Ulrich Erckenbrecht Zitate
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Was für eine Rückentwicklung vom Darwinfinken zum sozialdarwinistischen Schmierfinken.

Die Menschen schneiden sich mit Spiegelscherben ins eigene Fleisch, wischen das Blut ab und schneiden Grimassen, lachend ohne Erkenntnis. Der Wahnwitz steigert sich durch Witzwahn. Das Lachen lacht sich tot.

Mit den Diabolisten ist nicht gut Kirschen essen, denn sie kämpfen sowohl gegen die Götter als auch gegen die Gottlosen.

Selbstdenker, die nur an ihr eigenes Selbst denken, sind weder Selbstdenker noch Sonstwasdenker.

Er irrte so lange in der Nähe der Wahrheit umher, bis die Wahrheit sein Getrampel nicht mehr hören konnte und sich schweigend entfernte.

Wer da sagt: „Entweder ich oder das Chaos“, der repräsentiert bereits das Chaos.

Kunst war einmal, was schön gemacht ist. Kunst nennt sich heute, was hübsch häßlich ist.

Die drei Prinzipien der traditionellen „Kritischen Theorie“: Erstens: alles ist dialektisch. Zweitens: alles ist gesellschaftlich bedingt. Drittens: alles muß kritisiert werden. Mit diesen drei Prinzipien kann man dann jeden beliebigen Gegenstand bearbeiten und verhackstücken

Das Charakteristische an Tragödien ist, daß hinterher keiner daran schuld gewesen sein will.

Es gibt nur eine einzige sinnvolle Aufgabe der Literaturwissenschaft: Sie soll die lesenswerten Primärtexte ordentlich edieren und ansonsten die Tinte halten.

Die Theorien der Seminarphilosophen sind weder wahr noch falsch noch sinnlos; sie sind einfach nur unsagbar langweilig.

Politik ist ein schmutziges Geschäft, glauben viele. Manche ziehen daraus den Schluß, es genüge, das Geschäft neu anzustreichen.

Früchte vom Baum der Erkenntnis? Bei näherem Hinsehen Äpfel vom hohen Roß der Ideologen.

Der Brief ist ein unangemeldeter Besuch, ein unhöflicher Überfall – schrieb Nietzsche. Man merkt, daß er die Schrecken des Telefons noch nicht kannte.

Die schwierigste Lektion für einen Schriftsteller ist die, daß die Leute nur eine bregrenzte Zeit bereit sind, ihm Gehör zu schenken.

Dafür zu sorgen, daß Leute, die man langweilig findet, sich nicht langweilen – ist langweilig.

Wer die Butter auf dem Brot nicht sieht, hat schlechte Augen oder schlechte Brötchengeber.

Die Ionensphäre der Philosophie: Fiktion, Illusion und verabsolutierte Abstraktionen.

Geburtstag der Regierung: amtliche Rührung verspritzt das Bulletin, gezierte Schultern klopfen sich gegenseitig in Stücke, der Jubelhahn wird aufgedreht, um das Gehirn zu überschwemmen. Wehe, ihr freut euch nicht!

Am Anfang war die Stille, dann kam das Wort, gleich darauf das Geschwätz – und zum Schluß wieder das Schweigen.

Das So-und-nicht-anders-sein-können mußte sich vom Immer-schon-durchgeblickt-haben eine Bindestrichentzündung diagnostizieren lassen.

Was tat Gott vor Erschaffung der Welt? Er saß in einem Birkenwald und schnitzte hölzerne Pseudoargumente für lutherische Theologen.

So mancher Sachzwang ist in Wirklichkeit nur die Zwangsvorstellung eines Sachbearbeiters.

Nachdem das 20. Jahrhundert lange genug die Reprisen des 19. ausprobiert und durchlitten hat, sollte das 21. wieder auf die hellsichtigen Intentionen des 18. zurückgreifen.

Ein Schreibtisch wird so lange aufgeräumt, bis alles hübsch ordentlich aussieht und man nichts mehr wiederfindet.

Es gibt vier Arten von Interpretationen: Überinterpretationen, Unterinterpretationen, Fehlinterpretationen und Hinterpretationen.

Der Satz, daß die Sensation von heute die Banalität von morgen ist, war gestern schon trivial.