Peter Rudl Zitate
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Geist meint ja vor allem die Aufgabe aller existenziellen Asyle und ist insofern auch eine Ausgeliefertheit.
Für mich ist das Denken eine Lebensform von negativer Maximalität. Die Liebe ist ihr absoluter Gegenpol. Wer liebt, denkt nicht, und umgekehrt. Eine Koinzidenz gliche da eher der zufälligen Begegnung verlaufener Wimperntusche mit einem Seziermesser. Auf einem gynäkologischen Stuhl.
Manchmal ist der Tod auch nur eine emotionale Überlebenstechnik, die bloß gefunden werden will.
Die Borniertheit in der Welt rührt vor allem von der einfachen Tatsache, daß es so ungleich schwerer ist aus Fehlern zu lernen denn sie zu begehen oder auch nur zu bestreiten.
Das Gefühl geliebt zu werden erbaut nur den Schwachen. Den Geistesmenschen beengt es höchstenfalls.
Die am lautesten von der Freiheit schwadronieren, leben in der Regel nur in einem der Größe ihres Egos angepassten Käfig, den Geist freilich interessiert allein, was außerhalb des Käfigs liegt.
Krankheit ist oft die letzte Zuflucht alles Humanen respektive des Verständnisses an ihm.
Krankenhäuser: dahin sollte es einen im Leben keine zweimal verschlagen und das eine Mal sollte allenfalls bei der Geburt sein.
Natürlich ist der Dichter auch immer ein Streiter wider die Vernunft und sei’s bloß aus Notwehr, weil sie seine Kunst ja erstickt.
Warum wechselt das Gute manchmal die Seiten? Weil es auf Dauer unerträglich gewöhnlich wird.
Nur Hingabe und Opfer- bis zur Selbstaufopferungsbereitschaft vermögen es, der Spezies des homo sapiens ein menschliches Antlitz zu verleihen.
Schönhungern geht im übertragenen Sinne schon gar nicht, denn nichts macht häßlicher, entstellt den ohnehin oft schon verkümmerten Charakter mehr als der Hunger nach Erfolg.
Der Geist muß nichts gegen Extreme haben, verbieten sie sich ihm durch den Embarras ihrer Unappetitlichkeit doch gewissermaßen von selbst.
Veritabler Schöpfergeist tut lieber viel Sinnloses und dies unter Umständen ständig als wenig Sinnvolles, aber dies bloß ab und an.
Die Heruntergekommenheit eines Charakters zeigt sich vor allem auch darin, wie er sich und andere Menschen verschlampt.
Was unter dem Deckmantel der Liebe daherkommt, ähnelt nicht selten einer Geiselnahme. Verrat, Haß, Erniedrigung und andere Seelenrrhöen sind ihr Lösegeld.
Probleme zählen zu den dümmsten Anthropomorphismen des Menschen. Seine kränksten Phantasien aber tragen Namen wie Gott, Seele, Ich und Du.
Es ist die Hegemonie des Kausalprinzips, die den Menschen immerfort und nachhaltig von seinem sogenannten Himmel scheidet.