Zitate von Karl Julius Weber
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Keine Religion macht an und für sich selig, sondern allein die Tugend, die durch Religion erwärmt und gebildet werden soll.

Reisen sind das beste Mittel zur Selbstbildung, weil sie anschaulicher lehren, als mündlicher oder schriftlicher Vortrag, und man zwischen seinen vier Wänden zwar den Menschen kennen lernen kann, aber nicht die Menschen.

Was Richterstuhl und Polizei für den Bürger, muß die öffentliche Meinung für Regenten und ihre Minister werden.

Unter allen Ständen ist der Soldat dem Paradies am nächsten. Im Leben und im Sterben.

In der Jugend sind wir in der Regel sanguinisch, in späteren Jahren cholerisch, nach der Ernte der Erfahrungen mehr oder weniger melancholisch und im hohen Alter stumpf wie das Phlegma.

Um Recht zu tun, braucht’s wenig, und insofern hätte Cicero recht, wenn er binnen drei Tagen ein Rechtsgelehrter zu werden sich getraute, aber um ungestraft Unrecht zu tun, dazu gehört ein Studium.

Man hat beobachtet, dass bei der Pest und anderen Ansteckungskrankheiten diejenigen am ersten angesteckt wurden, die sich am meisten fürchteten.

Mehr als ein leidliches Dasein ist niemand berechtigt von diesem Erdenleben zu fordern; selig sind die, die wenig erwarten, so werden sie auch weniger getäuscht, und glücklich kann kein Gott und König euch machen, wenn ihr es nicht selbst könnt.

In den leeren Wirbeln des Alltagslebens ist eine verlachte Stunde eine Glückseligkeit und unter den hundert Illusionen, die wir für Glückseligkeiten halten, die einzige, die nichts weiter sein will, als sie ist.

Der Hauptbeweis für den Nutzen der Satire ist: alte Satiren werden nicht mehr gelesen; sie haben die belachten Torheiten verschwinden machen.

Eitelkeit ist die Kippe, an der die meisten Großen, gar viele Gelehrten und alle Weiber scheitern.

Von oben herab muß reformiert werden, wenn nicht von unten herauf revolutioniert werden soll.

Wären die Menschen mit ihrem Glück so zufrieden als mit ihrem Verstande, welche Millionen Glücklicher!

Unsere Philologen gleichen meist den Winzern, die den Wein bauen und keltern, aber nicht selbst trinken.

Religion ist ein Prisma, von dessen sieben Farben sich jeder seine Lieblingsfarbe wählen mag, alle aber rühren nur von einem Sonnenstrahl.

Es ist auch ganz gut, wenn die Frau Wasser unter den Wein mischet; Eheleute sagen einander in einer Woche mehr Wahrheiten, als der Ehelose in Jahren erfährt, und das ist noch besser.

Geiz ist die regelmäßigste Leidenschaft und daher leichter zu betrachten, als Ehrgeiz, Liebe, Wollust, etc., die sich abändern nach eines jeden Individualität.

Seelenstärke ohne Seelengröße bildet die bösartigen Charaktere, wie wir sie in den höhern Sphären der Macht und der Ehre nicht selten finden.

Der Kuß der Liebe ist eine symbolische Geschlechtsvereinigung, ein implizierter Beischlaf, und der Beischlaf ein explizierter Kuß.

Viel und gut reden ist das Talent des geistreichen Weltmannes; wenig und gut der Charakter des Denkers, viel und schlecht die Wut des Witzlings, der Schwätzer und Snackschwestern und der Alltagsköpfe.

Ich gedenke oft solcher Politiker, wenn ich im Dorfe von einem Hund angebellt werde, der zweite nachbellt, und alle bellen, und keiner kann sagen, warum?

Große, starke Seelen sind selten ärgerlich, desto mehr aber schwache Männer und fast alle Weiber.

Mit dem Lachen geht es wie mit der Liebe, beide müssen uns überrumpeln oder beschleichen, wenn sie rechter Art sein sollen.

Der Jüngling genießt übrigens der Gegenwart weit weniger, als der Alte der Vergangenheit, zumal wenn solche schön gewesen ist.

Unser Ich gleicht den Flüssen, die ihren Namen beibehalten und stets anderes Wasser rollen.

Der Handel war es, der recht eigentlich die Welt aus ihrer Barbarei gezogen hat, die alte, wie die neue Welt.

Ein Weib, das nichts spricht, ist in der Regel dumm, beim Mann ist der Fall oft umgekehrt.

Tugenden werden nicht nach ihrem innern Wert geschätzt und geordnet, sondern nach der Standesbrille.

Das beste, ins Große gehende Erziehungsmittel der Menschheit nächst Reisen und Weltumgang ist und bleibt die Presse.

Ich finde es geradezu erstaunlich, wieviele kluge Männer sich zum Thema Bescheidenheit geäußert haben.

Echter Humor erhebt sich nie mit beleidigendem Stolz und gebraucht nie seine Kraft gegen Wehrlose.

Der große Haufen kennt nur Religion ohne Moral, das kleine Häuflein Denker mehr Moral ohne Religion.

Kein Buch ist so schlecht, woraus man nicht etwas lernen, oder wobei man nicht auf etwas verfallen könnte, das nicht darin steht.

Lieber Gott! Bitte vermehre entweder meinen Kredit oder vermindere meinen Appetit! Ich bitte dich um nichts als um das Notwendigste, ein bißchen reichlich freilich! Ich bitte dich auch nicht um Gut und Geld, sondern zeige mir nur, wo es ist!

Die Zeit ist der Stoff, woraus das Leben gemacht ist, und in keinem Kaufladen finden wir neuen.

Ruhe des Gemüts ist die Tochter der Weisheit; aber wo diese finden, wenn die Mutter noch nicht gefunden ist?