Peter Rudl Zitate
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Wie schon Mnemosyne die Mutter der neun Musen war, so ist Gedächtnis der Schoß aller Kunst.
Ohne Humor wäre man erledigt. Ja, ein feinsinniger Geist stürbe unweigerlich an einer Art Bioklaustrophobie.
Wer allein dem Augenblick lebt, nimmt seine Fehler immer schon vorweg und läuft Gefahr ihnen schließlich mangels kritischer Selbstwahrnehmung zu erliegen.
Den Menschen bereits vor einem durch ihn bedingten Trauma zu verabscheuen, zeigt die wahre Intuition und Größe des Misanthropen.
Die sogenannte Kinderliebe speist sich in neun von zehn Fällen aus den schmierigen Reminiszenzen eigener Unschuld und ist immer eine scheinheilige Angelegenheit.
Die Menschen sind sich heute ihr eigenes Babel und ihre grenzenlose und unvermittelbare Selbstsucht, der in ihren persönlichen Himmel ragende und alles überschattende Turm.
Dem sogenannten Nutzen mangelt es an jedweder geistigen Qualität, was ihn für Menschen, die sich eine solche zuschreiben, auf Dauer disqualifizieren sollte, wenn nicht muß.
Der Geist wird oft genug durch den Atavismus des Gehirns behindert. Das Gehirn ist ein geselliges Organ, es läßt den Geist oft genug zu wenig allein.
Schicksal: die vielleicht billigste und daher wohl auch verbreitetste Ausrede für Verlierer.
Liebe und Haß sind fürs Gesindel. Selbst Bewunderung und Respekt, wo’s nicht zur Verachtung, meinethalben auch Demut reicht.
Die Ethik gebietet einem jedem eine letzte Chance zu lassen, leider ist der gewöhnliche Mensch selbst damit überfordert, vom ethischen Abschaum – und welches Individuum des 21. Jahrhunderts ist schon nicht dazuzuzählen? – einmal ganz zu schweigen.
Wenn sich einer keine Gefühle erlauben darf, dann der Tod. Dann kommt lange nichts. Dann vielleicht der Geist.
Übertriebene Zielsicherheit kann auch geradewegs in die Irre oder zum Scheitern führen, denn was oft außer Acht gelassen wird: Ziele sind beweglich.
Die Liebe ist eine Verdauungstechnik, die in der Regel mehr Frauen als Männer verschlingt und zerfrißt.
Jede Enttäuschung sollte als ein zuletzt doch willkommenes Ende der Täuschungen begrüßt werden.
Liebe bleibt Liebe. Eintagsfliege bleibt Eintagsfliege. Für unsterblich halten sich beide. Erst mal.
Eine Religion ist so wahr oder unwahr wie jede andere, allen gemeinsam ist freilich ihre ungeheuere Anmaßung.
Die Idee des Buddhismus ist zu schön, um von zahllosen Scharlatanen, Sektierern und allerlei niederträchtigem Gesindel nicht bis zur Unkenntlichkeit mißbraucht zu werden.