Zitate von Johann Wilhelm Ludwig Gleim
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Welche Freude, welche Freude Kann des Menschen Herz empfinden, Wenn es noch unschuldig ist.

Das Leben ist ein Spiel, wie alle Spiele sind: Wer’s nicht versteht, verliert, Und wer’s versteht, gewinnt.

Du lebst für dich allein, willst nicht für andre leben! Solch Leben lebt‘ ich nicht, und wolltest du sogleich Mir deine Tonnen Goldes geben; Was wär’s? Ich wäre ja nur reich!

Das Senf-Korn, zornig hingeschmissen In Deinen Haufen Weizen-Korn, Wirst, wenn du’s suchen willst, Du lange suchen müßen! Such es! und strafe dich! und hüte dich vor Zorn!

Geh, wo du gehen kannst, die goldne Mittelstraße, und miß der Dinge Wert mit ihrem rechten Maße.

Schleuß, was du denkst und sprichst, in angemeßne Schranken! In deinem Rede-Fluß ersäufst du die Gedanken!

Der ist ein Stolzer, der in sich Bescheidenheit nicht sucht, Und sucht er sie, nicht findet! Stolz macht uns klein und lächerlich, Und groß ist, wer ihn überwindet!

Ein Leben haben wir, und dies nur eine Leben, Dies, dies verschwenden wir im blinden Ohngefähr! Als wärs zu sparsamer Benutzung nicht gegeben, Als wenn’s das zwanzigste von tausend Leben wär‘!

Wer’s ehrlich meint mit sich, der hasse Selbst-Betrüger, Wer klug sich dünkt, der wird nicht klüger!