Luc de Clapiers Zitate
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Es erfordert ein großes Maß von Geistes- und Charakterstärke, sich an Aufrichtigkeit nicht zu stoßen, wenn sie verletzt, oder sie zu üben, ohne daß sie beleidigt.
Es ist der Mittelmäßigkeit nicht gegeben, höchstes Glück und tiefstes Unglück zu empfinden.
Ein gefräßiger Mensch, der schlecht verdaut – das ist wohl ein getreues Bild der Geistesart der meisten Gelehrten.
Bedürftigkeit durchkreuzt unsere Wünsche zwar nicht, aber sie schränkt sie ein. Überfluss vermehrt unsere Bedürfnisse und hilft uns, sie zu befriedigen. Ist man auf seinem Platz, so ist man glücklich.
Wie es unbeständige Seelen gibt, in denen bald die eine, bald die andere Leidenschaft herrscht, begegnet man auch manchem schwankenden Geist, der keine feste Grundlage finden und, von allen Meinungen fortgerissen, keine Entscheidung treffen kann.
Es ist ein Beweis von Geisteskleinheit, wenn man immer das Schätzenswerte von dem Liebenswerten unterscheidet. Große Seelen lieben natürlicherweise alles, was ihrer Achtung wert ist.
Man würde weniger Gedanken eines Werkes ablehnen, wenn man sie wie der Verfasser auffaßte.
Im menschlichen Geist ist mehr Ernst als Heiterkeit. Die wenigsten Menschen sind von Natur aus witzig, die meisten werden es durch Nachahmung – kühle Kopisten des Humors oder der Komik anderer.
Die meisten Menschen werden alt in einem kleinen Gedankenkreis, der nicht einmal aus ihnen selbst stammt; es gibt vielleicht weniger enge als unfruchtbare Geister.
Nichts ist den Menschen in gewissen Ämtern leichter, als sich das Wissen anderer anzueignen.
Die Kunst, Pläne zu machen, besteht darin, den Schwierigkeiten ihrer Ausführung zuvorzukommen.
Wie groß auch das Verdienst sein mag, sich um hohe Posten nicht zu kümmern, ein größeres liegt vielleicht darin, sie gut auszufüllen.
Es gibt Beleidigungen, die man nicht bemerken darf, will man seine Ehre nicht kompromittieren.
Man schätzt die Philosophen nur mäßig, weil sie uns zu wenig von dem sprechen, was wir wissen.
Manche Menschen verlangen von einem Autor, daß er sie in ihren Meinungen und Gefühlen festige, und andere bewundern ein Werk nur, wenn es alle ihre Ideen umstürzt und keines ihrer Prinzipien gelten läßt.
Wie vermessen, einem einreden zu wollen, man hätte nicht genug Illusionen, um glücklich zu sein.
Der Mensch entschließt sich zur Ruhe, nur um Arbeit und Verpflichtung zu entfliehen. Und doch kann er das Leben nur handelnd genießen, nur so liebt er es.
O Sonne, o Himmel, wer seid ihr, deren Geheimnis wir erlauscht, deren Gesetz wir erkannt haben? Blinde und vielleicht gefühllose Werkzeuge in der Hand des Schöpfers. Verdient die Welt unsere Ehrfurcht?
Wir sind weniger gekränkt, von Dummköpfen verachtet, als von bedeutenden Menschen auf Mittelmaß eingeschätzt zu werden.
Was dem einen wie Geistesfülle erscheint, ist für den anderen nur Gedächtnis und Oberflächlichkeit.
Die Schwachen wollen mitunter, daß man sie für böse halte, aber die Bösen wollen immer für gut gelten.
Der Friede, welcher die Fähigkeiten beschränkt und die Völker verweichlicht, ist kein Gut, weder ein moralisches noch ein politisches.
Liebe ist heftiger als Selbstliebe, denn man kann auch eine Frau lieben, die einen verachtet.
Der Geizige sagt sich insgeheim: bin ich für das Schicksal der Armen verantwortlich? So legt er das Mitleid ab, das ihn belästigen könnte.
Man kann auch diejenigen von ganzem Herzen lieben, deren Mängel man wohl kennt. Es wäre überheblich zu glauben, daß einzig das Vollkommene das Recht habe, uns zu gefallen. Mitunter verbinden uns Schwächen ebenso innig, wie es die Tugend vermag.
Wir haben nicht genug Eigenliebe, um die Geringschätzung, mit der uns andere bedenken, zu verachten.