Zitate von Heinrich Leuthold

Wie von schweren Ungewittern bange Ahnung lähmt das Leben, fühl ich mit geheimem Beben diesen bittern Schmerz durch meine Seele zittern.

Laß dich von Ungewittern Dieses Lebens nicht verbittern! Bald auf neu erstandnen Blüten Wird die Frühlingssonne zittern.

Du mußt, um eines Menschen Wert zu erfassen, ihn erst über andere urteilen lassen.

Bist mit dem Glauben du gesegnet An Menschen, gib ihn nicht verloren, Wenn unter einer Herde Thoren Dir auch einmal ein Schuft begegnet.

Willst du kommen in die Mode, Mach‘ dich geltend, sei nicht faul! Denn öffnest du nicht selbst das Maul, die andern schweigen dich zu Tode.

Willst du Rätsel lösen, so lös‘ des Lenzes und der Liebe duftige Blumenrätsel! Lerne froh sein, täusche hinweg die Stunden grübelnden Trübsinns!

Die größte Unbescheidenheit Ist der Glaube an die Unsterblichkeit, Die Zumutung an die Natur, Diese dürftige Menschenkreatur Selbst in den mißlungensten Exemplaren Für Ewigkeiten aufzusparen.

Habe den Mut zur Wahrheit! Das kostet dich viele der Freunde, aber es zeigt dir zugleich, was du an ihnen verlorst.

Ein ganzer Himmel war mir einst beschieden, Als deinen schönen Leib mein Arm umfangen; Der Frühling blühte, und die Lerchen sangen, Und in dies heiße Herz ergoß sich Frieden.

Nimm dieses Leben nicht zu ernst! Recht spaßhaft ist’s im allgemeinen. Je besser du es kennenlernst, je muntrer wird es dir erscheinen.

Böse fürchten den Tod, Glückliche scheuen ihn, Arme rufen ihn an, Tapfere trotzen ihm; doch Geprüfte und Weise sehn ihn nahen wie einen Freund. Denn den Frieden der Brust, welchen die Welt entweiht und die Sorge geraubt, bringt uns der Tod zurück und der kettenschweren Seele löst er den Sklavenring.

Ist wirklich die Welt so schadenfroh, wie du sie schilderst in scharfen Zügen, was ärgerst du über die Menschen dich so und machst ihnen dadurch soviel Vergnügen?

Gegenseitigkeit A. macht dem B. einen Besuch, Um höflichst sich zu bedanken, Daß jener ihm widmet‘ ein Buch, Wozu er ihm stahl die Gedanken.

Ein guter Ruf ist wie ein wohnlich Haus, das baut sich, Stein um Stein, allmählich aus.

Den inneren Frieden dir nicht zu stören, in andrer Achtung stets zu steigen, habe den Mut, die Wahrheit zu hören, und die Klugheit, sie zu verschweigen.

Zwischen dem Elend und dem Glücke gähnt eine tiefe Kluft. Die Hoffnung schlägt darüber die Brücke, aber sie hängt in der Luft.

Spiegel der Zukunft sei das Vergangene? Jedoch die Geschichte Wirkt ins Gewebe der Zeit nimmer das nämliche Bild.

Sittliche Weltordnung Sittliche Weltordnung… wie heißt? Wo der eine arbeitet und hungert, Der andere faulenzt und speist.

Sieh in der Welt dich um und lerne an anderer Weisheit; Aber im innersten Kern bleibe dir selber getreu.

Lerne viel und ziehe zu Rat die Meister, aber bleibe treu der Natur! An jenen reift der Geist; doch diese verleiht dem Herzen ewige Jugend.