Julius Langbehn Zitate
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Mancher sagt: „Ich suche vergeblich nach dem, den ich brauche.“ Suche einmal den, der dich braucht. Vielleicht ist es dann der, den du brauchst.
Mit himmlischer Herrlichkeit fängt das Vaterunser an, um sich von Bitte zu Bitte immer mehr dem menschlichen Elend zu nähern. Es hat die Form einer nach innen strebenden Spirale und – umgekehrt gesehen – die einer Himmelsleiter.
Der Zorn ist ein vorübergehender Wahnsinn… Stärke besteht und beweist sich zuweilen im Nachgeben.
Wahrheit ist im sittlichen wie im geistigen Leben die erste aller Pflichten. Wahr ist, wer wahrt… wahr ist, was währt.
Es ist nachgerade zum öffentlichen Geheimnis geworden, daß das geistige Leben des deutschen Volkes sich gegenwärtig in einem Zustande des langsamen, einige meinen auch, des rapiden Verfalls befindet.
Mit den Menschen ist es wie mit den Blumen: Sie brauchen nicht nur Wasser, sondern auch Sonne.
Das Träumen und Philosophieren hat seine Schattenseiten. Wer das zweite Gesicht hat, dem fehlt mitunter das erste.
Seele ist rollendes Wagenrad – Vernünftigkeit wie Wagenschmiere. Wehe dem, der beide verwechselt; er richtet nur Unheil an.
Die Welt haßt die Diener Gottes, und es ist ziemlich einerlei, was sie ihnen vorwirft, ob Streberei oder anderes, gehaßt und gelogen und verleumdet wird doch, so oder so.
Wie es eine spezielle Erbsünde im Protestantentum gibt, die man mit zuviel Knochen bezeichnen kann – dem Calvinismus kann man ja die Rippen am Leibe zählen – so ist auch eine spezielle Erbsünde im Menschentum des Katholizismus zu verzeichnen, die dort häufig wieder auftritt, sie heißt: zuviel Fett!
Es kommt nicht darauf an, daß man dem Erfolg huldigt. Es kommt darauf an, daß man den großen Menschen auch in einer unscheinbaren Hülle erkennt.
Wie sich Volksmeinung und öffentliche Meinung unterscheiden? Diese ist eine Hure, jene eine Jungfrau.
Die Angriffe der modernen Welt gegen die Kirche sind Steine gegen den Himmel geworfen, die auf die eigenen Köpfe der Schleudernden zurückfallen.
Bei keinem Zusammenarbeiten ist ein Schuß persönlicher Wärme, ist ein Schuß persönlicher Zuneigung zu entbehren. Wo es friert, da wächst nichts.
Es kann kaum jemand in seinem Bereich ein großer Gelehrter sein und dabei doch in den wichtigen Dingen ein unklarer Denker.
Rationalismus, der seine Befugnis überschreitet, wirkt immer zerstörend. Er überschreitet aber seine Befugnis, sobald er herrschen will. Er hat nur zu regeln. Er hat zu dienen. Er ist nicht Wagenrad, sondern Wagenschmiere.
Ein geduldiger Geist ist besser als ein hoher Geist; am besten freilich ist ein hoher Geist, der recht geduldig ist.
Der gerade Weg zur Wahrheit ist der gerade Weg zu Jesus. Und der gerade Weg zu Jesus ist der gerade Wag zur Wahrheit.
Wer ist klug? Wer nicht an sich selber denkt. Wer ist schlau? Wer an sich selber denkt.
Andere Zeiten, andere Länder, andere Völker, andere Sitten – aber nicht andere Charakterformung. Wie jede echte Sittlichkeit auf Ehrlichkeit, so ist jede Geisteskultur auf Stetigkeit gegründet.