Zitate von Wilhelm Schwöbel
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Der verbrauchte Mensch, der nichts mehr zu erleben vermag, möchte doch, daß Wert behält, was er einst für erlebenswert hielt.

Der Buddhist erstrebt ein erhabenes Entrücktsein als Dauerzustand, indem er seine Emotionen daran hindert, das Tun zu veranlassen, in dem sie sich bewähren, erfüllen und auflösen sollen. Er huldigt einem kultivierten Behagen ohne biologischen Sinn.

Es sind nicht wenige, die der Demokratie vor allem deshalb zugetan sind, weil sie hoffen, in dieser Staatsform ihren Egoismus am ungestörtesten in aller Stille ausleben zu können.

Kein echter Bürokrat zweifelt im Ernst daran, daß sich im Bedarfsfall auch Naturgesetze durch Erlaß außer Kraft setzen lassen.

Im friedlichsten Christentum steckt immer noch ein Stück an Auflehnung gegen die Inhumanität der Natur beim Annehmen oder Verwerfen während der Entwicklung.

Die Deutschen bewundern die Gescheitheit anderer auch dann noch, wenn sie von ihnen damit das Fell über die Ohren gezogen bekommen.

Gründlich, wie die Deutschen sind, und ohne Instinkte zur Selbsterhaltung, wird das vorletzte Kapitel ihrer Geschichte logischerweise den überraschenden Titel tragen: Ein Volk kämpft für seinen Untergang.

Ansichten riechen nach dem Stall, aus dem sie kommen. Einsichten sind geruchlos und überall zu hause.

Es war schon immer so, daß die großen Tiere, nachdem sie sich untereinander mit Grunzen und Schubsen zu vertragen gelernt hatten, vom kleinsten Ungeziefer am zuverlässigsten umgebracht wurden.

Das Delegieren von Verantwortung ist bequem. Es kostet aber meist ein Stück der eigenen Freiheit.

In der Kirche suchen manche Menschen vor allem den Ernst, da sie ihr eigenes Dasein im Alltag als etwas Albernes empfinden.

Im Gegensatz zu früher sind die Kinder heutzutage weniger von Infektionskrankheiten bedroht, dafür aber um so mehr von der Unvernunft ihrer Eltern.

Alles, was an der Natur schön ist, weiß sie nicht selbst, sondern nur der Mensch, der sie betrachtet.

Deutsche verwirrt und macht sie unberechenbar, sobald es ihnen nicht gelingt, für einen Unsinn eine moralische Rechtfertigung zu finden, den sie sich mangels praktischer Vernunft geleistet haben.

Als Kompromiß wird eine halbe Wahrheit bezeichnet, die von zwei Irrenden gefunden wurde.

So gescheit die Gedanken auch gewesen sein mögen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens hatte: alt geworden, ist er wieder so naiv wie sein Enkel von zehn Jahren.

Zergrübelte Denkergesichter zeigen, daß mit dem Gehirn zwar viel gewerkelt, aber nichts Gescheites gefunden wurde, das die Falten wieder geglättet hätte.

Bei den Deutschen scheint die Gefahr, daß der Staat zum Widersacher des Volkes wird, besonders groß zu sein.

Manche Religionen haben zum Ziel, die Menschen so zu programmieren, daß sie mit dem zufrieden sind, was ihnen das Leben bietet: die Reichen mit viel, die Armen mit wenig.

Anfänger wollen der Allgemeinheit imponieren, Fortgeschrittene den Göttern und die Weisen nur noch sich selbst.

Am lautesten nach Gewaltlosigkeit rufen diejenigen, die sich gewaltlos zu bereichern gedenken.

Es ist schwierig, einen Blödsinn zu machen, der von anderen nicht schon längst mit Vollendung praktiziert worden wäre.

Allseitiger Unbeliebtheit erfreuen sich Deutsche, die über ein Gedächtnis verfügen und Geschichtskenntnisse besitzen.

Aus langweiligen, satten Bürgern macht die Not zuweilen interessante und beachtenswerte Menschen.

Auch die Kinder kultivierter Eltern beginnen ihr Leben als kleine Barbaren. Zuweilen gewöhnen sich Vater und Mutter recht gut an diesen Lebensstil. Älter und etwas kultivierter geworden, wundern sich dann die Kinder, was für Barbaren sie als Eltern haben.

Alle vom Menschen aufgestellten Normen sind nur so viel wert, als sie erstreben, was von den Gesetzen der Natur vorgegeben ist.

Für einen Menschen, der genug erlebt hat, heißt sterben, seine Neugier schlafen legen.

Dankbarkeit ist ein Zauberwort, mit dem sich am beständigsten glücklich sein lässt.

Analysieren Kleinbürger bedeutende Persönlichkeiten, kommen sie regelmäßig zu dem Ergebnis, daß große Geister eigentlich ganz gewöhnliche Menschen sind.

Wer Schafe füttert, dem laufen sie nach, wer Falken großzieht, dem fliegen sie davon.

Zum Phänomen der Dummheit gehört die Unfähigkeit, eigene Ansichten in Frage zu stellen. Dieser Mangel findet sich auf jeder Intelligenzstufe und ist um so schwieriger zu erkennen, je differenzierter das Gehirn eines Menschen ist.

Es ist schwierig, eine deutsche Politik zu betreiben, wenn die Deutschen aus Übermut meinen, sie müßten alles mögliche sein, nur keine Deutschen.

Die Jugend denkt an morgen und übermorgen. Die Sorgen um die fernere Zukunft machen sich die Alten.

Den Fleißigen nehmen und den Faulen geben, macht die Welt noch lange nicht zum Paradies.

Aus jedem Alltäglichen läßt sich für einige Zeit etwas Besonderes machen, aber nur das Seltene bleibt auch auf Dauer etwas Besonderes.

Das Streben nach Bewußtheit führt den Buddhismus in eine Erstarrung, da es das schöpferische Unbewußte verdrängt.

Zum Erscheinungsbild des Normalen gehört immer auch eine gehörige Portion an Primitivität.

Wenn manche Tiere auch sehr eigenartig aussehen, so sind sie doch das Beste, das die Natur für einen bestimmten Lebensraum hervorbringen konnte.

Nach gängiger Meinung leidet unter Vorurteilen, wer sagt, was er in den Gesichtern seiner Zeitgenossen liest.

Jeder Blödsinn kann bedeutsam werden, sobald sich nur hinreichend viele Leute zusammenfinden, die dumme Gedanken in Taten umsetzen.

Als Denken bezeichnet man die Tätigkeit eines Gehirns, dem nachdrücklich gesagt wurde, es solle arbeiten und nicht nur spielen.

Je undurchsichtiger eine Regierung agiert, desto durchsichtiger macht sie sich ihre Bürger.