Zitate von Ludwig Börne
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Man fand im Altertum geld- und geistreichere Menschen als jetzt, aber der Wohlstand war weniger verbreitet; es gab keine Bemittelten.
Was die Besten und nur die Besten unter den Zeitgenossen wünschen, das geschieht zwar auch, aber spät; denn da die Besten ihrer Zeit vorauseilen, so werden ihre Wünsche und Bedürfnisse erst die der Nachwelt. Doch was die Menge wünscht, geschieht bald.
Der Glaube ist der rechte, der, daß er der rechte bleibe, nicht gezwungen ist, einen andern irrgläubig zu finden.
Leidenschaften der Regierungen zeugen von Schwäche, Leidenschaften des Volkes aber zeugen von Stärke.
Manche Menschen haben bloß männliche, andere bloß weibliche Gedanken. viele Köpfe, die unfähig sind, Ideen hervorzubringen, weil man die Gedanken beider Geschlechter vereint besitzen muß, wenn ein idealische Geburt zustande kommen soll.
In Meinungskämpfen sei man dann am vorsichtigsten, wenn die Gegner sich uns nähern und uns beistimmen.
Die Freiheit kann reden, denn ihr ist das Wort zugleich Waffe und Beute; die Macht aber ist verloren, sobald sie anfängt, sich zu rechtfertigen.
Man baut selten seine Meinung auf festem Grunde, man baut sie in die Luft, gibt dem Zimmerwerke schwache Stützen, und erst wenn man mit dem Dache fertig ist, unterwölbt man das Gebäude. Auch vor dem gerechten Urteile geht oft ein Vorurteil her.
Der Ruhm glänzt wie die Sonne mit eignem Licht. Die Ehre gleicht der Erde, die mit geborgten Strahlen leuchtet.
Die Vorsehung ist auch weltklug, und heult mit den Wölfen, wie der schlaueste Mensch. Sobald aber ihr Wille reif geworden, wirft sie die Maske ab.
Unterwirft man sich dem Staate, so ist dieses eine traurige Notwendigkeit, aber man soll sich nicht mehr unterwerfen, als man muß.
Es ist etwas in den Augen eines Menschen, was der geübteste Schurke nicht in seiner Gewalt hat. Dieses Etwas verrät ihn.
Vor allen Kindern, die uns begegnen, sollten wir uns tief und ehrfurchtsvoll verneigen; sie sind unsere Herren, für sie arbeiten wir.
Nicht an Geist, an Charakter mangelt es den meisten Schriftstellern, um besser zu sein, als sie sind.
Die Liebe wird wie eine Katze blind geboren, aber die Ehe ist eine Starnadel in der geübtesten Hand.
Wenn das Schicksal ruft: „Le jeu est fait, messieurs!“ – so achten das die wenigsten, erst wenn sie hören: „Rien ne va plus!“ bekommen sie Lust, aber zu spät.
Um zu erproben, welch ein lästiges Geschenk des Himmels der Verstand sei, muß man täglich mit einem Schirme ausgehen und am Ende des Jahres die unvorhergesehenen Regentage zählen.
Was ist selbst der glücklichste Mensch ohne Glauben? Eine schöne Blume in einem Glase Wasser, ohne Wurzel und ohne Dauer.
Gefährlich ist nur das unterdrückte Wort, das verachtete rächt sich, das ausgesprochene ist nie vergebens.
Ruhe ist Glück – wenn sie ein Ausruhen ist, wenn wir sie gewählt, wenn wir sie gefunden, nachdem wir sie gesucht; aber Ruhe ist kein Glück, wenn sie unsere einzige Beschäftigung ist.
Wer in der wirklichen Welt arbeiten kann und in der idealen leben, der hat das Höchste erreicht.
Das größte häusliche Unglück, das einem Mann begegnen kann, ist, wenn seine Frau einmal gegen ihn Recht hat, nachdem er es ihr abgestritten. Dieses einzige kleine Recht dient ihr wie ein Fläschchen Rosenöl; damit macht sie zwanzig Jahre all ihr Geräte und Gerede wohlriechend.
Die Erfahrung gleicht einer unerbittlichen Schönen. Jahre gehen vorüber, bist du sie gewinnst, und ergibt sie sich endlich, seid ihr beide alt geworden, und ihr könnt euch nicht mehr brauchen.
Die Freiheiten, die man zu Zeiten dem Volk gestattete, sollte nichts als Probe sein, ob wohl die Ketten noch gut anliegen.
Der Verstand, als Blitzableiter des Unglücks, kann es an dem Herzen der Menschen unschädlich herabführen, vermag aber nicht, es abzuwenden.
Was dir Menschen geben, mußt du bezahlen mit dem, was du hast, oder teurer, mit dem, was du bist.
Die Frauen haben zuviel Phantasie und Erregbarkeit, um viel Logik zu haben. Frauen sind gründefest.
Die Weiber verlangen das Größte und das Kleinste zugleich, sie fordern Liebe und auch, daß man artig gegen sie sei – eine Million in Scheidemünze.
Man versteht die Kinder nicht, ist man nicht selbst kindlichen Herzens; man weiß sie nicht zu behandeln, wenn man sie nicht liebt, und man liebt sie nicht, wenn man nicht liebenswürdig ist.
Die Vaterlandsliebe hat keine Stufen; wer nicht alles tut, hat nichts getan, wer nicht alles hingibt, hat alles verweigert.
Philidor konnte sechs Schachpartien zugleich spielen, und er gewann sie alle. Doch das waren hölzerne Figuren, die stille stehen, bis man sie bewegt. Wer aber mit Menschen spielt, verliert gewiß, wenn er mehrere Spiele gleichzeitig verfolgt.