Zitate von Theodor Fontane
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…[Mathilde], in deren ganzem Verhalten sich die einzig wahre Bildung ausspräche, die Herzensbildung.
Den höchsten Anlauf nahm die Menschennatur, als sie einen gotischen Dom in Vollendung dachte. Aber er ist ein Ideal geblieben und mit Recht; denn das Vollendete muß unvollendet bleiben. Die fertigen gotischen Dome sind nicht vollendet, und die vollendeten sind nicht fertig.
Es gibt nicht zwei Sorten von Anständigkeit, und was ein anständiger Mensch nicht darf, das darf auch ein anständiger Staat nicht. Verstößt der Staat gegen diesen einfachen Satz, so gibt er ein schlechtes Beispiel.
Auch gibt es herzlich wenig Menschen, die selbständig denken und fühlen und einen Edelstein als solchen erkennen, wenn er auch in einem Kuhfladen liegt.
Realismus ist die künstlerische Wiedergabe (nicht das bloße Abschreiben) des Lebens.
Auflehnungen, die mehr sind als ein Putsch, mehr als ein frech vom Zaun gebrochenes Spiel, tragen die Gewähr des Sieges in sich, wenn nicht heute, so morgen.
Alles regelt sich nach einem Gesetz des Gegensatzes, das zugleich ein Gesetz des Ausgleichs ist.
Immer nachgiebig sein, immer Sorgen und Ärgernisse lächelnd überwinden, das leistet niemand.
Herze, wilst du ganz genesen, sei selber wahr, sei selber rein! Was wir in Welt und Menschen lesen, ist nur der eigne Widerschein.
Sie hat das Pulver nicht erfunden, ist aber ein rechter Beweis dafür, daß es darauf nicht ankommt.
Ich behandle das Kleine mit derselben Liebe wie das Große, weil ich den Unterschied zwischen klein und groß nicht recht gelten lasse.
Man kann den Tod eines geliebten Menschen tief und innig beklagen und doch in Hoffnung und selbst in Heiterkeit weiterleben.
Gute Verdauung ist besser als eine Million. Dicke Haut ist noch besser als gute Verdauung.
Das Glück, kein Reiter wird’s erjagen, es ist nicht dort und ist nicht hier. Lern überwinden, lern entsagen, und ungeahnt erblüht es dir.
Gaben, wer hätte sie nicht? Talente – Spielzeug für Kinder, erst der Ernst macht den Mann, erst der Fleiß das Genie.
Schande jedem, der zwei Fäuste hat, mit Hand ans Werk zu legen, und sie pomadig in die Hosentasche steckt.
Sieh, das ist das, worauf es ankommt, Mittelzustand – darauf baut sich das Glück auf.
Alles Alte, soweit es den Anspruch darauf verdient hat, sollen wir lieben; aber für das Neue sollen wir eigentlich leben.
Aber man ist zuletzt, wie man ist, und ich war immer ein Singleton, ein Einsiedler von Jugend auf. Ich bin gelegentlich Gesellschaftsmensch, aber doch meistens absolut das Gegenteil davon.
Die Engländer sprechen von einem „honeymoon“ und geben damit ein gewisses Zeitmaß; die Deutschen sind Gott sei Dank gemütlicher und sprechen von Flitterwochen, die statt vier auch 52 und noch länger dauern können.
Es kann die Ehre dieser Welt dir keine Ehre geben. Was dich in Wahrheit hebt und hält, muss in dir selber leben.
Alles, was mit Grammatik und Examen zusammenhängt, ist nie das Höhere. Waren die Patriarchen examiniert, oder Moses oder Christus? Die Pharisäer waren examiniert. Und da sehen Sie, was dabei herauskommt.
Wenn man die Wahl hat zwischen Austern und Champagner, so pflegt man sich in der Regel für beides zu entscheiden.
Alle Worte, die von Herzen kommen, sind gute Worte, und wenn sie mir helfen, so frag ich nicht viel danach, ob es sogenannte „richtige“ Worte sind oder nicht.
Du wirst es nie zu Tücht’gem bringen Bei deines Grames Träumereien, Die Tränen lassen nichts gelingen: Wer schaffen will, muß fröhlich sein.
Ein ewig Gesetzliches vollzieht sich, weiter nichts, und dieser Vollzug, auch wenn er Tod heißt, darf uns nicht erschrecken.
Unverständlich sind uns die Jungen, wird von den Alten ständig gesungen. Meinerseits möchte ich’s damit halten: Unverständlich sind mir die Alten. Dieses am Ruder bleiben wollen, in allen Stücken und allen Rollen.
O schüttle ab den schweren Traum Und die lange Winterruh: Es wagt es der alte Apfelbaum, Herze, wag’s auch du.
Großzügig zu sein ohne Verschwendung Leicht zu leben ohne Leichtsinn Heiter zu sein ohne Ausgelassenheit Mut zu haben ohne Übermut.