Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Jedem Tun, jedem Handeln, jeder Kunst geht stets das Handwerk voraus, welches nur in der Beschränkung erworben wird.
Ich weiß wohl, daß man dem das Mögliche nicht dankt, von dem man das Unmögliche gefordert hat.
Die Liebe zum Wunderbaren gehört eigentlich dem Poeten und die Lust Schwierigkeiten zu überwinden dem Mathematiker.
Die außerordentlichen Männer des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts waren selbst Akademien, wie Humboldt zu unserer Zeit. Als nun das Wissen so ungeheuer überhand nahm, taten sich Privatleute zusammen, um, was dem Einzelnen unmöglich wird, vereinigt zu leisten.
Das Auge ist das letzte, höchste Resultat des Lichtes auf den organischen Körper. Das Auge als ein Geschöpf des Lichtes, leistet alles, was das Licht selbst leisten kann.
Die Menschen lieben die Dämmerung mehr als den hellen Tag, und eben in der Dämmerung erscheinen die Gespenster.
In jedem Künstler liegt ein Keim von Verwegenheit, ohne den kein Talent denkbar ist, und dieser wird besonders rege, wenn man den Fähigen einschränken und zu einseitigen Zwecken dingen und brauchen will.
Du hast dem Büchlein Sorgfalt und Sinn abgefühlt, die ich ihm gewidmet und verliehen habe; es ist in dem lieben Deutschland verschollen und mit vielem andern Guten und Nützlichen von den Sandweben des Tags zugedeckt, wird aber immer doch wieder einmal wie der Bernstein ausgeschwemmt oder gegraben.
Fast bei allen Urteilen (in der deutschen Literatur) waltet nur der gute oder böse Wille gegen den Poeten, und die Fratze des Parteigeistes ist mir mehr zuwider als irgendeine Karikatur.
Eine solche Skizze braucht nicht im höchsten Grade ausgeführt und vollendet zu sein, wenn sie gut gesehen, gedacht und fertig ist, so ist sie für den Liebhaber oft reizender als ein größeres ausgeführtes Werk.
Liebe ist etwas Ideelles, Heiraten etwas Reales. Und nie verwechselt man ungestraft das Ideelle mit dem Realen.
Euch zu gefallen war mein höchster Wunsch. Euch zu ergötzen, war mein letzter Zweck.
Das eigentlich wahrhaft Gute, was wir tun, geschieht größtenteils clam, vi et precario (heimlich, mit Gewalt und auf Bitten).
Der Tüchtige hilft sich, wie er helfen kann, Und wenn zuletzt ihm Fehl zu Fehle schlägt, Ergibt er sich dem Kreuze, das er trägt.
Wie bin ich wert, dich in der Hand zu halten – dich Stein, dich Pflanze, dich Ding!
Auch eine schädliche Wahrheit ist nützlich, weil sie nur Augenblicke schädlich sein kann und alsdann zu andern Wahrheiten führt, die immer nützlich werden müssen.
Wer Wein verlangt, der keltre reife Trauben. Wer Wunder hofft, der stärke seinen Glauben.
Ein Franzose ist von Kopf bis auf die Füße eben ein Mensch wie ein Deutscher, das andere sind politische Konsiderationen, die vortrefflich sind und die niemand ungestraft einreißen soll.
Wie manches Bedeutende sieht man aus Theilen zusammensetzen: man betrachte die Werke der Baukunst; man sieht manches sich regel- und unregelmäßig anhäufen. Daher ist uns der atomistische Begriff nah und bequem zur Hand; deßhalb wir uns nicht scheuen, ihn auch in organischen Fällen anzuwenden.
Zu jedem Tun, daher zu jedem Talent, wird ein Angebornes gefordert, das von selbst wirkt und die nötigen Anlagen unbewußt mit sich führt.
Er [Herder] hatte etwas Weiches in seinem Betragen, das sehr schicklich und anständig war.
Warum sich Mann und Frau so schlecht vertragen? Du kommst, mein Freund, hierüber nie ins reine.
Auch hat schon Franklin eine besondere Aversion gegen die Mathematiker, in Absicht auf geselligen Umgang, klar und deutlich ausgedrückt, wo er ihren Kleinigkeits- und Widerspruchsgeist unerträglich findet.
Die Natur ist so, daß die Dreieinigkeit sie nicht besser machen könnte. Es ist eine Orgel, auf der unser Herrgott spielt, und der Teufel tritt die Bälge dazu.
Im Grunde ist dem Menschen nur der Zustand gemäß, worin und wofür er geboren worden.
Mit einem kritischen Freund an der Seite kommt man immer schneller vom Fleck.
Es ist törig, von einem Künstler zu fordern, er soll viel, er soll alle Formen umfassen.
Denn was man schwarz auf weiß besitzt, Kann man getrost nach Hause tragen.
Ach! warum, ihr Götter, ist unendlich Alles, alles, endlich unser Glück nur?
Und jeder geht in der aufsteigenden Linie seiner Ausbildung fort, so wie er angefangen.
Gegen die Kritik kann man sich weder schützen noch wehren; man muß ihr zum Trutz handeln, und das läßt sie sich nach und nach gefallen.
Ob es etwas Schöneres geben könne, als wenn die Jugend aus allen Weltgegenden zusammenkäme, um sich fester für das Gute zu verbünden mit dem Entschluss, in jeder Lage ihres Lebens alle ihre Kräfte aufzuwenden und so weiter.
Man muß mit der Natur langsam und läßlich verfahren, wenn man ihr etwas abgewinnen will.
Ovid liebt klassisch auch im Exil: Er sucht sein Unglück nicht in sich, sondern in seiner Entfernung von der Hauptstadt der Welt.