Zitate von Peter Altenberg
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Das Verhängnis, ja die Tragik so manchen Frauenschicksals: „Wie ich bin, so bin ich nun einmal! Wem’s nicht recht ist, der mache sich’s anders (statt: der mache mich anders)!“

Viele Dinge in diesem Büchlein haben den Charakter von flüchtigem Dilettantismus. Immerhin besser als schwerfälliger Bücherwurmismus!

Hüte dich vor dem Imposanten! Aus der Länge des Stiels kann man nicht auf die Schönheit der Blüte schließen.

Wohin kämen wir, bitte, wenn wir immer nur Idealen nachhängen würden? Zu den Idealen!

Sexuelle Dinge nicht besprechen?!? Wie wenn der Botaniker sagte: Wir wollen uns auf das Wurzelleben der Pflanze nicht weiter einlassen…

Aphorismen sind doch keine Aphorismen um Gottes willen! Es ist doch nur, um euch im Leben rasch kurz zu helfen. Sie können doch daher weder geistreich noch blöd sein. Wie die Medizinen: die können doch auch weder geistreich noch blöd sein, sondern helfen oder nicht helfen.

„Wohnlich“ ist der Dachs-Bau, der Bienen-Korb, der Ameisen-Haufen, aber nicht die modernen Wohnungen.

Frauen bemühen sich viel länger und viel geschickter als die Männer, es zu verbergen, daß sie ein großer Mist sind. Jedenfalls haben sie ein größeres Interesse an der Sache.

Der Schlaf ist das wirkliche, vielleicht das einzige Gnadengeschenk der sonst harten und unerbittlichen Natur!

Es ist traurig, eine Ausnahme zu sein. Aber noch viel trauriger ist es, keine zu sein.

Die Japaner malen einen Blütenzweig, und es ist der ganze Frühling. Bei uns malen sie den ganzen Frühling, und es ist kaum ein Blütenzweig.

Zeige, daß dein Schädel als ein geräumiges adeliges Gefäß für ein Welt-Gehirn intendiert war vom Schicksal und daß dein Antlitz durch die Nase nicht zu einem bekümmert zu Boden gerichteten, sondern zu einem geradeaus in das Leben oder sogar ein wenig in die Sterne blickenden werde!

Die Hoffnung, mit dem billigsten, was es auf Erden gibt, dem schönen liebenswürdigen Wort, sich aus der Affäre zu ziehen, ist größer als der Zwang der Anständigkeit, den die schlichte Wahrheit erfordert.

Der Geist muß die Natur in sich besiegen, wie der reife Mensch seine unsinnigen Kindlichkeiten!

Verlasse Dich nicht auf die noch so scheinbar liebevolle, aber rücksichtslose Außenwelt, sie hat, sie kann von Deinen Lebens-Mysterien keine Ahnung haben. Verlasse Dich auf Dich selbst!

So mancher mag in deiner süßen Nähe begeistert sein – mich aber macht erst liebeskrank die Ferne!

Aus Mangel an Gesprächsstoff begeht man die gemeinsten Taktlosigkeiten und Indiskretionen.

Aphorismen: Wenn der blitzartig rasche Gedanke richtig ist, bedarf er keiner historischen Entwicklung. Und wenn er unrichtig ist, kann ihn eine langsame, naturgemäße, historische Entwicklung auch nicht verbessern!

Wer mich versteht, versteht sich selbst! Denn siehe, ich bin nur Euer tönend gewordenes stummes Herz selber.

Immer wieder auf gewisse Dinge zurückkommen?!? Ja, man kommt immer wieder darauf zurück, daß 2 und 3 5 ergebe.

Nicht um die Geliebte weine, die du verloren, sondern um die, die dir geblieben ist.

Die geschickteste Art, einen Konkurrenten zu besiegen, ist, ihn in dem zu bewundern, worin er besser ist.

Die Menschen zwingen mich liebevoll in das Prokrustesbett ihres eigenen Denkens, und wenn ich dann „Au!“ seufze, sagen sie: Undankbarer!

Die Romantik des Alltags ist das vornehmste aller Erziehungsmittel. Wir sind nämlich umringt von kostbaren Schätzen, die Tag und Stunde uns freiwillig spenden…

Lieben wollen ist das Bedürfnis latenter überschüssiger Kräfte unseres Organismus, in andere Organisationen auszuströmen. Geliebt werden wollen hingegen das Bedürfnis mangelnder latenter Kräfte, sich durch andere einströmende zu ergänzen.

Im Titel liegt das, was man gewollt hat. Und im Inhalt das, was man nicht gekonnt hat.

Wenn es auf Erden richtig zuginge, brauchten wir nicht die Hoffnung aufs Himmelreich.

An eure Pflicht, Eltern! Eltern-Liebe?!? Nein, Eltern-Erkenntnisse! Eltern-Weisheit ersetze endlich die dumme und bequeme Eltern-Liebe!

Und ein jeder, ein jeder deckt Irrtümer auf, Zeit seines Wandelns. Aber er zieht es vor, es mit ins Grab zu nehmen. Weshalb? Aus Schadenfreude!

Die große Liebe ist nichts anderes als ein Seiltanz von Amateuren ohne Balancierstange und ohne Netz.

Der Herzog von La Rochefoucauld hat so viele Aphorismen geschrieben, bei denen ich es tief bedaure, daß sie nicht mir eingefallen sind. Aber da seit drei Jahrhunderten dieselben niemandem genützt haben, bin ich doch froh, daß er sich dieser undankbaren Mühe unterzogen hat!

Für mich ist es am schönsten im Kaffeehaus. Man ist nicht zu Haus und doch nicht an der frischen Luft.

Geld und Sexualität sind die reellen Mysterien des Lebens. Eitelkeit und Ehrgeiz die unreellen.