Zitate von Saadi
page 2

Der König fragte den Heiligen: Denkst du auch an mich? Der Heilige antwortete: Ja, dann, wenn ich Gott vergesse.

Zwar wird des Spiegels Glanz getrübt von einem Hauch, Doch klärt ein Seufzerhauch des Herzens Spiegel auch.

Wo du Talent nicht und Verdienst besitzest, So halte deinen Mund vom Sprechen fern. Die Zunge, sie verrät des Menschen Schande, Die Leichtigkeit die Mandel ohne Kern.

Betrachte jeden Baum und merke, auf jedem Baum ist jedes Blatt ein Blatt von einem Buch, darin der Herr der Stärke die Schöpfung aufgezeichnet hat.

Unmäßiger Zorn bringt Entfremdung und unzeitige Güte nimmt die Achtung; sei nicht so strenge, daß man deiner überdrüssig werde, und nicht so sanft, daß man gegen dich anmaßend werde.

Obwohl jeder das Schicksal hat, einmal zu sterben, lege deinen Kopf nicht in den Rachen des Löwen.

Nicht jedes Geheimnis, das du hast, teile deinem Freunde mit; weißt du denn, ob er nicht einst dein Feind wird? Und alles Böse, das du deinem Feinde zufügen kannst, tue ihm nicht, es ist ja möglich, daß er einmal dein Freund wird.

Wo du kein Geld hast, kannst du niemanden zwingen, und hast du Geld, so brauchst du keinen Zwang.

Falschheit zu meiden wird immer als Weisheit betrachtet, weil es dem Lügner an Achtung der Menschen gebricht.

Der Gebildete wird, wohin er auch kommt, geschätzt und auf den Ehrenplatz gesetzt, der Ungebildete aber wird, wohin er kommt, nur Bettelgaben aufheben und Not erleben.

Vorzüge sind verloren, Wenn sie verborgen bleiben; Anzünden muss man Aloe Und Moschus zerreiben. – Der Duftgarten (Bustan-e-Saadi), übersetzt von Friedrich Rückert

Ich bin das Stäubchen Nichts im Hauche deines Seins; Dasein und Nichtsein ist in meiner Kleinheit eins.

Es ißt und spricht der Einsichtsvolle dann nur, wenn er sieht, daß durch Fasten oder Schweigen ihm und andern Leid geschieht.

Der Eingebildete sieht nur sich selber, Der Eigenliebe Schleier deckt sein Auge; Könnt er durch Gottes Auge schaun, er sähe Daß unter allen keiner wen’ger tauge.

Zweierlei Leute sterben mit Herzeleid: wer gehabt und nicht genossen, und wer gewußt und nicht gewirkt.

Man kann kein kleinstes Wort im Scherze sagen, dem Weisen wird es eine Lehre tragen. Von Weisheit hundert Hauptstück, einem Toren Gepredigt, sind ein Scherz, in seinen Ohren.

Gäbst du dahin als Preis der ganzen Erde Reiche, Um einen Tag wird doch dein Sein vermehret nicht.

Kein Wort, und sei es noch so leicht gefallen, Wird echolos im klugen Sinn verhallen. Doch Weisheit, hundertfach dem Schwachkopf vorgelesen, Verläßt wie Scherz sein Ohr, wie nie gewesen.

Mit der Schwäche des Feindes habe kein Erbarmen, denn wenn er mächtig wird, hat er auch mit dir kein Erbarmen.

Einer von den Scheichen in Damaskus wurde gefragt, was denn das wahre Wesen der Sufi sei? Er antwortete: Ehedem war es eine Menschenklasse, in der Welt zerstreut, aber in Wirklichkeit gesammelt; jetzt sind es Leute, äußerlich gesammelt, aber innerlich zerstreut.

Wer gern verschenkt, von dem ist Reichtum fern, und wer den Reichtum hat, verschenkt nicht gern.

Soll man das schöne Himmelslicht anklagen, weil die Fledermäuse der Sonne Strahlen nicht ertragen können? Eher mögen tausend Fledermausaugen geblendet werden, als daß die Sonne sich deshalb verfinstere.

Ein Einsichtsvoller hatte den Kopf in die Kleiderfalten der Betrachtung gesteckt und war in das Meer der Beschauung versenkt.

Ein Wort, das man nicht offen darf vortragen, Soll man auch im geheimen keinem sagen; Viel besser ist es sein Geheimnis ganz zu verschweigen,! Als, um Bewahrung bittend, Fremden es zu zeigen.

Vom Abend bis zum Morgen saß er am Bett des Kranken und weinte. Am nächsten Morgen starb er, der Kranke aber lebte weiter.

Leihe denen, die arm sind, und verlange etwas von denen, die reich sind, so werden sie nicht mehr zu dir kommen.

Für den unwissenden Menschen gibt es nichts Besseres als Schweigen. Wenn er das aber wüßte, so wäre er kein Unwissender

Der Liederlichkeit stelle die Sanftmut entgegen: das scharfe Schwert schneidet nicht die weiche Seide.

Der Verständige ist wie des Gewürzhändlers Tafel, stillschweigend seine Trefflichkeiten vor Augen stellend; der Unverständige ist wie eine Kriegstrommel, laut tönend, im Innern leer, mit eitlem Getöse.