Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Einem Meinungen aufzwingen ist schon grausam, aber von einem verlangen, er müsse empfinden, was er nicht empfinden kann, das ist tyrannischer Unsinn.
Die Jugend ist vergessen aus geteilten Interessen; das Alter ist vergessen aus Mangel an Interessen.
Es ist mit den Jahren wie mit den sibyllinischen Büchern: Je mehr man ihrer verbrennt, desto teurer werden sie.
Welche Wonne ist es, zu denken, daß der Türke, der mich für einen Hund, und der Jude, der mich für eine Schwein hält, sich einst freuen werden, meine Brüder zu sein.
Nur im Leiden empfinden wir recht vollkommen alle die großen Eigenschaften, die nötig sind, um es zu ertragen.
Innerhalb einer Epoche gibt es keinen Standpunkt, eine Epoche zu betrachten.
Salz und Wasser kühlt Nicht, wo Jugend fühlt; Ach! die Erde kühlt die Liebe nicht.
Der Lorbeer ist, wo er dir erscheint, ein Zeichen mehr des Leidens als des Glücks.
Wenn ich den Scherz will ernsthaft nehmen, So soll mich niemand drum beschämen; Und wenn ich den Ernst will scherzhaft treiben, So werd‘ ich immer derselbe bleiben.
Des tragischen [Tragödien-]Dichters Aufgabe und Tun ist nichts anders, als ein psychisch-sittliches Phänomen, in einem faßlichen Experiment dargestellt, in der Vergangenheit nachzuweisen.
Schöne Zähne sind überall, besonders auch im Morgenland, als eine Gabe Gottes hoch angenehm.
Was auch den Geist gewaltsam beschäftigt, fordert die Natur zuletzt unwiderstehlich ihre Rechte.
Wer trocken Brot mit Lust genießt, dem wird es gut bekommen. Wer Sorgen hat und Braten ißt, dem wird das Mahl nicht frommen.
Ein Blick von dir, ein Wort mehr unterhält, als alle Weisheit dieser Welt.
Es gibt nichts Gemeines, was, fratzenhaft ausgedruckt, nicht humoristisch aussähe.
Die Natur wird allein verständlich, wenn man die verschiedensten isoliert scheinenden Phänomene in methodischer Folge darzustellen bemüht ist.
Anstatt daß ihr bedächtig steht, Versucht’s zusammen eine Strecke; Wißt ihr auch nicht, wohin es geht, So kommt ihr wenigstens vom Flecke.
Eigentlich wären alle Menschen Genies, wenn nicht in der Kindheit ihre Genialität verschüttet worden wäre.
Niemand, wenn er auch noch so viel besitzt, kann ohne Sehnsucht bestehen, die wahre Sehnsucht aber muss gegen ein Unerreichbares gerichtet sein, die meinige war es gegen die bildende Kunst.
Das Einfache verbirgt sich im Mannigfaltigen, und da ist’s, wo bei mir der Glaube eintritt, der nicht der Anfang, sondern das Ende alles Wissens ist.
Schlüssel liegen im Buche zerstreut, das Rätsel zu lösen; Denn der prophetische Geist ruft den Verständigen an. Jene nenn ich die Klügsten, die leicht sich vom Tage belehren Lassen; es bringt wohl der Tag Rätsel und Lösung zugleich.
Die meisten verarbeiten den größten Teil der Zeit, um zu leben, und das bisschen, das ihnen von Freiheit übrig bleibt, ängstigt sie so, dass sie alle Mittel aufsuchen, um es los zu werden.
Es waren verständige, geistreiche, lebhafte Menschen, die wohl einsahen, daß die Summe unsrer Existenz, durch Vernunft dividiert, niemals rein aufgehe, sondern daß immer ein wunderlicher Bruch übrigbleibe.
Der Mensch hat wirklich viel zu tun, wenn er sein eigenes Positive bis ans Ende durchführen will.
Aus den Ärzten ist nichts zu bringen. Man weiß niemals, ob sie etwas geheimhalten oder ob sie selbst nicht wissen, woran sie sind.
Ganz leise spricht ein Gott in unserer Brust, ganz leise, ganz vernehmlich zeigt er uns an, was zu erstreben ist und was zu fliehen.
Es ist eine schöne Empfindung, wenn wir uns alter Zeiten und alter unschädlicher Irrtümer erinnern, besonders wenn es in einem Augenblicke geschieht, da wir eine Höhe glücklich erreicht haben.
Ist denn die Wahrheit ein Zwiebel, von dem man die Häute nur abschält? Was ihr hinein nicht gelegt, ziehet ihr nimmer heraus.
Aber Leib und Gebein ist nicht zum besten verwahret, Wenn die geistliche Hand der weltlichen Zügel sich anmaßt.
Die Menschen halten sich mit ihren Neigungen ans Lebendige. Die Jugend bildet sich wieder an der Jugend.
Gott hat die Gradheit selbst ans Herz genommen. Auf gradem Weg ist niemand umgekommen.
Es gibt keine Erfahrung, die nicht produziert, hervorgebracht, erschaffen wird.
Frage: Was ist prädestinatio? (Vorherbestimmung)? Antwort: Gott ist mächtiger und weiser als wir; darum macht er es mit uns nach seinem Gefallen.