Zitate von Henry Miller
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Die Welt wird nicht in Gang gehalten, weil sie ein Geschäftsunternehmen ist. Gott verdient an der Sache nicht einen Cent.

Ein Freund stattet einen mit tausend Augen aus, wie die Göttin Indra. Durch seine Freunde lebt man ungezählte Leben. Man sieht in anderen Dimensionen. Man lebt, das Obere nach unten und das Innere nach außen gekehrt. Man ist niemals allein.

Die Frau hat sich im Grunde wenig geändert. Sie trägt zwar Minirock und Hot Pants und sitzt auf dem Motorrad hinter einem langmähnigen jungen Mann, aber wenn sie ihn geheiratet hat, zwingt sie ihn, sich die Haare schneiden zu lassen und zur Arbeit zu gehen.

Wenn man im Leben keinen Erfolg hat, braucht man sich deshalb nicht ohne weiteres für einen Idealisten zu halten.

Wenn die Frau heute nur die Gleichberechtigung anstrebt und nichts weiter, ist das ein Zeichen, daß sie dem Mann seine jahrhundertelange Vorherrschaft verziehen hat.

Der Circus öffnet eine winzige Lücke in der Arena der Vergessenheit. Für eine kurze Spanne dürfen wir uns verlieren, uns auflösen in Wunder und Seligkeit, vom Geheimnis verwandelt.

In Amerika sind die Aussichten für eine Revolution ungefähr so groß wie für eine Ausbreitung des Buddhismus.

Mein Suchen nach allen möglich Ausdrucksmitteln ist so etwas wie göttliches Stottern. Ich bin von dem prächtigen Zusammenbruch der Welt geblendet.

Zwischen Mann und Frau ist alles in Ordnung, wenn er das Zündholz ist und sie die Reibfläche.

Die Kunst wird immer sensationeller und unverständlicher und das Leben immer langweiliger und hoffnungsloser.

Er ist eher abstoßend als anziehend, aber so verführerisch abstoßend wie das Laster selbst.

Ein bisschen Schmiere in Gesicht, ein Lumpengewand – wie wenig man doch braucht, um nichts aus sich zu machen.

Tugend nennt man die Summe der Dinge, die wir aus Trägheit, Feigheit oder Dummheit nicht getan haben.

Griechenland braucht keine Archäologen – es braucht Forstmeister. Ein grünes Griechenland könnte einer Welt, die jetzt vom Rost zerfressen wird, wieder Hoffnung verleihen.

Die große und vollkommene Liebe existiert nur in Märchen und Sagen. Und sie ist immer tragisch. Der Traum des normalen Menschen, der den Namen Romanze trägt, endet nicht tragisch, sondern schrumpft still in sich zusammen.

Einen Buddha zu schaffen, der den allgemein anerkannten Buddha übertrifft, das ist eine unerhörte Tat, gerade für einen Deutschen.

Aber auf dieser Erde ist, wie die Franzosen zu sagen pflegen, nichts dauerhaft – nur das Provisorium.

Bei Nacht, von Montmartre aus betrachtet, ist Paris wirklich zauberhaft – wie die Splitter eines riesigen Diamanten liegt es in der Tiefe einer Schale.

Nur der Mensch allein unter den Geschöpfen Gottes ist fähig, zu zerstören, was er liebt. Nur er ist fähig, sein eigenes Bild zu zerstören.

Es gibt nur eine Art Güte zurückzuzahlen, nämlich seinerseits gütig zu sein, zu denen, die in der Not zu einem kommen.

Der Montmartre ist gemächlich, träge, unbekümmert, ein wenig schäbig und heruntergekommen, nicht so sehr blendend als vielmehr verführerisch, nicht funkelndes Glitzern, sondern schwelende Glut.

Sex ist für viele Männer bis zum heutigen Tage noch immer das, was Amerika für Kolumbus gewesen sein muß.