Im goldenen, präkolumnistischen Zeitalter der Literatur.
René SteiningerFreundschaft unter Philosophen ist Diplomatie zwischen Kannibalen.
René SteiningerStil verwandelt Interpunktion in Akupunktur.
René SteiningerDer neurotische Eros: Schwach genug, um sich gehen zu lassen, aber zu schwach, um sich hinzugeben.
René SteiningerDie Gunst, die man Mozart entzog, fällt jetzt seinen verzärtelten Interpreten zu.
René SteiningerSinn des Fortschritts: Wir brauchen immer bessere Teleskope, um den Abstand zu ermessen, der uns vom Goldenen Zeitalter trennt.
René SteiningerMein moralisches Ideal ist ein bibelfester Atheismus.
René SteiningerDie über Ikarus den Kopf geschüttelt haben, sitzen jetzt in der Touristenklasse.
René SteiningerVon erlesener Schönheit ist nur das unveröffentlichte Gedicht.
René SteiningerIm Asyl wartet der Flüchtling auf seine Beförderung zum Touristen.
René SteiningerEin Schriftsteller beschuldigte einen besseren, er habe von ihm gestohlen. Kein Plagiat, sagte der andere, sondern Mundraub.
René SteiningerDas Ideal eines Wissens, das sich selbst genügt, erfüllt erst der Pensionist, der Kreuzworträtsel löst.
René SteiningerIntellektuellenmäuler wie alte Türen sind nicht offen; sie schließen nicht.
René SteiningerDer Vielleser glaubt, dass er mehr für sein Geld bekommt, wenn das Buch dick ist.
René SteiningerDie Neuerscheinungen erfüllen alle Erwartungen, aber nur das Unveröffentlichte macht Hoffnung.
René SteiningerIn der Rede des Professors versteht man ohne Vorbildung nur die Zitate.
René SteiningerDie überflüssigsten Geister: Die alles, was sie durchschaut haben, auch einsehen.
René SteiningerOrthopädisches memento mori: Der o-beinige Alte, der unübersehbar wieder auf die Null zugeht.
René SteiningerDer Dummkopf hat sich hinreichend vorgestellt, wenn er den Hut lüftet.
René SteiningerDie typische Schriftstellerkarriere beginnt mit einem Attentat, nährt sich vom Plagiat und endet als Selbstzitat.
René SteiningerDie genauesten Biografen: Steinmetze.
René SteiningerDer Nimbus einer Beamtenlaufbahn erstrahlt, wenn das Haar sich zu lichten beginnt.
René Steininger