Zitate von Karl Julius Weber
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Ich habe mich schon oft gewundert, daß nicht durch ganz Europa das Sprichwort läuft: Grob, flegelhaft wie ein deutscher Student.

Bestände das Sterben nur in Geistesaufgebung, so könnten Millionen unsterblich sein.

Wo man Offenheit und Jovialität so wenig zu würdigen weiß, daß man sogleich beleidigende Anspielungen darin findet, darf ein Verständiger nie die eiserne Maske kalter Höflichkeit ablegen.

Das Muss ist ein grober Brettnagel; aber ein bisschen Philosophie söhnt das „Muss“ mit dem „Ich will“ vollkommen aus.

Der ganze Spuk mit 13 rührt wahrscheinlich aus dem Evangelio: Jesus saß zu Tische mit den Zwölfen, folglich war er der 13te, und endete so unglücklich, weil unter den 12 ein Schurke war, Judas.

Die Toten selbst hören nicht auf zu lehren, durch die Bücher, die sie geschrieben.

… folglich kuriert Arbeit viele Narren, und in der arbeitenden, dürftigen Klasse finden sich auch die wenigsten Narren, wohl aber unter Reichen, Mächtigen und Verwöhnten.

Eins begreift das Zeitalter, dem das Überflüssige zum Notwendigen geworden ist, nur wenig, die größte Tugend der Alten und eine der Hauptquellen des Frohsinnes – Einfachheit.

Die Erbsünde Eitelkeit spricht sich am schönsten… in dem größten aller Aussprüche aus, daß wir Ebenbilder Gottes sein wollen.

Langweile hat alle Künste des Schönen und allen Luxus erschaffen, und ist die Essigmutter von Tugenden und Lastern.

Man sagte zwar: „Niemand lebt von der Luft“, aber leben nicht Windmüller und Zeitungsschreiber?

Auf einem Berge stehend umfassen wir die Natur wie das Kind, das auf einen Stuhl gestiegen ist, um den Vater desto besser umarmen zu können.

Allerwärts klagt der Mensch Natur und Schicksal an, und sein Schicksal ist doch in der Regel nur Nachklang seines Charakters, seiner Leidenschaften, Fehler und Schwächen.

Verschiedenheit der Religionsmeinungen findet sich nur bei Alltagsmenschen. Leute von Geist haben nur eine Religion.

Ackerbau und Viehzucht sind die zwei Brüste, die den Staat sicherer säugen, als die Gold- und Silberminen Perus.

Es gibt Männer, welche die Beredsamkeit weiblicher Zungen übertreffen, aber kein Mann übertrifft die Beredsamkeit weiblicher Augen.

Deutsche opferten sich recht eigentlich für die Menschheit, gaben ihren Nationalcharakter preis, um Weltbürgerrollen zu spielen und wurden nichts!

Wir kümmern uns nicht, daß wir nicht da gewesen sind, ehe wir geboren wurden. Warum uns kümmern, nicht mehr da zu sein, wenn wir gestorben sind?

Eine Satire enthält leider in der Regel mehr Wahrheit als eine Lobrede, und in diesem Sinne ist das Bild der Weisheit stets eine Satire auf die Menschheit.

Der Thron der Phantasie ist ein Luftballon, und das meiste in der Welt – Einbildung.

Zeitungsschreiber leben auf den Flügeln der Zeit und von der Zeit und sind Politiker, die in den Augen des gemeinen Mannes auch dafür gelten.

Gott braucht weder Weihrauch noch Myrrhen, weder Kerzen noch Gebet, Gesang und Musik, weder Messen noch Predigten noch Tempel, und daher bleibt das Wort Gottesdienst ein dummes Wort.

Liebe ist ein wahrer Fieber-Paroxysmus, nur daß dieser mit Kälte anfängt und mit Hitze endet, die Liebe aber den umgekehrten Weg geht.

Apotheken und Bibliotheken sind, wo nicht a priori doch a posteriori betrachtet, einerlei – Dyka, Büchse, sind beide gar häufig leer.

Die Ehrgeizigen erklimmen ihre Höhe wie die Schornsteinfeger, auf Händen und Füßen, kriechen durch dunkle, garstige Kanäle und machen sich nichts daraus, wenn sie schwarz aussehen.

Ein gutdenkender Witzkopf ist wegen seiner Aufgewecktheit beliebt wie das Eichhörnchen, beißt nur, wenn man ihn gröblich neckt, und beleidigt nie, ohne lange genug geknurrt zu haben.

Rezensenten gleichen den Torschreibern, die arme Teufel streng visitieren, große Herren aber passieren lassen unter tiefen Bücklingen.

Bücher sind immer noch die wohlfeilsten Lehr- und Freudenmeister, und der wahre Paraklet hienieden für Millionen besserer Menschen.

Eheleute sagen in einer Woche einander mehr Wahrheiten, als der Ehelose in Jahren erfährt, und das ist gut.

Dem Verstande gleicht der Witz in der Materie, der Phantasie mehr in der Form; er ist ein schnellspielender, schnelldenkender Verstand, eine elektrisch wirkende Kraft, die nicht mühsam sucht, sondern findet, ja erfindet –

Mit der Ehre geht es wie mit der Religion; wer sich nicht selbst ehrt und nicht religiös ist im Herzen, den macht das Urteil anderer so wenig zum Ehrenmann, als eine päpstliche Bulle den armen Sünder zum Heiligen, oder ein seidenes Band und Kreuzchen im Knopfloche.

Ein abgewiesener, gekränkter Liebhaber erregt selten Anteilnahme, und doch gehört ganz gewiß diese Art von Kränkung zu den allerherzergreifendsten.

Es ist ein komisch Ding um einen echten Bibliomanen; jede Auktion ist ihm ein Christmarkt und jeder zugeschickte Katalog ein Weihnachtsgeschenk.

Der Genuß der Ruhe und heitern Betrachtung ersetzt dem Greise besserer Art alles Feuer seiner Jugend; und je stürmischer seine Leidenschaften waren, desto höher schätzt er die Unabhängigkeit von der Welt.

Mit der Bedeckung entstand einmal die Mode schon, und mit ihr flog die nackte Keuschheit und Unschuld gen Himmel.

Die Erziehung der Perser ging von vier Punkten aus: Gut schießen, gut reiten, nicht borgen und nicht lügen.

Egoismus sitzt so fest wie die Filzlaus; denn verdient das Hauptlaster meiner Zeit ein edleres Bild?

Leidenschaften sind die Pferde am Wagen des Lebens; aber wir fahren nur gut, wenn der Fuhrmann Vernunft die Zügel lenkt.

Die Meinung, dass etwas ein Übel sei, verursacht oft weit schlimmere Empfindungen als das Übel selbst. Mancher hat schon eine schmerzhafte Operation ertragen, ohne zu erbleichen und zu jammern, während die Umstehenden zitterten, erblaßten und in Ohnmacht fielen.