Zitate von Jean Antoine Petit-Senn
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Das Genie ist oft durch eine lächerliche Seite verunstaltet, wie die Sonne manchmal von einer kleinen Wolke verhüllt ist.

Es ist eine Aufopferung der Eigenliebe, wenn man an seine Talente nur glaubt, um Gott dafür zu danken.

Das Witzwort ist wie eine Alpenrose; diese verliert ihre Farbe, wenn sie verpflanzt wird, jenes seinen Lokalton.

Wir haben von Glück zu sagen, wenn wir uns nicht aus jedem, den wir um etwas ansprechen, einen Feind machen.

Da, wo das Niveau des Geistes fällt, erheben sich die Charlatane, wie die Sandfelsen, welche erst nach dem Abnehmen der Fluth hervortreten.

Man kommt besser in der Welt vorwärts, wenn man Fehler verbirgt, als wenn man Tugenden zeigt.

Die Jugend überwindet den Sturm der Leidenschaften, das Alter unterliegt demselben; so entführt der Nordwind im Herbste das Blatt, das lustig den ganzen Sommer auf dem Baume grünte.

Es gibt ein Übel, von dem uns unsere Ärzte auf die Dauer gründlich heilen: von dem Glauben an ihre Kunst.

Das politische Gewicht, das man hat, wiegt nie das auf, was man sich selbst gibt.

Ich glaube, die Egoisten müssen die Welt sehr schlecht finden: sie sehen nur sich selbst darin.

Die Leuchtwürmer glänzen in der Dämmerung des Abends, wie die Erinnerungen der Kindheit den Schatten der Vergangenheit erleuchten.

Die erste Liebe, die ins Herz einzieht, ist die letzte, die aus dem Gedächtnis schwindet.

Der Neidische tröstet sich weniger geschwind über unser Glück, als wir selbst über unser Unglück.

Dem Reichen ist es leichter, Gutes zu tun, als dem Armen, vom Bösen zu lassen.

Ein Übel gibt es, von dem auf die Dauer die Ärzte uns immer heilen: unsere Leichtgläubigkeit ihnen gegenüber.

Der Haß, den wir gegen unsere Feinde hegen, schadet weniger ihrem Glück, als dem unsrigen.

Die Zurückgezogenheit erspart uns mehr Langeweile, als uns die Welt Vergnügungen bietet.

Wir können Diejenigen nicht lieben, welche Grund haben uns zu verachten; aber wir hassen in Andern die schlechte Meinung, welche wir ihnen von uns gegeben haben.

Verdient die Vergangenheit unsere Reue, die Gegenwart unsere Anstrengungen, die Zukunft unsere Besorgnisse?

Man erweckt den Glauben, daß man sich selbst nicht achte, wenn man zu begierig die Achtung anderer sucht.

Der Pedant will uns nur von dem unterrichten, was er weiß, nicht von dem, was wir nicht wissen.

Es gibt keinen Hund, welcher so gut darin dressirt ist, seinem Herrn alles zurückzubringen, wie die Eigensucht.

Empfängt dich ein Schuldner schlecht, so sei versichert, dass du bezahlt wirst.

Einen Fehler durch eine Lüge zu verdecken heißt, einen Flecken durch ein Loch ersetzen.

Die Heirat ist ein sicherer Hafen im Sturm, aber noch öfter ein Sturm im Hafen.

Oft ziehen wir demjenigen, der aufhört, uns Gutes zu tun, den vor, der uns nie welches getan hat.

Die öffentliche Meinung ist eine Buhlerin; man sucht ihr zu gefallen, ohne sie zu achten.

Für viele Menschen dürfte – leider! die Furcht zu sterben geringer sein, als noch einmal zu leben.

Das Herz einer keuschen Jungfrau bewahrt den Keim der Liebe, wie die Rosenknospe, die geschlossen den köstlichsten Duft enthält.

Der Geiz und das Genie scheinen mir zwei Parallellinien zu sein, die sich nie begegnen können.

Die Vergnügungen der Kindheit werden von der Jugend verachtet, die der Jugend von dem Manne; die Vergnügungen jeglichen Alters sind wie die Sprossen einer Leiter, man gelangt zu der einen nur dadurch, daß man die andern mit Füßen tritt.