Johann Wolfgang von Goethe Zitate
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Wie doch nichts abenteuerlich ist als das Natürliche und nichts groß als das Natürliche, und nichts als das Natürliche!
Sich in seiner Beschränktheit gefallen ist ein elender Zustand; in Gegenwart des Besten seine Beschränktheit fühlen, ist freilich ängstlich, aber diese Angst erhebt.
O das ist herrlich, daß jeder glaubt, mehr vom andern zu empfangen als er gibt. O Liebe, Liebe! Die Armut des Reichtums – und welche Kraft wirkts in mich, da ich im andern alles umarme, was mir fehlt, und ihm noch dazu schenke, was mir fehlt.
In einem wohleingerichteten Staate soll das Recht selbst nicht auf unrechte Weise geschehn.
Man sollte nicht daran denken, fertig zu werden, wie man ja nicht reift, um anzukommen, sondern um zu reifen.
Er [der Dilettant] kommt immer mehr von der Wahrheit der Gegenstände ab und verliert sich auf subjektiven Irrwegen.
Man sieht gleich, wo die zwei notwendigsten Eigenschaften fehlen: Geist und Gewalt.
Man sieht, es bessert auch nicht Elend, Reu‘ noch Zeit; Einmal ein Lumpenhund, er bleibt’s in Ewigkeit.
Als Knabe verschlossen und trutzig, als Jüngling anmaßlich und stutzig, als Mann zu Taten willig, als Greis leichtsinnig und grillig! Auf deinem Grabstein wird man lesen: Das ist fürwahr ein Mensch gewesen!
Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange Ist sich des rechten Weges wohl bewusst.
Mit jemand leben oder in jemand leben ist ein großer Unterschied. Es gibt Menschen, in denen man leben kann, ohne mit ihnen zu leben, und umgekehrt. Beides zu verbinden ist nur reinster Liebe und Freundschaft möglich.
Was nicht mehr entsteht, können wir uns als entstehend nicht denken; das Entstandene begreifen wir nicht.
Gehorche willig der Gewalt ! Und bist du kühn und hältst du Stich (stand), So wage Haus und Hof und – dich.
Laßt alle nur mißgönnen, Was sie nicht nehmen können, Und seid von Herzen froh: Das ist das A und O.
Ich habe mich so lange ums Allgemeine bemüht, bis ich einsehen lernte, was vorzügliche Menschen im Besonderen leisten.
Nun aber wird aller Dogmatismus der Welt am Ende lästig besonders, wenn neue Generationen eintreten, die doch auch was vorstellen wollen.
Ich bin in Staatsgeschäften alt genug geworden, um zu wissen, wie man einen verdrängt, ohne ihm seine Bestallung zu nehmen.
Wir mögen noch so geneigt sein, auf Zweifel und Widerspruch zu hören, so ist es doch unserer Natur gar zu gemäß, dasjenige begierig zu ergreifen, was mit unserer Vorstellungsart überein kommt.
Die Pythagoreer nannten die Oberfläche der Körper Farbe. Ferner gaben sie als Farbgeschlechter an, das Weiße, das Schwarze, das Rote und das Gelbe.
Die Fratze des Parteigeists ist mir mehr zuwider als irgendeine andere Karikatur.
Ich habe bemerkt, daß man aus dem Irrtum sich wie erquickt wieder zu dem Wahren hinwendet.
So wie in der Musik das richtige, genaue und reine Treffen jedes einzelnen Tones der Grund alles weiteren künstlerischen Vortrages ist, so ist auch in der Schauspielkunst der Grund aller höheren Rezitation und Deklamation die reine und vollständige Aussprache jedes einzelnen Worts.
Der Frohsinn ist, so wie im Leben, also auch in Kunst und Wissenschaft der beste Schutz- und Hilfspatron.
Gerne der Zeiten gedenk‘ ich, da alle Glieder gelenkig – bis auf eins. Doch die Zeiten sind vorüber, steif geworden alle Glieder – bis auf eins.
Unbewußt besitzen wir alle einen Maßstab, nachdem wir andere Menschen messen, und bei genauer Betrachtung stellen wir fest, daß es ein sehr einfacher Maßstab ist, nämlich: wir bewundern, wir beneiden sie wegen der hervorragenden Eigenschaften, die uns selbst fehlen.
Die Hauptsache ist, daß man ein großes Wollen habe und Geschick und Beharrlichkeit besitze, es auszuführen; alles übrige ist gleichgültig.
Zu einem liebevollen Studium der Sprache scheint der Niederdeutsche den eigentlichen Anlaß zu finden. Von allem, was undeutsch ist, abgesondert, hört er nur um sich her ein sanftes behagliches Urdeutsch, und seine Nachbarn reden ähnliche Sprache.
Du bist! du bist! sagt Lavater. Du bist! Du bist! Du bist! Du bist, Herr Jesus Christ! Er wiederholte nicht so heftig Wort und Lehre, wenn es ganz just mit dieser Sache wäre.
Die Existenzen fremder Menschen sind die besten Spiegel, worin wir die unsrige erkennen können.
Jeden Tag hat man Ursache, die Erfahrung aufzuklären und den Geist zu reinigen.
Ihr meint, ich hätt mich gewaltig betrogen; habs aber nicht aus den Fingern gesogen.
Dazu sind wir Alten ja da, dass wir die Jugend vor Unbesonnenheiten warnen, als wir jung waren, machten wir es selbst nicht besser, aber es hat uns Verdrießlichkeiten zugezogen in zahlloser Menge.
Wenige Liebhaber bedenken, dass man nicht gerade alles wie die Bratwurst in der Garküche vom Rost in den Mund nehmen kann, sondern dass Vorbereitung verlangt wird sowohl unserer als des Gegenstandes.
Die Thätigkeit ist, was den Menschen glücklich macht; die, erst das Gute schaffend, bald ein Übel selbst durch göttlich wirkende Gewalt in Gutes kehrt.
Besonderes Vergnügen, sich mit Personen, die man liebt, über Dinge zu erklären und weitläufig zu sein, Empfinden rege zu machen, wenn man gleich weiß, daß, was man sagt, nicht wahr ist.
Die beste Regierung sei doch die Ministerregierung. Ein Minister müsse das Beste besorgen, weil er sonst aus dem Sattel gehoben werde. Verstand und Einsicht und guter Wille treffen hier zusammen.
Die dramatischen Einheiten heißen weiter nichts, als einen großen Gehalt mit Wahrscheinlichkeit unter wenige Personen austeilen und darstellen.
Die sogenannte Gesundheit kann nur im Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte bestehen, wie das Aufheben derselben entsteht und besteht nur aus einem Verwalten der einen über die andern.