Zitate von Ludwig Börne
page 4
Das Schmollen der Weiber ist nichts als ein Guerillakrieg, den sie gegen die konzentrierte Macht der Männer führen, ein Krieg, in dem sie immer siegen.
Als Pythagoras seinen bekannten Lehrsatz entdeckte, brachte er den Göttern hundert Ochsen dar. Seitdem zittern die Ochsen, so oft eine neue Wahrheit ans Licht kommt.
Es könnte eine zweite Sündflut über die Erde kommen, was würde sie nützen? Die Toren und die Bösen würden untergehen, aber Torheit und Bosheit würden bleiben.
Der Unterschied zwischen Freiheit und Freiheiten ist so groß wie zwischen Gott und Göttern.
Seitdem das Wunderbare vor unsern Augen sich erfüllt hat, haben wir alle Berechnung für das Natürliche verloren.
Die Deutschen haben unter allen Nationen am meisten philosophiert; das kömmt daher, sie haben am wenigsten gelebt.
Wie habe ich mich auf meinen Reisen bemüht, etwas zu finden, das lächerlicher wäre als die deutsche Zensur! Aber ich habe vergebens gesucht.
Es ist schwer zu entscheiden, welches ein verdrießlicheres Geschäft sei: Die Lichter putzen oder Weiber durch Gründe belehren. Alle zwei Minuten muß die Arbeit wiederholt werden.
Jede Schlag des Herzens schlägt uns eine Wunde, und das Leben wäre ein ewiges Verbluten, wenn nicht die Dichtkunst wäre. Sie gewährt uns, was die Natur versagt: eine goldene Zeit, die nicht rostet, einen Frühling, der nicht abblüht, wolkenloses Glück und ewige Jugend.
Bedenkt ihr denn nicht – doch nein, man muß nicht bedenken, wo man fühlen soll – Fühlt ihr denn nicht, wie abgeschmackt es sei, mit der Elle des Schneiders das Weltmeer ausmessen wollen?
Wie es unter einer Million Menschen nur tausend Denker gibt, so gibt es unter tausend Denkern nur einen Selbstdenker.
Ein verrostet Schild flehte zur Sonne: Sonne, erleuchte mich! Da sprach die Sonne zum Schilde: Schild, reinige dich!
Was ist Glück? Eine demi-tasse im Café de la Bourse. Von außen ist die Tasse groß, und man glaubt, es werde uns viel eingeschenkt. Trinken wir aber, erfahren wir, daß man uns keine fünfzig Tropfen gegeben, so spitzbübisch sind Boden und Wände des Gefäßes.
Es ist mit der Herrschbegierde wie mit der Eßlust. Bei schwachen Gemütern ist jene oft am stärksten, wie diese oft am größten ist bei Menschen von schwacher Verdauung.
Es gibt nichts Angenehmeres auf der Welt, als in Paris zu sterben: denn kann man dort sterben, ohne auch dort gelebt zu haben?
Alle Hunde, die ihren Hof bewachen, haben sie von der Kette losgelassen; alle hungrigen Zeitungsschreiber mußten ein Geschrei erheben, ehe man ihnen die Schüssel füllte, und dieses Gebell und dieses Geschrei sollen das Konzert der öffentlichen Meinung bilden.
Gibt es eine Eigenschaft der menschlichen Natur, die man nicht erwerben kann, die angeboren sein muß: so ist es die Dummheit.
Das Licht, das sogenannte offizielle Mitteilungen verbreitet, ist oft nichts als ein Irrwisch, der uns in Sümpfe führt.
Die Natur führt uns auf dem Wege der Zuckerbäckerjungen zur Weisheit: sie übersättigt uns mit den Genüssen, die wir meiden sollen.
Die Weiber haben Launen, weil sie zu gut sind, das Böse nach Grundsätzen, und zu schwach, das Gute mit Dauer zu üben.
Eine Frau von innerer Güte ist immer liebenswürdig befunden worden, und eine, die noch nach drei Tagen hässlich gefunden wird, ist gewiss nicht liebenswürdig.
Die unwandelbare Freundschaft und der ewige Friede zwischen allen Völkern – sind das denn Träume? Nein, der Haß und der Krieg sind Träume, aus denen man einst erwachen wird.
Mündliche Verleumdung ist das Geschoß aus einer Windbüchse: Man sieht das Schlachtopfer fallen, doch der Täter der geräuschlosen Tat bleibt unentdeckt. Gedruckte Übelrede ist die Kugel eines Pulvergewehres, wobei Knall und Licht den Mörder verraten und der Strafe überliefern.
Armut ist eine Sandbank, Reichtum ein Felsen im Meer des Lebens. Die Glücklichen schiffen hindurch.
Einen Dieb zum Nachtwächter und einen Jesuiten zum Zeitungsschreiber bestellen, das ist einerlei.
Die Meinung ist eine Küche, worin alle Wahrheiten abgeschlachtet, gerupft, zerhackt, geschmort und gewürzt werden.
Manche Systemfabrikanten gleichen jenem Barbaren, der seine Schlachtopfer verstümmelte oder ausdehnte, bis sie in sein eisernes Bett paßten.
Der Geist des Mannes ist sonnenlichter Tag, der Geist des Weibes gleicht mondheller Nacht – und der trübste Tag ist heller als die hellste Nacht.