Zitate von Richard Rothe
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Man wird nie jemanden von seinem Unrecht überzeugen, wofern man nicht damit anhebt, sein relatives Recht unumwunden anzuerkennen.

Wenn so viele die menschliche Existenz ohne die Gewißheit von Gott für erträglich halten, und zwar in gutem Glauben: so beruht dies nur auf Gedankenlosigkeit.

Die Freuden des Lebens müssen nie gesucht werden, sondern gefunden und gesehen, wo sie sich von selbst darbieten.

Man schilt die Zeit schlecht, weil man nicht die erforderliche Stärke für die Aufgaben besitzt, die sie stellt.

Durch seine Hingebung für eine gute Sache zugleich für seine Person in die Höhe steigen wollen, ist eine häufige, aber gefährliche Unlauterkeit.

In dem, worüber du einen anderen zurechtweisest, sei selbst tadellos; denn das Beispiel ist weit wirksamer als die Lehre.

Ein Handeln gibt es für das vollendete vergeistigte Geschöpf nicht mehr, wohl aber ein Wirken.

Bei einem langen Alter kann an uns leicht wieder einrosten, was ein ganzes Leben mit Mühe blank gearbeitet hatte.

Der ist ein Glücklicher, der, wenn er sich zur Ruhe niederlegt, sich darauf freut, am Morgen wieder aufzuwachen.

Für sich allein, ohne die Billigkeit ist die Rechtlichkeit schlechterdings nicht wirkliche Gerechtigkeit im moralischen Sinne, sondern in vielen Fällen das grade Gegentheil derselben.

Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das so, wie es geschaffen ist, seinem eignen Begriff nicht entspricht, und deshalb mit sich selbst sich in Widerspruch befindet.

Ein gewisses Maß von persönlicher Unabhängigkeit ist nach meinem Gefühle und Urteil eins der entscheidendsten Güter dieses irdischen Lebens.

Reelle Frömmigkeit und das Verständnis dessen, was sie ist, läßt sich schlechterdings nur in der Leidensschule lernen.

Eine der gewöhnlichsten Ursachen sittlich schlechter Gemütsart (Gesinnung) ist Dummheit.

Das Lesen darf nicht in verderbliche Lesesucht ausarten, sondern es muß immer mit Selbständigkeit und eigentlicher Anstrengung verbunden sein, und die Auswahl dazu muß durch die besonnenste Rücksicht auf ihre Zweckmäßigkeit für das jedesmalige Bedürfnis für das Individuums beherrscht sein.

Wenn der Süddeutsche sich in die Brust wirft, so läßt man sich’s schon gefallen, weil es allemal ein wenig lächerlich herauskommt.

Ein Hauptmerkmal des Gebildeten ist, daß er einen Eindruck hat von der Macht des Vorurteils.

Die menschliche Existenz ohne den Glauben an Gott für erträglich zu halten, beruht auf Gedankenlosigkeit.

Dem tüchtigen Menschen, der da lebt, um zu wirken, ist von allen Liebesdiensten, die man ihm innerhalb des Bereiches der bloß konventionellen Freundlichkeit erweisen kann, der größte, daß man seine edle Zeit mit zarter Gewissenhaftigkeit als ein Heiligtum schont.

Gar mancher Gedanke, der traditionell im Curse ist in unsrem Umkreise, kommt uns ohne weiteres glaubhaft vor nur deshalb, weil wir ihn uns nie ernstlich angesehen haben.

Wie denn überhaupt ohne ein wahres Freundschaftsverhältnis eine erfolgreiche Arbeit an der Selbsterziehung zur Tugend kaum möglich ist.

Bedürfnisse nur an dem Maße subjektiver Wünsche und Meinungen gemessen, ruinieren jede Wirtschaft.

Das beständige Schicksal Gottes in seiner Wirksamkeit im Menschen ist, mißverstanden zu werden.

Tue den Menschen die Ehre an, ihnen zu vertrauen, daß sie an das Gute glauben, und du wirst sehen, welche Wunder das tut.

Mancher traditionelle Gedanke kommt uns glaubhaft vor, weil wir ihn nie ernstlich angesehen haben.

Wer seine Ehre durch seine eigene Schuld verloren oder geschmälert hat, der kann sie nur durch unzweideutige Besserung rehabilitieren, und auch dies ist schwer genug.

Übelnehmen ist immer eine Schwachheit; dagegen ungerechte Vorwürfe mit gelassener Würde über sich ergehen zu lassen, ist von außerordentlicher Wirkung. Wer keine öffentliche Anfechtung bestehen kann, ohne davon erschüttet zu werden, paßt nicht mehr in die Gegenwart.

Ehrwürdig ist nur, wer durch Leiden geadelt worden. Gott kann die Seinen nicht höher adeln, als indem er Leiden über sie verhängt.

Die unsichtbare geistige Welt ist nicht bloß eine für uns unsichtbare, sondern eine überhaupt sinnlich schlechthin unwahrnehmbare.

Wer Autorität haben will, muß bescheiden sein und sein Unrecht unverhohlen einzugestehen wissen.

Zur Gefallsucht gehört auch die Unart, den Leuten immer lauter Angenehmes sagen zu wollen. Keine Rechnung ist zwar im allgemeinen sicherer als die auf die Eitelkeit der Menschen, aber auch keine unwürdiger.