Zitate von Hedwig Dohm
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Unmöglichkeiten sind Ausflüchte anemisch steriler Gehirne. Schaffen wir Möglichkeiten! Alle geistig-seelischen Schätze, die ungehoben in Menschenbrust ruhen, sie seien wachgerufen! Ein großes Wecken, eine Revolutionierung der Geister!
Gefühle und Vorstellungen aber, die auf Instinkt beruhen, führen leicht zu Stagnation, zur Intoleranz, zur Fiktion absurder Zustände. Instinkte sind nimmermehr Faktoren des Fortschritts.
Die stärkste Waffe der Frauen, den Männern gegenüber, ist die Zunge. Selbst Schönheit steht in zweiter Linie.
Würdest Du nur nach allem gefragt haben, ich hätte schon geantwortet, aber wir zwei Beide sind wirklich etwas zu diskret, zimperlich diskret.
Was für ein Entzücken müsste es sein große Gedanken zu empfangen wie Musik, die sich in unser Hirn schmeichelt, wie Wogen des Lichts, die unsere Finsternisse hinwegfluten.
Eitelkeit und Ehrgeiz gehören zu den Haupttrieben der menschlichen Natur, sie sind oder scheinen wenigstens unausrottbar.
Es gibt Kinder, die gleichsam gepanzert zur Welt kommen, Dickhäuter, von denen alle Pfeile abprallen, Kinder mit starken Instinkten der Selbsterhaltung. Andere aber sind wehrlos geboren mit so dünner Seelenhaut, daß schon ein Hauch sie verletzt.
Ein Schlangennest ist in meiner Brust, und die Giftschleichen trinken mein Blut. Und sie zischen, zischen.
Nimmermehr glaube ich an einen Gott der Kanonen und Bajonette! Wo die Erde blutet, weint der Himmel.
Es ist etwas in mir wie ein vages Erinnern an Weitentlegenes, das vor langer, langer Zeit gewesen, vielleicht nur Träume, die ich einst geträumt und vergessen habe.
Es giebt keine Freiheit der Männer, wenn es nicht eine Freiheit der Frauen giebt. Wenn eine Frau ihren Willen nicht zur Geltung bringen darf, warum soll es der Mann dürfen.
Der Glaube an die uranfänglich eingeborne Volksseele ist ein metaphysicher Aberglaube. Die Wissenschaft lehrt, daß die Eigenart eines Volkes erzeugt und bedingt wird durch Boden, Klima und Geschichte, durch die politischen und ökonomischen Zustände eines Landes.
Die Statistik ist eine schneidende Waffe, eine unanfechtbare, die allen leeren Behauptungen ein jähes Ende macht, vor welcher die schnöde Phrase wie Spreu im Winde verweht.
In der ersten Station muß ich immer fort von da, wo ich anfange, heimisch zu werden. Wo das Leben mich fesseln will, darf ich nicht bleiben. Jeder Ansiedelung widerstehen. Abschied nehmen können. Darum meine Wanderungen von Land zu Land, von Meer zu Meer.
Die Erde wird erkalten, und nie mehr werden Menschen auf ihr wandeln. Welcher Zeitraum ist der Rede wert, wenn man ihn an Ewigkeiten mißt!
Wahnsinn – ist das etwas Anderes, als das Stillhalten den Ideen, Visionen, die zu uns kommen und von uns gehen, wir wissen nicht, woher und wohin, und über die wir keine Macht haben?
Abel fiel als erstes Opfer im Kampf um’s Dasein. So stirbt vielleicht erst mit dem letzten Menschenpaar der letzte Kain, der letzte Abel?
Die Gewohnheit oder die Tradition ist ein Vampyr, der an der Brust der Menschheit ruht und ihr das beste Lebensblut fortsaugt. Ihr zaubergewaltiger Bann ist ein narkotisches Gift, dem selbst die freiesten Geister erliegen.
Ich will reisen, weit fort! In die weite, weite Welt! Der Druck auf meinem Gehirn wird weichen. […] Die kleine Hausfrauenseele loswerden, einen Schimmer erhaschen von der großen Weltseele.
Wenn mir einer sagte: Gehorche oder ich breche dir das Genick! o wie geschwind würde ich gehorchen.
Greift ein absoluter Herrscher zu stark in die Persönlichkeitssphäre der einzelnen Untertanen ein, so empfinden die Beherrschten den Druck als unleidlich, und der Grund zu Revolutionen ist gelegt.
Auf das höchste und schönste aller Gebote: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, hat der Egoismus des Menschen noch immer die Antwort der Indifferenz in Bereitschaft gehalten: „Herr, soll ich meines Bruders Hüter sein!“
Glücklicherweise hat die Vorsehung es so eingerichtet, daß die Männer selten die geistige Superiorität ihrer Frauen, wenn solche vorhanden ist, gewahr werden, sonst würde es noch mehr unglückliche Ehen geben, als es ohnedies schon gibt.
Auf dem Stern des Jupiter mag ewige Gerechtigkeit wohnen, auf dem der Venus ewige Liebe. Auf dem Stern der Erde herrscht Eigennutz, Macht, Eifersucht und Kampf.
Aus ihrer Macht über die Frauen leiten die Männer ihre Rechte den Frauen gegenüber her. Die Thatsache der Herrschaft ist aber kein Recht.
Glaube nicht, es muss so sein, weil es so ist und immer so war. Unmöglichkeiten sind Ausflüchte steriler Gehirne. Schaffe Möglichkeiten.
Das ließ mich schaudern, daß wir immer wieder von uns selber Abschied nehmen, von dem, was wir für einen Lebensinhalt hielten; daß auf neue Freuden immer neue Gräber folgen.
Wen der Tod gestreift – und streift er mich nicht noch? – und wer bewusst in sein eisig erhabenes Antlitz geblickt, der bewahrt etwas zeit- und erdentrücktes. Er redet, nicht mehr laut. Er hat Ewigkeitsbilder geschaut.
Im Krieg sind die Gesetze der Menschheit aufgehoben, in den Urzustand ist sie zurückversetzt.
Kein Mensch hat schwerere Geldsorgen als die Frau, die mit ihrem Wirtschaftsgeld nicht auskommt.
Was für eine dunkle, sonderbare Vorstellung, daß die Liebe zur Erhaltung der menschlichen Gattung da sei, wie die Befriedigung des Hungers zur Erhaltung des Leibes. Die Erregung des Blutes ist wegen der Fortpflanzung da, aber nicht die Liebe, nicht die Liebe.
Der Liebestrieb ist stärker als der Selbsterhaltungstrieb. Selbst Tiere, die instinktstarken, bestätigen es.
Die Adamsrippe ist dauerhaft. Sie spukt noch immer als Symbolikum in den Gehirnen der Menschen.