seite 11
Denkfaulheit, Oberflächlichkeit, Starrsinn sind weibliche, Genußsucht, Rücksichtslosigkeit, Roheit, sind männliche, Trotz, Eitelkeit, Neugier sind kindische Fehler.
Marie von Ebner-EschenbachEs entmutigt oft den wärmsten Menschenfreund, daß er so vielen Hilfsbedürftigen begegnet, denen nicht zu helfen ist.
Marie von Ebner-EschenbachWas ein Mensch glaubt, und woran er zweifelt, ist gleich bezeichnend für die Stärke seines Geistes.
Marie von Ebner-EschenbachIn einem guten Buche stehen mehr Wahrheiten, als sein Verfasser hineinzuschreiben meinte.
Marie von Ebner-EschenbachDie Menschen, bei denen Verstand und Gemüt sich die Waage halten, gelangen spät zur Reife.
Marie von Ebner-EschenbachWas nennen die Menschen am liebsten dumm? Das Gescheite, das sie nicht verstehen.
Marie von Ebner-EschenbachIn der Jugend meinen wir, das Geringste, das die Menschen uns gewähren können, sei Gerechtigkeit. Im Alter erfahren wir, daß es das Höchste ist.
Marie von Ebner-EschenbachAuch eine stehengebliebene Uhr zeigt zweimal am Tag die richtige Zeit an. So kann sie im Laufe der Jahre auf eine nicht endenwollende Reihe von Erfolgen verweisen.
Marie von Ebner-EschenbachDie bedauernswürdigsten Menschen sind die gewissenhaften, denen das Leben unerfüllbare Pflichten aufgebürdet hat.
Marie von Ebner-EschenbachUnd ich habe mich so gefreut! sagst du vorwurfsvoll, wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde. Du hast dich gefreut - ist das nichts?
Marie von Ebner-EschenbachDie bedauernswertesten Menschen sind die, die Pflichtgefühl besitzen, aber nicht die Kraft, ihm zu genügen.
Marie von Ebner-EschenbachUm wie viel weniger bekümmert ein gescheiter Mensch sich um die Fehler anderer als um seine eigenen!
Marie von Ebner-EschenbachSo manches können wir anderen zuliebe tun; unsere Schuldigkeit tun wir immer nur uns selbst zuliebe.
Marie von Ebner-EschenbachAlles wird uns heimgezahlt, wenn auch nicht von denen, welchen wir geborgt haben.
Marie von Ebner-EschenbachKeine Befreiung ohne die Liebe des Nächsten. Sie ist der unermesslich reiche Schatz, der uns an dem Tag erlöst, an dem wir uns entschließen, ihn zu heben.
Marie von Ebner-EschenbachWenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.
Marie von Ebner-EschenbachDie Sitte ist schon gerichtet, zu deren Gunsten wir kein anderes Argument vorzubringen wissen als das ihrer Allgemeinheit.
Marie von Ebner-EschenbachDu wüßtest gern, was deine Bekannten von dir sagen? Höre, wie sie von Leuten sprechen, die mehr wert sind als du.
Marie von Ebner-EschenbachGeringe Kunst, humoristisch zu sein, wenn man sich nicht scheut, zynisch zu sein.
Marie von Ebner-EschenbachEchte Propheten haben manchmal, falsche Propheten haben immer fanatische Anhänger.
Marie von Ebner-EschenbachNur wieder empor nach dem Sturz aus der Höhe! Entweder fällst du dich tot, oder es wachsen dir Flügel.
Marie von Ebner-EschenbachWenn wir die ersehnte Ruhe endlich haben werden, werden wir nichts mehr von ihr haben.
Marie von Ebner-EschenbachDer Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten.
Marie von Ebner-EschenbachSollte es einen Himmel auf Erden geben, so ist er zu finden in einer glücklichen Ehe.
Marie von Ebner-EschenbachMan sagt "in jungen Jahren" und "in alten Tagen". Weil die Jugend Jahre, das Alter nur noch Tage vor sich hat?
Marie von Ebner-EschenbachWenn ich nicht predigen müßte, würde ich mich kasteien, sagte ein wahrheitsliebender Priester.
Marie von Ebner-EschenbachUnter hundert Menschen liebe ich nur einen, unter hundert Hunden neunundneunzig.
Marie von Ebner-EschenbachWohl finden wir unsere Worte auf den Lippen der Freunde wieder, aber nicht mehr als unser, sondern als ihr Eigentum.
Marie von Ebner-EschenbachImmer klagen die Hilfreichen über den Undank der Armen. Wollen wir denn nicht unbelohnt gut sein?
Marie von Ebner-EschenbachWirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen, und trotzdem zu uns halten.
Marie von Ebner-EschenbachVom Arzt und vom Lehrer wird verlangt, daß er Wunder tue, und tut er sie - wundert sich niemand.
Marie von Ebner-EschenbachKünstler haben gewöhnlich die Meinung von uns, die wir von ihren Werken haben.
Marie von Ebner-EschenbachStark im Tun, schwach im Dulden: ist Männerart. Schwach im Tun, stark im Dulden: ist Frauenart.
Marie von Ebner-EschenbachEs gibt Menschen im Zopfstil: viele hübsche Einzelheiten, das Ganze abgeschmackt.
Marie von Ebner-EschenbachEin Federheld von echtem Muth, Der greift beherzt nach seinem Gut Und Alles, was er brauchen kann, Sieht als sein Eigenthum er an.
Marie von Ebner-Eschenbach