Zitate von Jean Anthelme Brillat-Savarin

Welch Vergnügen, einen guten Appetit zu haben, wenn man gewiß ist, ein vortreffliches Mahl zu bekommen.

Wer seine Freunde empfängt, ohne selbst für das ihnen bereitete Mahl Sorge zu tragen, verdient nicht, Freunde zu haben.

Der Fasan ist ein Rätsel, dessen Lösung nur den Adepten offenbart wird. Nur diese können ihn in seiner ganzen Vorzüglichkeit genießen.

Die Speisetafel ist der einzige Ort, wo man sich niemals während der ersten Stunden langweilt.

Die Art ihrer Ernährung beeinflusst das Schicksal der Nationen entscheidend.

Die Gastronomie beherrscht das ganze Leben, denn die Tränen des Neugeborenen verlangen die Brust einer Amme und der Sterbende schlürft noch hoffnungsvoll den letzten Trank, den er, ach! nicht mehr verdauen soll.

Diejenigen, die vernünftig essen, sind zehn Jahre jünger als jene, denen diese Wissenschaft fremd ist.

Jemanden einzuladen heißt, sich um seine Fröhlichkeit zu kümmern, und das jedesmal, wenn er unter deinem Dach ist.

Beim Bordeaux bedenkt, beim Burgunder bespricht, beim Champagner begeht man Torheiten.

Nur durch das Leben ist das Weltall von Bedeutung, und alles, was lebt, nimmt Nahrung zu sich.

Die Feinschmeckerei steht den Frauen wohl an; sie ziemt der Zartheit ihrer Organe und ersetzt ihnen einige Vergnügungen, denen sie sich entziehen müssen, wie sie ihnen Trost gewährt für leiden, zu denen die Natur sie bestimmt hat.

Indem der Schöpfer dem Menschen die Verpflichtung auferlegt, zu essen, um zu leben, ladet er ihn durch den Appetit ein und belohnt ihn durch den Genuß.

Wer den Magen überlädt oder sich berauscht, versteht nichts vom Essen und Trinken.

Das Tafelvergnügen gehört jedem Alter, jedem Stande, allen Ländern und Zeiten; es schließt sich allen anderen Genüssen an und bleibt am Ende, uns über deren Verlust zu trösten.

Ein echter Feinschmecker, der ein Rebhuhn verspeist hat, kann sagen, auf welchem Bein es zu schlafen pflegte.

Jemanden einladen bedeutet, für das Glück des Gastes zu sorgen, solange dieser unter unserem Dache weilt!

Die Behauptung, man dürfe den Wein nicht wechseln, ist eine Ketzerei. Die Zunge wird übersättigt, und nach dem dritten Glas erregt der beste Wein nur noch eine schwache Empfindung.

Fundamentalsätze der Gastronomie: I. Alles, was lebt, isst. II. Der Mensch lebt nicht um zu essen, sondern um gut zu essen.

Wenn man den Fettleibigen empfiehlt, morgens früh aufzustehen, durchbohrt man ihnen das Herz.

Die Entdeckung eines neuen Gerichts ist für das Glück der Menschheit von größerem Nutzen als die Entdeckung eines neuen Gestirns.

Die Hausfrau muß sich stets vergewissern, daß der Kaffee ausgezeichnet ist, und der Hausherr, daß die Spirituosen von bester Qualität sind.

Die Feinschmeckerei ist eines der stärksten gesellschaftlichen Bande; sie breitet täglich jenen geselligen Geist aus, der die verschiedenen Stände vereinigt, sie mit einander verschmilzt, die Unterhaltung belebt und die Ecken der gebräuchlichen Ungleichheit abschleift.

Das allzu lange Warten auf einen säumigen Gast ist ein Mangel an Rücksicht auf die anwesenden Gäste.

Tiere fressen, Menschen essen, aber nur der Mann von Geist weiß, wie man ißt.