Michael Rumpf Zitate
seite 2

Jagt die Welt keine Furcht mehr ein, fehlt es an Respekt. Wir trampeln auf ihr herum wie Kinder auf einem Spielzeug, das seine Geheimnisse verloren hat. Hat die Welt nicht dasselbe Recht, genommen zu werden, wie sie ist, das wir für uns beanspruchen?

Ich habe keine Vorurteile – ich habe keine Hemmungen: Sind Hemmungen die Steigerungsform der Vorurteile?

Erklärt man die Unterschiede von Herkunft, Religion und Geschlecht für gleichgültig, treten die Begabungsunterschiede hervor. Sie rechtfertigen Rangfolge und Vorrecht, nur der Geist darf, seine Herrschaft entfaltend, diskriminieren – Intelligenz trennt strenger als Stand.

Je stärker die Wirklichkeit von unseren Wünschen abweicht, desto identischer ist sie mit sich.

Außer dem Streben nach Besitz befriedigt eine Anschaffung das Bedürfnis nach Neuem: Haben, um etwas zu erzählen zu haben.

Mit den Adern tritt im Alter der Charakter hervor. Da die Möglichkeiten verblassen, gewinnt die Wirklichkeit an Farbe.

Moral dient oft als Mantel, um die eigenen Schwächen zu verhüllen, statt dazu, andere vor der Kälte zu schützen.

Geborgenheit schließt Bedeutung ein. Wo man (jemandem) etwas bedeutet, fühlt man sich geborgen.

Nichts verstärkt die Leistungsfähigkeit von Mikrofonen spürbarer als die Nähe von Scheinwerfern.

Künstler zu sein, ist, wenn alle Künstler sind, so erhebend wie das Bewußtsein, Mensch zu sein – welches eine derartig geringe Auszeichnung darstellt, daß es noch nie den kleinsten Minderwertigkeitskomplex verhinderte.

Je gleichberechtigter die Lebensläufe, desto tyrannischer die Angst, das Wesentliche zu verpassen, das Leben…

Die Kritik an der sozialen Leiter verringert sich mit jeder Sprosse, die man emporsteigt.

„Genieße dein Leben“: Die Aufforderung verschweigt ihre heimliche Fortsetzung „und belästige uns nicht“.

Was ist das Plätschern im Schaumbad der Genüsse gegen den Sprung in die Strudel der Erkenntnis?

Wer Anleitungen zur Emanzipation schreibt, gehört zu den Häuptlingen, wer es nötig hat, sie zu lesen, zu den Indianern.

Wir müssen mehr Normen gehorchen als jemals zuvor, dafür dürfen wir sie schneller wechseln.