Leo Tolstoi Zitate
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Wenn du einmal bereust, daß du nicht gesprochen, so bereust du es hundertmal, daß du nicht schwiegst.
Wenn der Zuschauer oder Zuhörer durch die Gefühle des Autors oder Künstlers angesteckt wird, dann ist es Kunst.
Wir kennen Gott nicht, aber alles, was wir von der Welt wissen, wissen wir deshalb, weil wir Gott kennen.
Der Verstand hat den Kampf ums Dasein entdeckt… Aber das Gebot, daß man seinen Nächsten lieben soll, hat der Verstand nicht aufstellen können, denn es widerspricht dem Verstande.
Je kränker die Gesellschaft, umso größer ist die Anzahl von Institutionen zur Behandlung der Symptome, und umso weniger sorgt man sich um die Veränderung des Lebens insgesamt.
Christentum muß man nicht so sehr den Arbeitern wie den nicht arbeitenden Herren predigen.
Einfachheit ist so anziehend, so vorteilhaft, daß es zu verwundern ist, wie wenige Menschen einfach sind.
Wisset, daß man nichts Herrliches aus Wetteifer, nichts Edles aus Hochmut schaffen kann.
Ehe man vom Glück der befriedigten Bedürfnisse redet, sollte man entscheiden, welche Bedürfnisse das Glück ausmachen.
Die gesamte, für die ganze Welt geltende, jahrtausendealte Erfahrung lehrt, daß Kinder von der Wiege an in unmerklicher Fortentwicklung zu Männern werden.
Es gibt Männer, die sich sehr schwer verlieben, weil ihnen die dazu notwendige Schwäche fehlt.
Doch diese Verderbtheit war ja nicht ohne Nutzen. Alle meine sittlichen Forderungen sind aus ihr erwachsen.
Willensfreiheit ist das bewußte Begreifen des eigenen Lebens. Frei ist, wer sich als lebendig begreift. Und sich als lebendig begreifen, heißt, danach zu streben, das Gesetz des eigenen Lebens zu erfüllen.
Ein Gedanke wird erst dann Gedanke und fruchtbar, wenn er durch nichts gebunden ist: Darin besteht seine Stärke im Vergleich zu anderen sinnlichen Dingen.
Leuten, die danach fragen, was nach dem Tode sein wird, muß man antworten: dasselbe, was vor der Geburt war. Wir wissen es nicht, können es nicht wissen und brauchen es nicht zu wissen, was das für ein Sein jenseits des Körpers, in der Vereinigung mit Gott ist.
Verleumdung ist derart beliebt bei den Menschen, daß es, um seinen Gesellschaftern einen Gefallen zu erweisen, sehr schwer ist, sich des Tadelns anderer zu enthalten.
Ein Merkmal für die Entartung unserer Welt ist, daß sich die Menschen ihres Reichtums nicht schämen, sondern rühmen.
In der unendlichen Zeit, in der unendlichen Materie, im unendlichen Raum steigt ein kleines Bläschen, ein Organismus auf. Es hält sich einige Zeit in der Unendlichkeit und zerplatzt dann. Dieses Bläschen bin ich.
Die Harmonie zwischen den Ehegatten erfordert, daß sich in den Ansichten über Welt und Leben, falls sie nicht übereinstimmen, derjenige, der weniger darüber nachgedacht hat, dem unterordnet, der mehr darüber nachgedacht hat.
Fürchte nicht von deinem Glauben alles Materielle, alles Sichtbare und Tastbare auszuscheiden; je mehr du den geistigen Kern deines Glaubens gereinigt hast, um so fester wirst du ihn haben.
Die meisten Lebensprobleme werden wie algebraische Gleichungen gelöst: durch ihre Reduzierung auf die einfachste Form.
Besitz verlockt zur Sünde, und die Anhäufung von Reichtümern entsittlicht den Menschen; nur die einfache Arbeit gibt Glück und Zufriedenheit.
Ich darf nicht glauben, daß ich lebe. Nicht ich lebe, sondern das geistige Wesen in mir. Ich bin nur die Öffnung, durch welche dieses Wesen zum Vorschein kommt.
Man kann sich um Enthaltsamkeit bemühen, aber ein Trunkenbold bleibt ein Trunkenbold und ein Wüstling ein Wüstling – beim ersten Nachlassen der Aufmerksamkeit wird er rückfällig.
Wissen und Wissenschaft ist nicht dasselbe. Wissen ist das Ganze, Wissenschaft ein Teil.
Die Zeit ist vorbei, um über die Nachteile des Krieges zu raisonnieren. Darüber ist schon alles gesagt worden. Jetzt bleibt nur eines zu tun, das, womit jeder Mensch hätte beginnen sollen: das heißt, nichts zu tun, wozu man nicht sittlich verpflichtet ist.
Die Sklaverei der Frau besteht gerade darin, dass die Männer entschlossen sind, sie als Mittel zu ihrem Vergnügen auszunutzen, und sich dazu berechtigt glauben.
Trachte dein Leben beständig auf jener Mittelstraße zu erhalten, wo du den Tod weder zu fürchten, noch zu wünschen hättest.
Wenn kein Ziel da ist, wenn das Leben uns nur um des Lebens willen geschenkt wurde, dann hat es keinen Sinn, daß man lebt.
Mir ist das Leben schwer, ich bitte Gott, daß er mir helfe. Meine Aufgabe jedoch ist, daß ich Gott diene, und nicht, daß er mir diene. Es genügt, sich dessen zu erinnern, auf daß die Last leichter werde.