Khalil Gibran Zitate
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Du bist die Melodie, die in meinen Träumen schwebt, der sanfte Gedanke, der sich nicht fassen läßt.
Während der Ebbe schrieb ich eine Zeile auf den Sand, in die ich alles legte, was mein Verstand und Geist enthält. Während der Flut kehrte ich zurück, um die Worte zu lesen, und ich fand am Ufer nichts, als meine Unwissenheit.
Alles, was Ihr habt, wird eines Tages gegeben werden; daher gebt es jetzt, dass die Zeit des Gebens Eure ist und nicht die Eurer Erben.
Und derjenige, der die Engel und Teufel nicht gesehen hat in den Wundern und Widerwärtigkeiten des Lebens, dessen Herz bleibt ohne Erkenntnis und dessen Seele ohne Verständnis.
Als ich meinen Schmerz auf den Acker der Geduld pflanzte, brachte er die Frucht des Glücks hervor.
O Herz, wenn der Unwissende sagt, daß die Seele ebenso wie der Körper vergeht, dann antworte ihm, daß zwar die Blume verblüht, der Same jedoch bleibt. Dies ist göttliches Gesetz.
Ein Vogel will sich in die Luft erheben, selbst wenn sein Käfig golden wär‘. Ein Fluss gräbt sich seinen Weg ins Meer, selbst wenn ihn Dämme hindern wollten. Mein Herz ruft deinen Namen, selbst wenn du meinen vergessen würdest.
Wer dir eine nicht begangene Sünde vergibt, verzeiht sich selbst sein eigenes Verbrechen.
Seid nicht vom Mitleid erfüllt, aber seid gerecht. Mitleid gewährt man dem schuldigen Verbrecher, während ein unschuldiger Mann nur nach Gerechtigkeit verlangt.
Wenn euch Dunkelheit umhüllt, sagt: Die Dunkelheit ist nur eine Morgendämmerung, die darauf wartet, geboren zu werden; und selbst wenn die Qualen der Nacht auf mir lasten, der Morgen wird geboren sein, in mir wie auf den Hügeln.
Eure Herzen kennen im Stillen die Geheimnisse der Tage und Nächte. Aber eure Ohren dürsten nach den Klängen des Wissens in euren Herzen. Ihr wollt in Worten wissen, was ihr in Gedanken immer gewußt habt.
Ihr seid nicht in euren Körper eingeschlossen, noch an die Felder oder Häuser gebunden. Das, was ihr seid, wohnt über dem Berg und treibt mit dem Wind.
Kinder – Du kannst ihnen deine Liebe geben aber nicht deine Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Dichtung ist keine Meinung, die man äußert. Es ist ein Gesang, der sich aus einer blutenden Wunde oder einem lächelnden Mund erhebt.
Was soll ich über einen sagen, der mich schlägt, wenn ich ihn auf die Wange küsse, und der meine Füße küßt, sobald ich ihn schlage?
Dinge, die man als Kind geliebt hat, bleiben im Besitz des Herzens bis ins hohe Alter. Das schönste im Leben ist, dass unsere Seelen nicht aufhören an jenen Orten zu verweilen, wo wir einmal glücklich waren.
Was wir bei manchen Menschen Intelligenz nennen, ist nur ein örtliches Aufflammen ihres Verstandes.
Das Leid brachte die stärksten Seelen hervor. Die aller stärksten Charaktere sind mit Narben übersäht.
Alles was ich auf dieser Welt sehe, höre, berühre und glaube, befindet sich in meinem eigenen Herzen.
Dichtung ist das Verstehen des Ganzen. Wie soll man dies einem deutlich machen, der nicht einmal einen Teil versteht?
Gewisse Seelen sind wie Schwämme. Du kannst aus ihnen nichts herauspressen außer dem, was sie bereits von dir aufgesaugt haben.
Gestern gehorchten wir noch Königen und verneigten unsere Häupter vor Imperatoren. Heute jedoch verneigen wir uns nur noch vor der Wahrheit, folgen nur der Schönheit und gehorchen nur der Liebe.
Die Schönheit ist ein Geheimnis, das unser Geist versteht, an dem er sich erquickt und unter dessen Eindruck er sich entfalten kann.
Ein Dichter ist derjenige, welcher beim Lesen seines Gedichts erkennen läßt, daß er die besten Verse noch nicht geschrieben hat.
Mit einer Weisheit, die keine Träne kennt, mit einer Philosophie, die nicht zu lachen versteht, und einer Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt, will ich nichts zu tun haben.
Wenn du traurig bist, dann schau in dein Herz und du wirst erkennen, daß du weinst um das, was dir Freude bereitete.
Man darf nicht vergessen, daß es noch Höhlenbewohner gibt; und die Höhlen sind unsere Herzen.
Sie halten mich für verrückt, weil ich meine Tage nicht für Gold verkaufen will. Und ich halte sie für verrückt, weil sie glauben, meine Tage hätten einen Preis.
Der erhabenste Zustand der Seele besteht darin, selbst auf das zu achten, wogegen der Verstand sich auflehnt. Und die tiefste Ebene des Verstandes ist gegeben, wenn er sich gegen das erhebt, worauf die Seele achtet.
Es muß etwas ungewöhnlich Heiliges im Salz sein: man findet es in unseren Tränen und im Meer.
Die Hälfte von dem, was ich sage, ist bedeutungslos; aber ich sage es so, daß die andere Hälfte dich erreichen kann.
Gäbe es nicht das Herz, das du liebst, wärest du feiner Staub, den der Wind davonträgt.
Und wie wollt ihr euch über eure Tage und Nächte erheben, wenn ihr nicht die Ketten brecht, die ihr im Morgengrauen eures Verstehens eurer Mittagsstunde angelegt habt?
Wenn du das Tal sehen möchtest, steige auf den Berg. Willst du die Bergspitze erblicken, schwinge dich zur Wolke empor. Willst du jedoch die Wolke verstehen, schließe die Augen und denke nach.