Franz Kafka Zitate

Die Tatsache, daß es nichts anderes gibt als eine geistige Welt, nimmt uns die Hoffnung und gibt uns die Gewißheit.

Ein Mensch, der kein Tagebuch hat, ist einem Tagebuch gegenüber in einer falschen Position.

Ich bin unpünktlich, weil ich die Schmerzen des Wartens nicht fühle. Ich warte wie ein Rind.

Alle Tugenden sind individuell, alle Laster sozial. Was als soziale Tugend gilt, etwa Liebe, Uneigennützigkeit, Gerechtigkeit, Opfermut, sind nur "erstaunlich" abgeschwächte soziale Laster.

Unsere Kunst ist ein von der Wahrheit Geblendet-Sein: Das Licht auf dem zurückweichenden Fratzengesicht ist wahr, sonst nichts.

Das Leben ist eine fortwährende Ablenkung, die nicht einmal zur Besinnung darüber kommen läßt, wovon sie ablenkt.

Wenn man einander schreibt, ist man wie durch ein Seil verbunden.

Im Kampf zwischen dir und der Welt sekundiere der Welt.

Wir sind nicht nur deshalb sündig, weil wir vom Baum der Erkenntnis gegessen haben, sondern auch deshalb, weil wir vom Baum des Lebens noch nicht gegessen haben.

Jede Revolution verdunstet und hinterläßt einen Bodensatz Bürokratie.

Alle Wissenschaft ist Methodik im Hinblick auf das Absolute. Deshalb ist keine Angst vor dem eindeutig Methodischen nötig. Es ist Hülse, aber nicht mehr als alles außer dem Einen.

Verkehr mit Menschen verführt zur Selbstbeobachtung.

Wie folgt aus einem Geheimnis immer ein größeres!

Was ist fröhlicher als der Glaube an einen Hausgott!

Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.

An Fortschritt glauben heißt nicht: glauben, daß ein Fortschritt schon geschehen ist. Das wäre kein Glauben.

Eine durch Schritte nicht tief ausgehöhlte Treppenstufe ist, von sich selber aus gesehen, nur etwas öde zusammengefügtes Hölzernes.

Wie kann man nur auf den Gedanken kommen, daß Menschen durch Briefe miteinander verkehren können! Man kann an einen fernen Menschen denken, und man kann einen nahen Menschen fassen, alles andere geht über Menschenkraft.

Alles, was nicht Literatur ist, langweilt mich.

Das Stillewerden und Wenigerwerden der Stimmen der Welt.

Ich glaube, man sollte überhaupt nur noch solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.

Auf jeden Fall gibt es Möglichkeiten für mich, aber unter welchem Stein sind sie verborgen?

Was ist das für Volk! Denken sie auch oder schlurfen sie nur sinnlos über die Erde?

Ein unglücklicher Mensch, der kein Kind haben soll, ist in sein Unglück schrecklich eingeschlossen.

Alles Reden ist sinnlos, wenn das Vertrauen fehlt.

Die Enge des Bewußtseins ist eine soziale Forderung.

Zweifellos ist in mir die Gier nach Büchern. Nicht eigentlich sie zu besitzen oder zu lesen, als vielmehr sie zu sehen, mich in der Auslage eines Buchhändlers von ihrem Bestand zu überzeugen.

Alle menschlichen Fehler sind Ungeduld, ein vorzeitiges Abbrechen des Methodischen, ein scheinbares Einpfählen der scheinbaren Sache.

Er läuft den Tatsachen nach wie ein Anfänger im Schlittschuhlaufen, der überdies irgendwo übt, wo es verboten ist.

Wir brauchen Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in die Wälder verstoßen würden, von allen Menschen weg, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.

Die Argumentation im allgemeinen: Ich bin an F[elice]. verloren.

Nicht jeder kann die Wahrheit sehn, aber sein.

Der entscheidende Augenblick der menschlichen Entwicklung ist immerwährend. Darum sind die revolutionären geistigen Bewegungen, welche alles Frühere für nichtig erklären, im Recht, denn es ist noch nichts geschehen.

Alle Leiden um uns müssen auch wir leiden.

Die Sünde kommt immer offen und ist mit den Sinnen gleich zu fassen. Sie geht auf ihren Wurzeln und muß nicht ausgerissen werden.

Denn wir sind wie Baumstämme im Schnee. Scheinbar liegen sie glatt auf, und mit kleinem Anstoß sollte man sie wegschieben können. Nein, das kann man nicht, denn sie sind fest mit dem Boden verbunden. Aber sieh, sogar das ist nur scheinbar.

Dem Bösen kann man nicht in Raten zahlen - und versucht es unaufhörlich.

Niemand will so viele Reformen durchführen wie die Kinder.

Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis. Vielleicht ist keines da.

In diesem Augenblick ging über die Brücke ein geradezu unendlicher Verkehr.

Schreiben als Form des Gebetes.

Der Weg ist unendlich, da ist nichts abzuziehn, nichts zuzugeben und doch hält jeder noch seine eigene kindliche Elle daran. Gewiß auch diese Elle Wegs musst du noch gehn, es wird dir nicht vergessen werden.