von Herzen lachen kann - ohne dabei anderen zu schaden.
Eugen RothDie Wissenschaft, sie ist und bleibt, was einer ab vom andern schreibt - doch trotzdem ist, ganz unbestritten, sie immer weiter fortgeschritten.
Eugen RothVon allem, was aus Adams Rippe Abstammt, das schlimmste war Xanthippe, Die Sokrates, dem Philosophen, Die Welt gemacht zum Höllenofen.
Eugen RothDu sollst dem Arzt vertraun - gewiß! Nur dem Vertrauens- traust Du miss, Weil er bestellt, zu schauen scharf, Ob man Dir selbst vertrauen darf.
Eugen RothWer tiefer nachdenkt, der erkennt: Mensch sein ist fast schon Patient: Doch sind wohl aus demselben Grund Unmenschen durchwegs kerngesund.
Eugen RothDer Humorist, meist selbst nicht heiter, Gibt Frohsinn nur an andre weiter. Die Wissenschaft, die kaum je irrt, Nennt so was einen Zwischenwirt.
Eugen RothZu fällen einen schönen Baum, braucht 's eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk' es, ein Jahrhundert.
Eugen RothOft führ man gern aus seiner Haut. Doch wie man forschend um sich schaut, erblickt man ringsum lauter Häute, in die zu fahren auch nicht freute.
Eugen RothDer Mensch erkennt, daß es nichts nützt, Wenn er den Geist an sich besitzt, Weil Geist uns dann erst Freude macht, Sobald er zu Papier gebracht.
Eugen RothDer Hausarzt kommt nicht mehr wie früher. Du bist ein Selbst-Dich-hin-Bemüher. Im Wartezimmer - lang kanns dauern! - Musst Du auf den Herrn Doktor lauern...
Eugen RothEin Mensch, entschlusslos und verträumt, Hat wiederholt sein Glück versäumt. Doch ist der Trost ihm einzuräumen: Man kann sein Unglück auch versäumen.
Eugen RothEin Mensch erblickt das Licht der Welt - Doch oft hat sich herausgestellt Nach manchem trüb verbrachten Jahr, Daß dies der einzige Lichtblick war.
Eugen RothEin Mensch erhofft sich fromm und still, dass er einst das kriegt, was er will. Bis er dann doch dem Wahn erliegt, und schließlich das will, was er kriegt.
Eugen RothEin Mensch sagt - und ist stolz darauf - Er geh in seinen Pflichten auf. Bald aber, nicht mehr ganz so munter, Geht er in seinen Pflichten unter.
Eugen RothDen Kranken bringt mit gutem Grund Man dorthin, wo die Luft gesund. Doch schon sind allzuviele dort Und es entsteht ein Luftkurort...
Eugen RothDer Witz ist Würze und nicht Speise; Nie reiche man ihn löffelweise! Zuträglich - gar bei scharfem Witze - Ist höchstens eine Messerspitze!
Eugen RothDoch unsere Daten, ganz persönlich, Die richten sich gewöhnlich Nach kleinen Zeiten, nach wie vor: Damals, als Hans der Fuß erfror, Als unser Bruder, Vater, Gatte Die schwere Halsentzündung hatte... Wir werden sagen: in diesem Jahr, In dem Marie den Max gebar...
Eugen RothDie Doktorsfrau ist übel dran: Der sonst gewissenhafte Mann Versäumt an ihr just seine Pflicht - Und freie Arztwahl hat sie nicht.
Eugen RothEin Mensch - das trifft man gar nicht selten - der selbst nichts gilt, lässt auch nichts gelten.
Eugen RothDer Leopard viel Schaden tut, Denn stets nimmt er zum Baden Blut, Der Panther ist ein Pantheist, und kommt ihm mit Moral der Christ, So lächelt grausam er dazu und denkt im stillen: Na und du?
Eugen RothDamit man doch zum Doktor geh, Schuf Gott den Schmerz - denn, tät's nicht weh, Dann säß der erste Arzt noch immer Allein in seinem Wartezimmer.
Eugen RothJa, der Chirurg, der hat es fein: Er macht dich auf und schaut hinein. Er macht dich nachher wieder zu - Auf jeden Fall hast du jetzt Ruh. Wenn mit Erfolg für längere Zeit, Wenn ohne - für die Ewigkeit.
Eugen RothDer Landwirt hat längst begriffen, dass man auch von zweibeinigen Rindviechern leben kann.
Eugen RothDer Kranke traut nur widerwillig dem Arzt, ders schmerzlos macht und billig. Lasst nie den alten Grundsatz rosten: Es muss a) wehtun, b) was kosten.
Eugen RothGesunde quält oft der Gedanke: wohin sie schauen - lauter Kranke! Doch blickt ein Kranker in die Runde, sieht er nur unverschämt Gesunde!
Eugen RothEin Mensch dem Sprichwort Glauben schenkt: 's kommt alles anders, als man denkt - bis er dann die Erfahrung macht: genau so kam's, wie er gedacht.
Eugen RothWie heut' bequem das Reisen geht: Du wirst verschickt wie ein Paket und brauchst nur, statt was zu erleben, ganz einfach - selbst dich aufzugeben.
Eugen RothEin Mensch erlebt den krassen Fall, es menschelt deutlich - überall. Doch oft erkennt man weit und breit nicht eine Spur von Menschlichkeit.
Eugen RothWir nehmen gern die Weisheit an: Was Gott tut, das ist wohlgetan! Nur ist uns häufig nicht klar, ob Er es denn auch wirklich war!
Eugen RothEin Mensch betrachtete einst näher die Fabel von dem Pharisäer,... Gottlob! rief er in eitlem Sinn, dass ich kein Pharisäer bin!
Eugen RothEin Mensch sieht schon seit Jahren klar: Die Lage ist ganz unhaltbar. Allein - am längsten, leider, hält das Unhaltbare auf der Welt.
Eugen RothWohl dem Gesunden, der's verträgt, Dass er sich wüst den Bauch vollschlägt. Doch hat selbst der nicht immer Glück, Denn manchmal schlägt der Bauch zurück.
Eugen RothDas ist der Krankenhäuser Sinn, Dass man - wenn's geht - gesund wird drin. Doch wenn man's ist: dann schnell heraus! Ansteckend ist das Krankenhaus.
Eugen Roth