Johann Caspar Lavater Zitate
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Tue zuerst deine Pflicht, dann suche Erholung und Ruhe; tue das Schwerste zuerst, dann wird dir das Leichte wie nichts sein, und nicht horch‘ auf die Stimme der Aufschub heischenden Trägheit.
Der, der weiß, daß es meine Freude ist, Freude zu machen, wird mir noch manche Freude, an die ich vorher nicht denken kann, bereiten.
Vergiß nicht die Ernte beim Säen, – und laß mich beim Säen der Ernte nicht vergessen!
Wer schon dreißig, vierzig, fünfzig Jahre lauter Proben der göttlichen Vorsehung erfahren hat, der darf für den Rest seiner Tage nicht gar bange sorgen.
Wie wird es mir sein einst, wenn die Decke, die uns selbst vor uns bedeckt, hinweggenommen werden wird?
Wer bemerkt, wahrnimmt, schaut, empfindet, denkt, spricht, handelt, bildet, dichtet, singt, als wenn’s ihm ein Genius, ein unsichtbares Wesen höherer Art diktiert oder angegeben hätte, der hat Genie.
Denk‘ im Leben: Das Leiden ist Mittel, sein Zweck ist Vollendung; denk‘ in Freuden: Von besseren Freuden sind diese nur Schatten; denke des Morgens und Abends: Es eilt mein Ziel zur Vollendung, und beim Glockenschlag: Ich Sterblicher bin auch unsterblich.
Einseitige Wahrheit aber – welche ergiebige Quelle von Irrtum und Mißverstand!
Lerne täglich mehr das nicht zu Ändernde tragen, das, was vor dir liegt, mit gegebenen Kräften benutzen, willig missen das, was dir zum Genuß nicht bestimmt ist, fröhlich alles tun, was Pflicht und Menschlichkeit tun heißt!
Das äußere Glück ist nur Zufall, – aber das innere Glück, das baut sich ein jeder selbst.
Willst du fröhlich sterben, so gieb, Freund, jeglichem Tage eine gute That, die bewillkommend einst dir begegne!
Lasset uns thun, was wir können! Für uns sollen diese Prüfungszeiten ohne ihresgleichen – Gnadenzeichen ohne ihresgleichen werden!
Du sollst niemandem Überzeugungen rauben, die ihn glücklich machen, es sei denn, du kannst ihm etwas Besseres dafür geben.
Welch ein unerschöpflicher Stoff zum Nachdenken: – Wir, wir selbst, – unsere Menschheit, die Unausdenkbarkeit unserer Fähigkeiten und Kräfte, – der Zweck unseres Daseins überhaupt, unsere besondere individuelle Bestimmung!…
Ich sag‘ es alle meine Geburtstage, – alle meine Lebenstage fühl‘ ich es: Nachdenken über mich selbst ist das Leben des Lebens, – und wir denken so wenig nach! – Wie selten machen wir unser Leben zum Leben!
Geh den geraden Weg der Pflicht, der Ordnung, der Liebe, – und dann achte nicht auf das Urteil des Freundes noch Feindes.
Der wahre Weise sieht immer zuerst auf das, was da ist; der Afterweise, der Pedant, immer zuerst auf das, was mangelt.
Willst du der Menschheit Lagen kennen? Ein kurzer Reim kann sie dir alle nennen; Sie heißen: Leiden, Tragen, Missen, Und Ruh’n und Wirken und Genießen.
Schöpfer, deine Herrlichkeit leuchtet auch zur Winterzeit in der wolkenlosen Luft, in dem Schnee, im Reif und Duft.
Seinen Freund benutzen, ist Weisheit; noch größere Weisheit, jeden seiner Feinde zu seiner Rettung benutzen.
Immer zu guten Zwecken verwende deine Talente, deines Geistes Kräfte zu heiliger Pflichterfüllung, und dein fester Sinn sei Diener der Weisheit und Tugend!
Güte des Herzens besiegt oft kaum besiegbare Feinde. Sei von Herzen gut und fürchte vor Bösen dich nie dann!