Geh' hin, wo sich ohn' Ruh' Der Menschenmarkt bewegt, - Nicht ein Herz findest du, Das keine Narbe trägt.
Justinus KernerDoch all' die Last ist Scherz, Bedenkst du das Gewicht, Das oft ein Menschenherz Still träget und nicht bricht.
Justinus KernerO wie groß ist doch die Leber, drin des Menschen Schmerz gelegen, und wie klein sein Sitz der Liebe, eine Handvoll Herz dagegen.
Justinus KernerO traut nicht, welke Alte, Dem März mit seiner Luft! Den Lenz ruft er ins Leben, Den Winter in die Gruft!
Justinus KernerIch frug: was hat erhalten dich? Da sprach das Herz - das, kannst drauf bauen, Daß mit dem Blute immer mich Durchfloß ein Balsam, Gottvertrauen.
Justinus KernerPreis jeder Stunde, wo gegeben Gott Dieser Welt ein weiblich Kind Zu lichtem, warmem Frauenleben, Und wenn es noch so viele sind!
Justinus KernerSchmerz ist Grundton der Natur; Schmerz des Waldes rauschend Singen, Schmerz des Baches murmelnd Springe, und am meist aus Menschen Schmerz tönt als Grundton Schmerz, nur Schmerz.
Justinus KernerGott schickt am End uns Leiden, auf dass uns diese Welt wenn wir nun von ihr scheiden, nicht mehr so mächtig hält.
Justinus KernerWas im weinenden Auge mir oft die Tränen zurückhält, ist ein spielendes Kind oder ein Vogel im Flug.
Justinus KernerDer größte intellektuelle Reichtum kann neben der größten moralischen Armut bestehen.
Justinus KernerDer Fluß bleibt trüb, der nicht durch einen See gegangen, das Herz unlauter, das nicht durch ein Weh gegangen.
Justinus KernerWeiß nicht, woher ich bin gekommen, weiß nicht, wohin ich werd' genommen. Doch weiß ich fest, daß ob mir ist eine Liebe, die mich nie vergißt.
Justinus KernerFahr zu, o Mensch! Treib's auf die Spitze, vom Dampfschiff bis zum Schiff der Luft! Flieg mit dem Aar, flieg mit dem Blitze! Kommst weiter nicht als bis zur Gruft.
Justinus KernerWohlauf! noch getrunken Den funkelnden Wein! Ade nun, ihr Lieben! Geschieden muss sein.
Justinus KernerPreisend mit viel schönen Reden Ihrer Länder Wert und Zahl, Saßen viele deutsche Fürsten Einst zu Worms im Kaisersaal.
Justinus KernerHoffe: daß durch Todesnacht Gott dich führt in Sonnen ein! Was er immer mit dir macht, du bist dein nicht, du bist sein.
Justinus Kerner