Zitate von Fjodor Dostojewski
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Wir sind offenbar nur Übergangswesen und unser irdisches Dasein ist augenscheinlich nur der Vorgang oder die Fortsetzung des Daseins einer Puppe, die sich in einen Schmetterling verwandelt.

Mein Freund! Die Menschen so zu lieben, wie sie sind, ist unmöglich. Doch es muß sein. Deswegen sei gut zu ihnen. Bezwinge deinen Zorn, halte dir die Nase zu und schließe deine Augen.

Und es gibt in unserem Volk nicht nur Schurken und Verbrecher, sondern auch Heilige, die uns voranleuchten und unser Dunkel erhellen!

Besonders auffällig ist die Hast, mit der der russische Mensch sich mitunter kundgibt, in gewissen bezeichnenden Augenblicken seines oder des völkischen Lebens, kundgibt im Guten oder im Gemeinen. Oft ist hier überhaupt kein Halten mehr.

Die Menschen vergessen das Große und geben sich mit dem Kleinen ab. In der Einsamkeit ist das ganz anders: Der Mensch festigt sich in sich selbst und wird stark zu jeglicher großen Tat.

Ich glaube, daß das Glück nur in der heiteren Auffassung des Lebens und in der Vortrefflichkeit des Herzens und nicht in den äußeren Umständen liegt.

Und mag die Schmeichelei noch so plump sein, es wird doch unbedingt mindestens die Hälfte als Wahrheit geglaubt.

Ist ein Mensch unzufrieden, fehlen ihm die Möglichkeiten, sich zu äußern und das zu zeigen, was an Gutem in ihm steckt.

Erst wenn du jedes Ding lieben wirst, wird sich dir das Geheimnis Gottes in den Dingen offenbaren. Hat es sich dir aber einmal offenbart, dann wirst du es unablässig immer weiter und immer mehr Tag für Tag erkennen.

Der Mensch ist ein Geheimnis. Man muß es enträtseln, und wenn du es ein ganzes Leben lang enträtseln wirst, so sage nicht, du hättest die Zeit verloren. Ich beschäftige mich mit diesem Geheimnis, denn ich will ein Mensch sein.

Mensch, erhebe dich nicht über die Tiere: Sie sind sündlos, du aber mit deiner Erhabenheit befleckst die Erde.

Es gibt Begegnungen mit Menschen, die uns vom ersten Augenblick ein Interesse abgewinnen, bevor wir noch ein Wort mit ihnen gesprochen haben.

Wahrhaft große Leute müssen in dieser Welt immer eine große Traurigkeit empfinden.

Nicht der Verstand ist die Hauptsache, sondern das, was ihn lenkt – die Natur, das Herz, die edlen Instinkte, die Entwicklung.

Bevor ihr den Menschen predigt, wie sie sein sollen, zeigt es ihnen an euch selbst.

Oft scheint es nur, daß es zwischen zwei Menschen keine Berührungspunkte gebe, in Wirklichkeit sind aber doch welche vorhanden. Es ist nur eine Folge der menschlichen Trägheit, daß die Menschen sich so voneinander absondern und nichts miteinander zu tun haben wollen.

Einem wirklich Gottlosen bin ich in meinem ganzen Leben noch nicht begegnet. Statt seiner bin ich nur dem Ruhelosen begegnet.

Das lebendige Leben muß etwas unglaublich Einfaches sein. Und deshalb gehen wir an ihm vorüber, ohne es zu erkennen.

Je leerer zum Beispiel der Kopf eines Menschen ist, um so weniger hat er das Verlangen, sich auszufüllen.

Ein Wunder ist es, daß ein solcher Gedanke – der Gedanke der Notwendigkeit eines Gottes – einem so wilden und bösen Tier wie der Mensch in den Kopf kommen konnte: So heilig, so rührend, so weise und so ehrenvoll für den Menschen ist dieser Gedanke.

Betrügen wir uns doch nicht. Wir berechnen unsere Vorteile sogar bei unseren uneigennützigsten Handlungen, wir berechnen fast unbewußt unwillkürlich.

Man kann als Armer noch den Adel der angeborenen Gefühle bewahren, als Bettelarmer aber nie und nimmer.

Werde reich und alles gehört dir. Es gibt keinen sittlich verdorbeneren Gedanken als diesen.

Kannst du die Frage stellen: „Bin ich für mein Handeln verantwortlich oder nicht?“, so bist du es.

Meine Freunde, bittet Gott um Fröhlichkeit, seid fröhlich wie die Kinder, wie die Vögel des Himmels. Die Sünde der Menschen soll euch nicht bekümmern, fürchtet euch nicht, daß sie euch an der Vollendung hindern könnte.

Zu wem geht man nicht alles, wenn man nicht weiß, wohin sich wenden? Es muß doch so sein, daß jeder Mensch irgendwo hingehen kann. Denn es gibt Zeiten, da man unbedingt irgendwo hingehen muß.

In jeder Gesellschaft gibt es das sogenannte goldene Mittelmaß, das Anspruch auf den ersten Platz erhebt. Diese Leute der goldenen Mitte sind schrecklich von sich eingenommen. Sie sind diejenigen, die auf jeden Neuerer den ersten Stein werfen.

Es ist sündhaft, in Apathie zu verfallen. Verstärkte Arbeit – con amore – das ist das wirkliche Glück.

Wenigstens ist durch die Zivilisation der Blutdurst des Menschen zwar nicht größer, aber sicher häßlicher und schändlicher als früher geworden.

Das Menschengeschlecht erkennt seine Propheten nicht und tötet sie, doch es liebt seine Märtyrer.

Der Mensch wird nicht zum Glück geboren. Der Mensch verdient sich sein Glück immer nur durch Leiden.

Wenn man den Menschen vollkommen niederdrücken, vernichten, ihn mit der schrecklichsten Strafe belegen wollte, sodaß der schlimmste Mörder vor dieser Strafe zittern und sie im voraus fürchten würde, brauchte man der Strafe nur den Charakter völligster Nutzlosigkeit und Unsinnigkeit zu geben.

Es gibt nichts Schwereres auf der Welt als offener Freimut und nichts Leichteres als Schmeichelei.

Menschen neigen dazu, im Kampf um das hehre Gut der Freiheit das Leben zu riskieren, aber nur, um es hernach wieder einem neuen Führer anzudienen.