Freie Presse: jeder darf lesen, was gedruckt wird.

Liebe heißt an jemand denken, ohne nachzudenken.

Alles tiefe Denken entspringt dem Zweifel und endet darin.

Noch 1948 wurden von der katholischen Kirche auf den Index der verbotenen Bücher sämtliche Werke von Sartre und 1952 von Gide gesetzt.

Auf hohlen Köpfen ist gut trommeln. Und je hohler ein Kopf, desto voller das Echo.

Je größer der Dachschaden, desto schöner der Ausblick zum Himmel.

Seit Gott erklärt hat, die Welt sei gut, hat er sich nicht mehr dazu geäußert.

Ich habe nicht die Phantasie, mir die Unterwelt schlimmer vorzustellen als die Etagen darüber.

Wer liebt, vergleicht nicht mehr.

Jede Liebe hat Durchlässigkeiten, fließende Gedanken, ihre vorderste Linie, wo man in Bereitschaft, im Kampf liegt – und überläuft.

Ein paar Wahrheiten muss man sagen, um leben zu können; ein paar verschweigen aus demselben Grund.

Die Speisekarte – das blutigste Blatt, das wir schreiben.

Ich musste nicht alt werden, um zu erfahren, nie wissen zu können, was ich wissen wollte; aber ich musste alt werden, um es vergessen zu können. Und ganz vergass ich es nie.

Jeder hat zunächst den Gottesglauben, den man ihm aufgeschwatzt hat; aber allmählich hat er den, den er verdient.

Aufklärung ist Ärgernis, wer die Welt erhellt, macht ihren Dreck deutlicher.

Ideologie: Idee im Kriegszustand.

Große Leidenschaften brauchen ihre Windstille.

Denken heißt in Zweifeln sterben.

Despotismus hasse ich – selbst den der Vernunft. Wer nur Vernunft kennt und nichts als Vernunft, kann nicht viel Vernunft haben.

Die Christen entwendeten den Juden das Alte Testament und gebrauchten es als Waffe gegen sie. Dabei münzte man den Glauben von der Auserwähltheit Israels zum Absolutheitsanspruch des Christentums und den jüdischen Messianismus zur Lehre von der Wiederkunft Christi um.

Daß Glaube etwas ganz anderes sei als Aberglaube, ist unter allem Aberglauben der größte.

Zynismus – geistreich sein ohne Barmherzigkeit.

Mich selber nehme ich wie vieles: ziemlich wichtig, nie ganz ernst.

Vieles bewundere ich zwischen Himmel und Erde; doch nichts bewundere ich weniger als die Wunder der Religionen.

Wer nicht denken kann, glaubt. Wer Angst vor dem Denken hat, glaubt. Wer glaubt, denken zu können, glaubt. Und das glauben fast alle.

Oft bleibt vom Gedicht in der Deutschstunde weniger als von der Linde im Tee.

Seit Einführung des Rettungsschusses drückt der deutsche Polizist gern ein Auge zu.

Wer leben will, muss vergessen können.

Wer sexuell unbefriedigt ist, kann nicht zufrieden sein, ja häufig nicht friedfertig überhaupt.

Ich will lieber mit den meisten irren als auf meine Weise. So dachte Augustinus. Ich denke umgekehrt.

Sie vernichten Getreide und sammeln Brot für die Welt.

Gegenüber dem Tier ist der Mensch Gewohnheitsverbrecher.

Daß wir, nach Voltaire, die Welt bei unserem Ausgang genauso dumm und erbärmlich zurücklassen, wie wir sie bei unsrem Eintritt fanden, wäre noch erträglicher, als sie auch in zweitausend Jahren noch genauso dumm und erbärmlich vermuten zu müssen wie sie schon vor zweitausend Jahren war.

Was die Gesellschaft am meisten verteidigt, ist ihr Unrecht, nicht ihr Recht.

Doch wer den Standpunkt wechselt, muss nicht seine Überzeugung wechseln, wenn das Wechseln des Standpunkts zu seiner Überzeugung gehört.

Weise sind Kluge, die wissen, wann sie wegsehen müssen.

Politik ist die Kunst, für viele möglichst wenig und für wenige möglichst viel zu tun.

Geist ist imitierbar. Mut nicht.

Ewige Lügen setzen noch keine ewige Wahrheit voraus.