Khalil Gibran Zitate
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So vergehen die Nächte und wir leben in Achtlosigkeit; und die Tage grüßen und umarmen uns. Wir aber leben in ständiger Furcht vor Tag und Nacht.
Die Schönheit im Herzen eines Menschen ist erhabener als diejenige, die man mit Augen sehen kann.
Der schöpferische Mensch beachtet den Kritiker so lange nicht, wie sein Genius fruchtbar ist.
Man sagt, man solle einen schlafenden Sklaven nicht wecken, er träume vielleicht von der Freiheit. Darauf erwidere ich, daß man ihn wohl wecken solle – um mit ihm über Freiheit zu sprechen.
Schafft Raum in euch und seid nicht beengt, und versucht bis zuletzt, euer größeres Selbst zu sein.
Martyrium ist freiwilliges Abfallen der göttlichen Seele auf die Ebene der menschlichen Seele.
Sprich deine Geheimnisse in den Wind, aber mach ihm keinen Vorwurf, wenn er sie den Bäumen weitererzählt.
Und ich glaube letztendlich an das Erbarmen dieser stählernen Finger, die meine Seele zermalmen.
Die Kraft zu lieben ist Gottes größtes Geschenk an den Menschen, denn niemals wird es dem Gesegneten, der liebt, genommen werden.
Licht und Schatten Man muß durch die Nacht wandern, wenn man die Morgenröte sehen will.
Solltest du wirklich die Augen öffnen und sehen, du würdest dein Ebenbild in allen Bildern erblicken. Und solltest du deine Ohren öffnen und hören, du würdest deine eigene Stimme in allen Stimmen hören.
Enthusiasmus ist ein feuerspeiender Berg, auf dessen Gipfel niemals das Gras des Zögerns wächst.
Von den beiden Hauptgewinnen des Lebens, Schönheit und Wahrheit, fand ich den ersten in einem liebenden Herzen, den anderen in der Hand eines einfachen Arbeiters.
Suchst du im Unglück Mitleid bei deinem Nachbarn, so gibst du ihm einen Teil deines Herzens. Ist es ein gütiger Nachbar, wird er es dir danken; ist er aber hartherzig, weist er dich ab.
Der, der Verstand hat, schreibt mir Verständnis zu und der Dumme Dummheit. Ich glaube, sie haben beide recht.
Zu einem hartnäckigen Schwätzer sagte einer: Dein Reden beruhigt und heilt das leidende Herz. Worauf der geschwätzige Mensch still ward und sich für einen Arzt ausgab.
Du magst denjenigen vergessen, mit dem du gelacht hast, aber nie denjenigen, mit dem du geweint hast.
Ich brauche den Haß, um mich zu verteidigen. Wenn ich stark gewesen wäre, hätte ich niemals dieser Art von Waffe bedurft.
Warum hat man Dich zum König gemacht? wollte der Entblößte wissen. Der König antwortete: Weil ich der edelste Mann des Landes bin, haben sie mich zu ihrem König erkoren. Und der Entblößte erwiderte: Wenn du noch edler wärst, wärst du kein König.
Im Herbst sammelte ich alle meine Sorgen und vergrub sie in meinem Garten. Als der Frühling wiederkehrte – im April – um die Erde zu heiraten, da wuchsen in meinem Garten schöne Blumen.
Einem arabischen Sprichwort zufolge gibt es weder einen Phönix noch einen Ghul (ein Dämon, der Leichen frißt), noch einen wirklichen Busenfreund. Aber ich sage euch, ich habe alle drei in meiner Nachbarschaft getroffen.
Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich. Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken, denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf. Liebet einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel: laßt eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen sein.
Und was heißt nicht mehr zu atmen anderes, als den Atem von seinen rastlosen Gezeiten zu befreien, damit er emporsteigt und sich entfaltet und ungehindert Gott suchen kann?
Dies ist die Geschichte der Menschen: Geburt, Heirat, Tod; Geburt, Heirat, Tod; doch plötzlich tritt ein Narr vor sie hin und erzählt ihnen von einer anderen Welt, deren aufgeklärtere Bewohner in ihren Träumen mehr sehen als nur Geburt, Heirat, Tod.
Meinst du, das Wesen der Dinge verstehen zu können, indem du ihren Zweck erkundest? Kannst du denn etwas über die Blume des Weines sagen, wenn du nur in den Krug blickst?
Ihr eßt in Eile, seid aber gemächlich, wenn ihr geht. Warum eßt ihr nicht mit den Füßen und geht auf den Händen?
Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt. Wir fällen sie nieder und verwandeln sie in Papier, um unsere Leere zu dokumentieren.
Man denkt, Tugend sei das, was mich beunruhigt und meines Nachbarn Gewissen erleichtert, und Sünde, was mein Gewissen erleichert und meinen Nachbarn beunruhigt. Wisset, daß ich in meiner Einsiedelei – weit fort von euch – weder Heiliger noch Sünder sein kann.