Zitate von Johann Wilhelm Ludwig Gleim
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Die Menschen, die du liebst, und die dich wieder lieben, Bewahr‘ dir Gott für Armut und vor Neid; Die schwerste Tugend auszuüben Ist die Dankbarkeit!

Warum ist auf der Welt die Zahl der Klugen klein? – Weil’s so bequem ist, dumm zu sein.

Drei Nächte hab‘ ich nun, o Muse, dir gewacht! Komm wieder in der fünften Nacht!

Ist Böses wohl geschehen, ist Gutes unterblieben? Die Götter können dich, du selbst kannst dich nicht lieben!

Siehst du das falsche Glück dir lächeln oder lachen, So denk‘, o Mensch, wie gut du bist, Und sorge, daß es dir nicht etwa schädlich ist, Glück muß uns ja nicht schlechter machen!

Es finde dich der Tod im Garten, auf dem Wall, Zu Haus im Schlaf-Rock, oder auch auf Reisen, Heiß ihn willkommen überall, Er läßt sich doch nicht weiter weisen.

Was ist der Mensch? Ein Thier, das seinen Lehrer straft, bald mit dem Tod am Kreuz, und bald mit Schierlingssaft.

Dem, der sich weise dünkt, dem sag auf’s leiseste: Wer sich zu weise dünkt, ist nicht der weiseste!

Sprich nicht viel; die Welt ist schlimm. Sie lockt dich aus, Sie forscht dich aus, Sie bringt’s heraus, Dies ist ihr Ziel – sprich nicht viel!

Ob ich in Gottes Welt, der ungeheuren Einen, Ein Sand-Korn oder Plato bin, Ist gleichviel nicht, sollt‘ ich meinen!

Beiseit mit der Geburt; ich frage: Was du bist? Man ist ja das nicht selbst, was man geboren ist.

Wer Samenkörner streut, der nehme sich in Acht, daß ihm es einmal nicht gereue! Welch Unglück haben in die Reihe Der Dinge Worte nicht gebracht!

Du kannst verlornes Geld erwerben, Kannst Güter wieder erben; Verlornen Namen stellt kein König wieder her!

Sei dir geheimer Rath bei jedem Unternehmen! Du wirst dann seltener dich einer Thorheit schämen.

Tugend und Freude Sind ewig verwandt: Es knüpfet sie beide Ein himmlisches Band.

Dahin gelassen gehn, wohin das Schicksal zieht, Soll jeder, der den Faden sieht.

Die Laster stritten, wer von ihnen am eifrigsten gewesen sei, dem Bösen auf der Welt zu dienen; den Preis erhielt die Heuchelei.

Ist die Musik nur Spiel und Scherz, Nur Scherz und Spiel, Bewegt zum Guten sie nicht unser böses Herz, Dann ist Musik nicht viel.

Was ich nicht kann, das laß‘ ich bleiben, Sprach Peter Squenz, mit sich vergnügt; Ich konnte niemals Prosa schreiben. Beweist sein Vers nicht, daß er lügt?

Wer schon auf ein Knie kommet, den stößt man gerne gantz umb, wer auf beyde, dem hauet man den Kopff gar ab.

Auf deine Schultern nimm nicht eine dir zu schwere, Dem Esel aber leichte Last! Bei Stärkern, die dich sehn, gereicht’s dir nicht zur Ehre, Daß deine Kraft du nicht vorher gemessen hast.

Zurück ins schon gelebte Leben Sieh selten nur, wenn’s traurig macht, Und, Rechenschaft davon zu geben, Dir nicht das Herze lacht!

An jeden Ort, wohin du gehest, Nimm deinen Maaßstab mit, zum Schmaus, zum Tanz, zum Spiel; Und fügt sichs, daß du stille stehest, Dann frage: War’s zu viel?

Bist du der weise Mann, der seines Willens König Seyn lehrt, so sei es selbst; thu viel, und rede wenig!

Der ist ein schlechter Mann, der immer seinen Mund zum Reden offen hat, und immer ohne Grund!

Unterm Arm die krumme Sichel, Gehen wir ins Feld, Mit der Harke, mit dem Stichel Gehen wir ins Feld!

Wo man von Frömmigkeit mit vielen Worten spricht, da suche nur die Frommen nicht!

Wirken, Schöpfer sein des Guten, oder auch des Schönen, das, o Mensch, ist, „Gott gefallen, ist Verdienst“.

Du Denker! Denker! Du mußt nicht zufrieden seyn, Bis der Gedanke steht so vest wie Marmorstein!

Das Unglück ist ein Sturm, das Glück ein Sonnen-Blick, Ertrage, wenn du kannst, das Unglück wie das Glück.

Der ist ein edler Mann, der seines Tuns sich freuet Und vieles tat, und den von allem nichts gereuet.

Verliere deinen Freund um keinen kleinen Zwist; Wenn aber sein Vergehn kein kleiner Fehler ist, Wenn seinem Herzen Gift am hellen Tag entschlüpfte, Dann reiß‘ das Band entzwei, das dich an ihn verknüpfte!

Nur wer glücklich ist, kann glücklich machen. Wer’s tut, vermehrt sein eignes Glück.

Siehst du vom hohen Harz ein Ungewitter kommen, Geh deinen Weg mit schellerm Schritt! Und hast du guten Muth mit auf den Weg genommen, So nimm ihn weiter mit!

Die Weisheit, welche nicht, Wie du, verständlich spricht, Die laß nicht in dein Haus: Sie gibt sich nur für Weisheit aus!

Erkenne, suche, lieb‘ und ehre, was gut und schön ist, und vermehre nach Möglichkeit mit weiser Wahl des Guten und des Schönen Zahl! Das ist die ganze Sittenlehre.

Erzfeind von allem Heuchelschein, Sei jedem Auge, was du bist; Man muß in aller Augen sein, Was man in Gottes Augen ist.

Ob du von Adel seist, ob nicht? ist nicht die Frage; die Frag‘ ist, ob du edel seist.

Wer Wohltat dir erwies, sei deines Danks gewiß: Die du erwiesest, die vergiß.