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In demselben Maße als die Bürger reifer werden für die Selbsttätigkeit, in demselben Maße ist der Staat verpflichtet, ja, gezwungen - zwar dem Umfang nach vielseitiger, aber der Art nach bescheidener zu werden.
Heinrich von TreitschkeDie Demokratie setzt eine allgemeine Gleichheit voraus, die in Wirklichkeit nirgends vorhanden ist. Die Natur bildet alle Organismen ungleich. Es ist also die Ungleichheit in der bürgerlichen Gesellschaft gegeben und der Staat kann sie nicht aufheben.
Heinrich von TreitschkeHeute aber ist die herrschende Vorstellung, daß jeder Mensch eine Masse von Notizen in seinem Kopf herumtragen solle, und das nennt man dann allgemeine Bildung.
Heinrich von TreitschkeDer Verlust der Empfänglichkeit für Poetisches und Musik ist ein Verlust an Glück und dürfte möglicherweise nachteilig für den Intellekt, noch wahrscheinlicher für den moralischen Charakter sein, da er den gemütlich erregbaren Teil unserer Natur schwächt.
Heinrich von TreitschkeBis an das Ende der Geschichte werden die Waffen ihr Recht behalten; und darin liegt die Heiligkeit des Krieges. - Die Größe des Krieges liegt gerade in jenen Zügen, welche die flache Aufklärung ruchlos findet.
Heinrich von TreitschkeWir gewahren, daß gerade in freien Staatsformen mit starker politischer Teilnahme der Massen die soziale Duldsamkeit immer geringer wird, und daß mit dem Steigen der eigentlichen politischen Freiheit die soziale Duldsamkeit gegen das Ich des einzelnen Menschen immer mehr schwindet und schwinden muß.
Heinrich von TreitschkePersonen sind es, welche die Geschichte machen. Wie es zugeht, daß der rechte Mann zur rechten Zeit erscheint, wird uns Sterblichen immer ein Rätsel sein: die Zeit bildet das Genie, aber sie schafft es nicht.
Heinrich von TreitschkeDer höchste denkbare Grat der Gleichheit, der Kommunismus, ist, weil er die Unterdrückung aller natürlichen Neigungen voraussetzt, der höchste denkbare Grad der Knechtschaft.
Heinrich von TreitschkeDie Gleichheit ist ein inhaltsloser Begriff, sie kann ebensowohl bedeuten gleiche Knechtschaft aller wie gleiche Freiheit aller.
Heinrich von TreitschkeJeder, der ein ernsthaftes Buch schreibt, täte materiell viel besser, stattdessen vier schlechte Novellen zu schreiben.
Heinrich von TreitschkeWenn du über irgend etwas deine Ansicht äußerst, so thue es ohne Leidenschaft und mit Vorsicht, mag der, welcher dir zuhört, auch noch so gierig sein.
Heinrich von TreitschkeDer Trieb der menschlichen Natur, das Interesse, das dem Staate zu Grunde liegt, ist überall dasselbe.
Heinrich von TreitschkeEs ist bekannt, daß jeder gesunde Bauernverstand einen Rangstolz hat, wie ihn der Bürger und Edelmann gar nicht kennt.
Heinrich von TreitschkeDer Staat ist keine Akademie der Künste, wenn er aber seine Macht vernachlässigt zu Gunsten der idealen Bestrebungen der Menschheit, so verleugnet er sein Wesen und geht zu Grunde.
Heinrich von TreitschkeDas Duell ist das unentbehrlichste letzte Notmittel gegen die Verwilderung der Gesellschaft.
Heinrich von TreitschkeDas Übermaß der Freiheit wird Sklaverei, denn wenn es keine Autorität mehr gibt, so ist der Starke unumschränkt, und der Schwache verfällt dem Rechte der Faust. Die Überspannung der Freiheit führt nicht allein zur Knechtschaft, sondern ist selbst schon Knechtschaft.
Heinrich von TreitschkeWenn nicht Menschen da wären, welche die niedrige Arbeit verrichten, so könnte die höhere Kultur nicht gedeihen. Wir kommen zu der Erkenntnis, daß die Millionen ackern, schmieden und hobeln müssen, damit einige Tausende herrschen, malen und dichten können.
Heinrich von TreitschkeIn sozialistischen Ideen ist jederzeit der verwegenste Idealismus mit dem begehrlichsten Materialismus zusammengetroffen.
Heinrich von Treitschke