Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Alles Abstrakte wird durch Anwendung dem Menschenverstand genähert, und so gelangt der Menschenverstand durch Handeln und Beobachten zur Abstraktion.
Arm und kleiderlos war, als ich sie geworben, das Mädchen; Damals gefiel sie mir nackt, wie sie mir jetzt noch gefällt.
Es ist eine Eigenschaft der menschlichen Seele, daß die sich dann am schnellsten erhebt, wenn sie am stärksten niedergedrückt wird.
Denken und Tun, Tun und Denken, – das ist die Summe aller Weisheit. Beides muß wie Aus- und Einatmen sich im Leben hin und wider bewegen; wie Frage und Antwort sollte eines ohne das andere nicht stattfinden.
Unsere Leidenschaften sind wahre Phönixe. Wie der alte verbrennt, steigt der neue sogleich wieder aus der Asche hervor.
Je mehr wir uns in bedeutenden Dingen von der Weise der Menschen entfernen, desto notwendiger ist es, daß wir in gleichgültigen es nicht tun.
Unwissende werfen Fragen auf, welche von Wissenden vor tausend Jahren schon beantwortet sind.
Hat eine bedeutende Ruine etwas Ehrwürdiges, ahnen, sehen wir in ihr den Konflikt eines würdigen Menschenwerks mit der stillmächtigen, aber auch alles nicht achtenden Zeit.
Glücklich? Wer ist denn glücklich? O blicke nicht nach dem, was jedem fehlt; betrachte, was noch jedem bleibt.
Wenn man einmal weiß, worauf alles ankommt, hört man auf, gesprächig zu sein.
Mit Mädchen sich vertragen, Mit Männern ‚rumgeschlagen, Und mehr Kredit als Geld, So kommt man durch die Welt.
Wenn Sie glauben, sich richtig zu beurteilen, so würde ich raten, eine Tätigkeit aufzugeben, die Ihnen keine Befriedigung gewähren will.
Dass Lessing, Winckelmann und Kant älter waren als ich, und die beiden ersteren auf meine Jugend, der letztere auf mein Alter wirkte, war für mich von großer Bedeutung.
An Zerstreuung läßt es uns die Welt nicht fehlen; wenn ich lese, will ich mich sammeln und nicht, wie jener Sultan von Indien, durch abgerupfte Märchen hingehalten sein.
Durch nichts bezeichnen die Menschen mehr ihren Charakter als durch das, was sie lächerlich finden.
Mit der Oper, wie sie bei uns zusammengesetzt ist, mag ich mich nicht abgeben, besonders weil ich diesen musikalischen Dingen nicht auf den Grund sehe.
Was rechte Weiber sind, sollten keine Männer lieben, wir sind’s nicht wert.
Wir mögen an der Natur beobachten, messen, rechnen, wägen und so weiter, wie wir wollen, es ist doch nur unser Maß und Gewicht, wie der Mensch das Maß der Dinge ist.
Gar hübsch ists, auf seinem Pferde mit dem Mantelsäckchen wie auf einem Schiffe herumzukreuzen.
Ward der Kelch dem Gott vom Himmel auf seiner Menschenlippe zu bitter, warum soll ich groß tun und mich stellen, als schmeckte er mir süß?
Ich habe nur zwei Götter, dich und den Schlaf. Ihr heilet alles an mir, was zu heilen ist, und seid die wechselweisen Mittel gegen die bösen Geister.
Der Himmel führt oft Unglückliche zusammen, daß beider Elend gehoben werde.
Die Kunst stellt eigentlich nicht Begriffe dar, aber die Art, wie sie darstellt, ist ein Begreifen, ein Zusammenfassen des Gemeinsamen und Charakteristischen, d.h. der Stil.
Ich fühlte recht gut, daß sich etwas Bedeutendes nur produzieren lasse, wenn man sich isoliere.
Denn der Fall kommt öfter vor, als man denkt, dass eine Nation Saft und Kraft aus einem Werke aussaugt und in ihr eigenes inneres Leben dergestalt aufnimmt, dass sie daran keine weitere Freude haben, sich daraus keine Nahrung weiter zueignen kann.
Des Menschen Leben ist mühselig, doch überwiegt das Leben alles, wenn die Liebe in der Schale liegt.
Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt, dass Blüt‘ und Frucht die künft’gen Jahre zieren.
Möglich scheint Fast alles unsern Wünschen; unsrer Tat Setzt sich, von innen wie von außen, viel, Was sie durchaus unmöglich macht, entgegen.
Der Mystizismus ist die Scholastik des Herzens, die Dialektik des Gefühls.
Der Unterschied zwischen der französischen und deutschen Poesie: Jene sei Poesie der Reflexion, diese der Situation; der Franzose schildere das Erscheinen, der Deutsche das Sein.
Die Bildhauerkunst wird mit Recht so hoch gehalten, weil sie die Darstellung auf ihren höchsten Gipfel bringen kann und muß, weil sie den Menschen von allem, was ihm nicht wesentlich ist, entblößt.
Der Worte sind genug gewechselt, laßt mich auch endlich Taten sehen! Indes ihr Komplimente drechselt, kann etwas Nützliches geschehen.
Wer ist denn der souveräne Mann? Das ist bald gesagt: Der, den man nicht hindern kann, ob er nach Gutem oder Bösem jagt.
Man darf das Wahre nur wunderlich sagen, so scheint zuletzt das Wunderliche auch wahr.
Wie sich Verdienst und Glück verketten, Das fällt den Toren niemals ein; Wenn sie den Stein der Weisen hätten, Der Weise mangelte dem Stein.