Zitate von Wladimir Tendrjakow
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Liebt man den so oft ohne Eigennutz? Selbst von einer Frau erwartet man immer irgendwie Lohn für die Liebe.

Die Welt ist nicht vernünftig, Gerechtigkeit ist nicht allmächtig, das Leben nicht wertvoll.

Ein jeder Dichter, wie klein sein politisches Äckerchen auch sein mag, strebt danach, möglichst viel Lorbeer davon zu sichern.

Vermutlich war die Menschheit mit so beträchtlichen Mängeln behaftet, weil sie in aller Eile zusammengeschustert worden war.

Gesegnet sei die Natur, die uns Lebende mit der Fähigkeit ausgestattet hat, das Leben für eine Weile zu vergessen.

Der Mensch aber ist als Einzelgänger schwach und wird mit der Gemeinheit nicht fertig.

Die Sprache des ausgelassenen Todes ist nicht schwer zu verstehen, man lernt sie an den ersten Stunden an der Front.

Ohne ein angenehmes Gespräch, das weiß jeder, hat das Bier nicht die richtige Würze, bereitet die so verbrachte Zeit kein Vergnügen.

Wer sich als Nabel der Welt sieht, hat Mühe, zu begreifen, dass Menschen auch mit Hass antworten können.

Musste man an das angebrannte Streichholz erinnern, wenn das Haus schon lichterloh brannte.

Ein Gespräch ist nur dann angenehm, wenn du deine Gesprächspartner mit deinem Wissen, deiner Informiertheit erschlägst.

Nicht kann das Menschliche im Menschen auslöschen. Jeder Mensch verbirgt unverbrauchte Reserven an Güte unter dem Scheffel.

Mittelmäßigkeit bringt Leute stärker voran als forsche Energie und ausgeprägtes Talent.

Jeden Tag, den Gott geschaffen hat, gewöhnen wir uns nur an das eine – Ohnmacht und Schwäche.

Menschen mit pädagogischer Seele kennen keine größeren Lohn als jemandes Aufmerksamkeit.

Wenn die Kinder anfangen, sich von ihren Eltern loszusagen, gerät die Welt aus den Fugen.

Vor der Tür jedes glücklichen Menschen sollte jemand mit einem Hämmerchen stehen und mit seinem Klopfen daran erinnern, dass es auch Unglückliche gibt.

Freude war nichts als Betrug, einen Augenblick war sie da, dann war sie wieder weg.

Nichts im Leben entkräftet und zermürbt den Menschen so wie Warten. Ein Leben in Unbeweglichkeit – absurd! Leben, das ist Tätigkeit, Bewegung. Warten lässt das Leben still stehen. Das Warten auf etwas, dass man nicht weiß, ist eine total unerträgliche Folter.