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Die Jugend überhebt sich über das Alter, es ist eine alte Erfahrung; ich spreche damit nicht aus, dass sie daran recht tue.
Joseph Stanislaus ZauperEin guter Schritt zur Ruhe ist, nichts zu fragen nach außen, und die Dinge werden lassen, wie sie können.
Joseph Stanislaus ZauperDer Mensch ist zur Tätigkeit geschaffen; es tut gar wohl, sich lebhaft bewusst zu werden, dass man heut, wie gestern, etwas Notwendiges, Nützliches getan.
Joseph Stanislaus ZauperEine allgemeine Bildung ist vielleicht keinem gegönnt; trachte daher jeder in seinem Kreise der Gebildetste zu sein.
Joseph Stanislaus ZauperEs gibt Lagen, Verhältnisse im Leben, in denen man das Vernünftige durchaus nicht entbehren kann.
Joseph Stanislaus ZauperSich zu beschränken, bemühen sich die wenigeren; auf Unkosten des wahrhaft Großen will man ein Riesiges; das Edle kämpft ewig mit der Grimasse.
Joseph Stanislaus ZauperDie Vergleichung der Sprachen zum Nachteil einer oder der andern ist nie gut. So verschieden die Nationen, so verschieden ihre Sprachen; jede hat ihren Vorzug, jede ihre Tugenden, wohl auch ihre Laster.
Joseph Stanislaus ZauperEs gehört viel Kraft dazu, aber auch eine schöne, von Betrug nicht verletzt zu werden.
Joseph Stanislaus ZauperDas Wahre ist längst gefunden, es ist ewig wie der Irrtum; die Späteren legen ihm nur ein neues Kleid an, ihr ganzes Verdienst ist die neue Wendung des uralten Gedankens. Das Neueste ist schon dagewesen.
Joseph Stanislaus ZauperKunst und Wissenschaft bringt die Menschen [...] in einer geistigen Konversation mehr zusammen, als das Welt- und Geschäftsleben, und Gespräche über diese Gegenstände finden sich häufiger, als über jene, was sehr zu bedauern.
Joseph Stanislaus ZauperMan tut sehr wohl, in seinem Lobe höchst mäßig zu sein; die nächste Stunde zwingt uns oft, unser Lob zurückzunehmen.
Joseph Stanislaus ZauperEs ist eine nutzlose Arbeit, andere überzeugen zu wollen; sie bringen meist die Überzeugung schon mit.
Joseph Stanislaus ZauperWenn ich einsam bin, bin ich erst recht in Gesellschaft; wie drängen sich da die Gedanken heran, die sonst vor Menschen davongehen.
Joseph Stanislaus ZauperOhne Neid ist wohl niemand geboren, es ist das radikale Übel; nur halte die Liebe mäßiges Gleichgewicht.
Joseph Stanislaus ZauperEs zeugt von außerordentlicher Seelenstärke, sich in Momenten leidenschaftlicher Begegnisse, erschütternder Zufälle losreißen zu können, und den Gedanken ruhig in einem fremden, edlen Gegenstande walten zu lassen.
Joseph Stanislaus ZauperWer wäre im Stande, das Problem seines Lebens rein aufzulösen? Man ist nicht einmal so aufrichtig, von sich alles Gute zu gestehen, wie erst, das Schlimme nicht leise zu verheimlichen.
Joseph Stanislaus ZauperUm nicht gute Menschen zu verwunden, muss man oft seine Äußerungen, besonders wenn sie Mutwille und gute Laune eingeben, zurückhalten können.
Joseph Stanislaus ZauperKeine Sprache schreibt, wie sie spricht, sie macht sich Zeichen und Laute selber.
Joseph Stanislaus ZauperÜber Menschen lässt sich erst nach ihrem Tode ein vernünftiges Urteil fassen; im Leben hindert der Neid.
Joseph Stanislaus ZauperWer so die rechte Einsicht in das Welttreiben hätte! Sieht man es mit Achtsamkeit an, es schwindelt einem. Im Ganzen behält es noch einige Würde, im Einzelnen gibt es Stoff zum Lachen und zum Verdruss, es ennuyiert mehr als es belustigt.
Joseph Stanislaus ZauperMan gibt sich leicht der Täuschung hin, in der Person, nicht in der Persönlichkeit die Würde zu finden.
Joseph Stanislaus ZauperEs ist gefährlich, daher nicht ratsam, die Stelle zu zeigen, wo man am empfindlichsten zu verletzen wäre.
Joseph Stanislaus ZauperMit genialen Menschen ist schwer zu verkehren, sie tun zu viel außer der Regel.
Joseph Stanislaus ZauperGedanken, die man niedergeschrieben, soll man nicht sobald wieder lesen, sondern sich erst fremd werden lassen und nach einiger Zeit wieder lesen. Man sieht dann, ob man gewonnen oder verloren; das Urteil darüber ist dann unbefangen und lässt sich korrigieren.
Joseph Stanislaus ZauperJemanden etwas schuldig zu werden, ist nie gut, nicht einmal Dank; denn lästiger als die Schuldner sind die Gläubiger.
Joseph Stanislaus ZauperDer echte Schriftsteller, vornehmlichst der Dichter, will mit Verstand und Gemüt erfasst sein; zu beiden ist die Phantasie lebendige Vermittlerin.
Joseph Stanislaus ZauperDie feinste Artigkeit ist gewöhnlich nur auf die tiefste Grobheit gepfropft.
Joseph Stanislaus ZauperBei geistigen Arbeiten ist es gut, nicht die Zeit des Übersättigens zu erwarten, sondern im Zuge sich zu unterbrechen, damit, ist es eine längere, frisch fortzufahren und mit guter, heiterer Kraft zu vollenden.
Joseph Stanislaus Zauper