Richard von Schaukal Zitate
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Die Wahrheit ist von Ewigkeit. Aber die Zeitlichkeit ist nicht außer der Ewigkeit. Und so ist die ewige Wahrheit wirksam in der Zeit. Die Ewigkeit erhält die Wahrheit in der Zeit, indem sie den Atem anhält. Und so erleben wir, immer wieder, die Wahrheit im Augenblick von Ewigkeit.

Wer Geschmack hat, lebt nicht leicht. Denn er ist umringt, umwimmelt von solchen, die seiner nicht teilhaftig geworden sind.

Wir sind noch immer nicht zum Staat erzogen. Sein Grundbegriff: Schutz aller gegen alle wird von jedem einzelnen, man möchte sagen: mit Selbstbewusstsein verletzt.

Aus dem Auge des Reifen leuchtet, was an dem Werdenden flammt: die Seele, die dem Leben gewachsen ist.

Wer mit sich immer wieder zufrieden ist, in dem geht nichts vor, aus ihm wird nichts hervorgehen.

Kann man sich von sich selbst ablösen? Nur, indem man sich mit Größerem erfüllt.

Von hohen Himmelsfernen auf einem blauen Band, im Glanz von tausend Sternen kam stilles Glück ins Land und hat im Dunkeln ein Lichtlein angesteckt, hat Sorgen, Gram und Schmerzen ganz leise zugedeckt.

Immer weiter entfernt der Mensch die Natur von sich, da er sie aber, der noch so flüchtigen Erholung halber, dennoch braucht, sucht er die Entfernung von ihr immer rascher zu überwinden, wobei es ihm freilich geschieht, dass er sich im Mittel verschwendet und den Zweck versäumt.

Das Kleinliche ist das eigentlich Menschliche. Kein Tier ist kleinlich. Die sogenannte Eitelkeit mancher Tierarten ist Selbstgefühl. … Aber diese schäbige Kleinlichkeit des Intellekts, der in allem sich mit seiner ganzen Unzulänglichkeit zu nichtiger Geltung bringen will!

Das Erste, Nächste, Verbreitetste, Unausweichliche, womit man zu tun hat, ist die menschliche Gemeinheit.

Wahrheit ist nicht etwas Äußeres, zu dem man gelangt, sondern etwas Inneres, das vernehmlich wird.

Symptomatisch für die Kultur der Gegenwart ist die Vervollkommunung der Surrogate.

Ich empfinde es immer als Anmaßung, wenn ein Jemand zu mir auf Wiedersehen sagt. Es ist ein Wunsch, der mit der Gegenseitigkeit rechnet.

Die glatte Fügung: „Alles hat zwei Seiten“ ist die Zauberformel der Erkenntnis. Es kommt darauf an, dass man die zwei Seiten – die einander widersprechen – zugleich erblicke.

Jugend kennt kein Erinnern. Jugend kennt nur ein Vorwärts, ein hastendes, nie rostendes Vorwärts, kaum ein Atemholen.

Augen der Mutter Mutter, deine Augen, deine Augen sind naß. Kind, ich bin fröhlich, die Freude macht das. Mutter, deine Augen, deine Augen sind naß. Kind, ich bin traurig – traurig zum Spaß.